Brandenburg hat Wasser bis zum Abwinken. Über 3000 Seen, über 33.000 Kilometer Fließgewässer. Wahnsinns-Paddelreviere tun sich da auf. Wir waren hier schon oft zum Wandern auf dem Wasser. Und müssen resümieren: Eine der schönsten Paddeltouren Brandenburgs ist die Kanutour auf dem Rhin, einem der letzten naturbelassenen Flussläufe Brandenburgs.
Zwei Mal haben wir die Paddeltour, die in der Residenzstadt Rheinsberg beginnt, nun schon gemacht. Sie ist immer wieder schön, aber mittlerweile vom Klimawandel bedroht. Bei unserer letzten Fahrt saßen wir wegen Niedrigwassers häufig auf. Geht das so weiter mit der zunehmenden Trockenheit in Brandenburg (was leider anzunehmen ist), wird das Paddeln auf dem Rhin irgendwann der Vergangenheit angehören. Also ab ins Boot, bevor er hin ist, der Rhin!
Die Paddeltour auf dem Rhin beschreiben wir in ähnlicher Form auch in unserem Reiseführer → Berlin außenrum. Überlandabenteuer Brandenburg. Alle praktischen Infos findet Ihr am → Ende des Beitrags.
Inhaltsverzeichnis
Stechpaddel verboten!
Wir sind bei der Natur zu Gast. Gleiten durch sie hindurch. Über uns wiegen sich Baumkronen im Wind. Ein Blättermeer, durch das die Sonne blitzt. Dann öffnet sich eine Lichtung. Aus den Hochstaudenfluren steigen Prachtlibellen mit kobaltblauen Flügeln auf und begleiten uns ein paar Meter. Gelbe Schwertlilien spiegeln sich im Wasser.
Hinter der nächsten Kehre verengt sich der Fluss auf eine halbe Bootslänge. Wir müssen die Köpfe einziehen, weil ein umgestürzter Baumstamm quer liegt. Totholz und mächtige Wurzeln tun sich nun am Ufer auf – als würden hier Mangroven wachsen. Aber es sind vorrangig Erlen und Eschenwälder, die das Naturschutzgebiet des Rheinsberger Rhins prägen, einem der letzten naturbelassenen Flussläufe Brandenburgs. Bei ausreichend Wasserstand darf man darauf während einiger Monate im Jahr unterwegs sein.
Allzu viel paddeln, um voranzukommen, muss man auf der Tour aber eigentlich nicht. Da der Rhin unbegradigt ist, gleicht er an manchen Stellen ein wenig einem Wildwasserbach. 16 Meter Gefälle hat das Flüsschen auf der 16 Kilometer langen Strecke. Das sorgt für eine hohe Fließgeschwindigkeit. Der Fluss trägt einen dahin, laut unserem Verleiher mit etwa sechs Kilometer die Stunde.
Die Tücken des Rhin
Die Tour wäre an sich ein geschmeidiges Abenteuer, hätte der Rhin nicht auch seine Tücken, seine Hürden und Hindernisse. Engstellen, wo die Strömung einen in die Böschung treibt. Biegungen, in denen man auf Sandbänken aufsetzt. Niederhängende Äste, die einem die Sonnenbrille vom Kopf reißen. Und viele quer liegende Bäume.
Paddeln muss man vor allem, um zu steuern, um die Kurven zu kriegen und in der Rinne zu bleiben. Und wer nicht gut im Paddeln ist, muss doppelt so viel paddeln.
Raus aus dem Boot, rein ins Boot
Dreimal verlassen wir das Boot. Beim ersten Mal ist’s freiwillig: Picknick am Rastplatz bei Zechow. Beim zweiten Mal müssen wir das Kajak bei Rheinshagen umtragen. Sprich: aus dem Wasser nehmen, zur Rhinbrücke hochtragen und auf der anderen Seite wieder zu Wasser lassen. Beim dritten Mal liegt ein Baumstamm so knapp über dem Flüsschen, dass nur das Kanu ohne uns hindurch passt.
Aus dem Kanu zu kommen und wieder einzusteigen, ist die größte Schwierigkeit bei dieser Tour. Vor allem dann, wenn kein Anlegesteg parallel zum Boot das wackelige Unterfangen erleichtert.
Vor zehn Jahren haben wir die Tour schon einmal gemacht. Damals waren wir deutlich schneller unterwegs. Damals war Brandenburg noch feuchter, da hatten wir mehr Wasser unter dem Kiel, saßen seltener auf.
Gerade aber gleiten wir wieder dahin, wie es schöner kaum sein kann. Und der mäandernde Fluss unter uns leuchtet zuweilen so, als wäre darin eine künstliche Lichtanlage installiert. Die nur für uns leuchtet, für die Gäste der Natur.
Rheinsberg angucken!
Vor oder nach der Tour sollte man sich ein wenig Zeit für die schmucke Kleinstadt Rheinsberg nehmen. Vor allem für das Schloss samt Park in Traumlage am Grienericksee. Hier residierte ab 1736 Kronprinz Friedrich, der spätere Friedrich II. bzw. Alte Fritz. Im Schloss befindet sich zudem das Tucholsky-Literaturmuseum. Kurt Tucholsky verewigte Rheinsberg 1912 in seiner Erzählung „Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte.“ Auch in ihr wird übrigens gepaddelt…
Tipp: In Rheinsberg kann man sich auch ein Hausboot oder eine Motoryacht mieten und ein paar Tage mit Freunden oder Familie auf der Rheinsberger Seenkette umherschippern. Lest doch auch mal unseren Artikel dazu: Fahrt ins Blau-Grüne: Mit der Motoryacht über die Rheinsberger Seenkette
Paddeltour auf dem Rhin: Alle Infos im Überblick
- Wo? Start ist in Rheinsberg, Ende in Zippelsförde. Die Kanuverleiher organisieren den Rücktransport.
- Wie hinkommen? Von Berlin fährt die Niederbarnimer Eisenbahn nach Rheinsberg (Umstieg in Löwenberg nötig, Dauer ca. 90 Min.). Vom Bahnhof Rheinsberg sind es bis zu den Kanuverleihern je nach deren Standort ein bis zwei Kilometer.
- Wann? Touren sind aus Naturschutzgründen nur vom 15. Juni bis zum 31. Oktober möglich. In manchen Jahren jedoch ist der Wasserstand bereits Ende August zu niedrig.
- Wo leihen? Anbieter sind bergertours.de, rheinsberger-adventure-tours.de und rhinpaddel.de.
- Wie lange dauert der Spaß? Je nach Wasserstand und Anzahl der quer liegenden Baumstämme könnt Ihr mit 4,5 bis 7 Stunden für die 16 Kilometer rechnen. Man kann die Tour aber auch auf etwa halber Strecke bei Rheinshagen beenden.
- Wie viel kostet der Spaß? Zweier-Kajak 60 Euro inklusive Rücktransfer (Stand: 2024).
Noch mehr kleine Abenteuer rund um Berlin
Dieser Text ist im Original in unserem Reiseführer → Berlin außenrum. Überlandabenteuer Brandenburg erschienen. Im Buch findet Ihr noch 32 weitere kleine Abenteuer, die man in Brandenburg erleben kann:
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