StartMosambikTropenstädtchen mit verblasstem Glanz: Streifzug durch Inhambane

Tropenstädtchen mit verblasstem Glanz: Streifzug durch Inhambane

-

Der Mosambik-Himmel ist auf maximalblau gestellt und die Luft heiß wie ein Ofen, als unser Seelenverkäufer in Inhambane anlandet. Wer aus dem Norden Mosambiks kommt und nach Inhambane will, muss mit der Fähre übersetzen. Die Anreise über Land würde einen langen Umweg bedeuten – schaut einfach mal auf die Karte, dann wisst Ihr, was wir meinen.

Die abgetakelte Fähre ist wie alle öffentlichen Verkehrsmittel in diesen Breitengraden vollvoll. Zum Glück dauert die Überfahrt nicht länger als 20 Minuten, das ist auszuhalten.

 

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Hinkommen? Unterkommen? Ein paar Tipps und praktische Infos zu Inhambane bekommt Ihr am Ende des Artikels.

Inhambane las sich gut im Reiseführer: Ein authentisches Städtchen, das ruhig, sauber und relaxt sei, dazu geschmückt mit ein paar architektonischen Hinguckern. Nur die wenigsten Reisenden würden hier bleiben, sondern direkt weiter zum 24 Kilometer entfernten Strandort Tofo fahren. Genau unsere Einflugschneise also! Wir wurden nicht enttäuscht. Inhambane ist ein guter Tipp für Individualreisende mit Sinn fürs Abseitige.

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Kurzvorstellung Inhambane

Inhambane ist eine alte Stadt. Genau hier ging der portugiesische Entdecker Vasco da Gama im Jahr 1498 erstmals an der ostafrikanischen Küste an Land. Er nannte den Boden Terra da Boa Gente, „Land der guten Menschen“.

Inhambane liegt an der Mündung des Rio Matumba, der hier in die Baia de Inhambane fließt. Die Bucht bohrt sich wie ein Stachel tief ins Festland. Das Meer liegt zwar vor der Haustür, ein Badeziel ist Inhambane dennoch nicht. Der Rio Matumba sorgt dafür, dass das Wasser trüb und flach ist, die Strände werden eigentlich nur von den hiesigen Fischern genutzt. Genau dieser Sachverhalt macht Inhambane aber auch reizvoll – Touristen kommen meistens nur auf im Rahmen eines Tagesausflugs aus Tofo.

 

Tropenstrand
Keine Strände zum Baden: Bucht von Inhambane

 

Inhambane hat 82.000 Einwohner:innen und präsentiert sich trotzdem durch und durch verschlafen. Die Straßen sind breit und leer. An ihnen liegen Gebäude aus allen möglichen Epochen der portugiesischen Kolonialherrschaft, darunter ein paar wirklich spannende. Inhambane ist eine Stadt mit Charakter.

 

Frau läuft auf der Straße in einer bunten Stadt in den Tropen
Inhambane bietet keine großen Sehenswürdigkeiten, aber spannende Kolonialarchitektur aus allen möglichen Epochen

 

Von der Fähranlegestelle zur Kirche

Schon kurz nach der Ankunft mit der Fähre bekommen wir große Augen: Das Terminal de Passageiros de Inhambane ist ein filigranes, weiß-grünes Gebäude im Stil der Portugiesischen Moderne. Der Wartesaal besitzt schlanke Säulen, Glasbausteine und Meerblick. Hier wartet man gerne.

 

Wartehalle einer Fähranlegestelle im Stil der tropischen Moderne
Terminal de Passageiros de Inhambane

 

An das Fährterminal schließt ein länglicher, begrünter Platz an – er ist an diesem Sonntag genauso leergefegt wie der Rest der Stadt. Dort steht ein halbrundes Gebäude mit Flachdach und einem Laden im Erdgeschoss. Unser Reiseführer bezeichnet das Gebäude als „Ship’s Lookout Building“, einen anderen Namen können wir leider nirgendwo finden. Der Bau ist der so genannten Streamline-Moderne bzw. Stromlinien-Moderne zuzuordnen, einem Architekturstil, den kurvige Formen und nautische Elemente (Bullaugen oder schiffsbugartige Rundungen) charakterisieren.

 

Weiß-rotes Gebäude im Stil der Stromlinien-Moderne
Ship’s Lookout Building

 

Die Streamline-Moderne folgte auf den Art déco, ihren Zenit hatte sie in den 1940er-Jahren. Die Gebäude strich man gerne in Pastellfarben – das knallige Rot, in dem sich der untere Bereich des Ship’s Lookout Buildings heute präsentiert, wirkt unpassend.

Nur einen Steinwurf weiter bröckelt die Kirche Igreja Nossa Senhora da Conceição bildschön vor sich hin. Das Kirchenschiff stammt aus dem späten 19. Jahrhundert, der Uhrturm aus den 1930er-Jahren. Schon seit Ende des 20. Jahrhunderts wird der Sakralbau nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Stattdessen baute man gegenüber eine wuchtige neue Kathedrale.

 

Barocke Kirche mit Palme
Igreja Nossa Senhora da Conceição

 

An die Igreja Nossa Senhora da Conceição schließt ein hübsches stilles Viertel mit vorwiegend historischer Bausubstanz an.

 

 

Während sich die einen Gebäude schon im Würgegriff der Natur befinden, wurden andere hübsch restauriert. Dazu gehört dieses bezaubernde „Amt für öffentliche Arbeiten“:

 

Hübsches Kolonialgebäude mit portugiesischer Aufschrift Direccao Provincial de Obras Publicas de Inhambane

 

Die Uferpromenade entlang zum Museum

Im Flachwasser watet ein Mann mit einer Ziege an der Leine zu seinem Dhau, wie die Segelschiffe des Indischen Ozeans genannt werden. Wir schmunzeln über das Bild, zücken das Handy und spazieren weiter.

 

Mann watet mit Ziege in flachem Wasser zu seinem Segelboot

 

Einst war die Uferpromenade von Inhambane gesäumt von Bänken, teils unter schattenspendenden Dächern. Von den Bänken sind noch Stümpfe übrig, aus den Unterständen wurden Skelette:

 

Mann blickt von einer Uferpromenade aufs Meer
Uferpromenade von Inhambane

 

Besser in Schuss ist das herrlich gelegene Nobelhotel Casa do Capitão etwas weiter. Das Gebäude passt durch und durch in die Tropen, erinnert an Niemeyer-Bauten aus Brasilien. Typisch ist die Pilotis, die filigrane Pfeilerkonstruktion des Erdgeschosses, durch die stets ein Lüftchen wehen kann.

 

Hotelgebäude im Stil der tropischen Moderne
Casa do Capitão

 

Danach geht es vorbei an der Alten Moschee aus dem Jahr 1840 und hinein in ein mäuschenstilles Wohnviertel mit Häusern, die auch in Faro stehen könnten.

 

Strahlend weiße Moschee in den Tropen
Schneeweiß: Moschee von Inhambane

 

In einem davon ist das Museu de Inhambane untergebracht: ein Raum, drei Aufseher. Für umgerechnet 1,50 Euro bekommen wir einen Quittungsbeleg, der umständlich von Hand ausgefüllt wird und zugleich die Eintrittskarte ist. Mit diesem dürfen wir ausgediente Telefone, traditionelle Musikinstrumente, eine ausgetrunkene Flasche und laminierte Fotos mit Fischen an der Angel begutachten.

 

Altbackenes Museum mit wenigen Vitrinen
Im Museu de Inhambane

 

Danach werden wir gebeten, uns in eine Liste einzutragen und anzugeben, wie uns das Museum gefallen habe. „Muito bom“ schreiben wir, während uns die Aufseher über die Schulter gucken. Eine Verlegenheitslüge. Dafür bedanken sie sich mit jenem lauten Lächeln, das nur die Mosambikaner können.

 

Weiter zum Bahnhof

Zufallsfund: Wir passieren eine petromoc-Tankstelle, die Architektur-Aficionados begeistern kann. Bei Nacht kommt sie noch besser daher als im gleißenden Licht des Tages:

 

Tankstelle im Stil moderner Architektur bei Nacht
petromoc-Tankstelle

 

„Bahnhof“ heißt unser nächstes Ziel. Der aparte Estação dos Caminhos de Ferro im Art-déco-Stil ist ein halbwegs in Schuss gehaltener Lost Place, den Polizisten bewachen. Eine Schmalspurbahnlinie führte von hier in die gerade mal 80 Kilometer weiter südlich gelegene Stadt Inharrime.

 

Estação dos Caminhos de Ferro Bahnhofsgebäude
Estação dos Caminhos de Ferro

 

1999 wurden Gleise und Bahnhof aufgegeben. Der ehemalige Konferenzsaal ist zerstört, der Billardtisch der einstigen Bar eine Traurigkeit.

 

 

Die Außenbereiche aber, wo man auch eine nostalgische Lokomotive angucken kann, wirken gepflegt.

 

Historische Lokomotive

 

Ins Geschäftszentrum

Über die breite Avenida da Independência steuern wir das Zentrum der Stadt an. Dort befindet sich das adrette weiße Gebäude des Concelho Municipal, des Gemeinderats. Das weiße Palästchen besitzt in seinem Inneren einen herrlichen Treppenaufgang, doch leider dürfen wir es nur von außen fotografieren:

 

Weißer repräsentativer Bau, Aufschrift "Concelho Municipal"
Concelho Municipal

 

Kulturelles Zentrum der Stadt war einst das Cine-Teatro Tofo, ein herrlicher Art-déco-Bau an der Rua da O.U.A. (Organização da Unidade Africana). Heute ist er nur noch ein Schatten seiner selbst, eine dachlose Hülle. „Renascer. Vive a arte, vive a cultura“, wünscht man sich in den sozialen Netzwerken. „Werde wiedergeboren, es lebe die Kunst, es lebe die Kultur!“

 

Cine-Teatro Tofo Art-deco Bau
Cine-Teatro Tofo

 

Blautürkise Wände, lachsrosafarbene Schnitzbalkone, Stuck: Die Casa Hoffman gleich ums Eck ist das farbenfrohste und augenfälligste Gebäude Inhambanes. In dem Stadthaus aus dem späten 19. Jahrhundert lebte einst der deutsche Händler Oswald Hoffman. Heute steht es leer.

 

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Ohnehin wird Farbe groß geschrieben in den Straßen des unter der Woche geschäftigen und am Wochenende wortkargen Zentrums. Auch Street Art kann man entdecken:

 

Mural
Buntes Zentrum: Street Art in Inhambane

 

Viele Läden Inhambanes sind übrigens in der Hand indischstämmiger Händler. Inder leben hier seit Hunderten von Jahren. Früher machten sie den Handel mit Elfenbein unter sich aus. Doch diese Zeiten sind zum Glück passee.

 

 

Inhambane: Tipps und praktische Infos

  • Anreise: Busse und Chapas (gnadenlos überfüllte Minibusse), die von Norden (Vilankulo) kommen, halten in der Stadt Maxixe auf der anderen Seite der Bucht von Inhambane. Von dort setzen die Fähren nach Inhambane über (relativ regelmäßig, Dauer 20 Minuten). Busse und Chapas von Süden (Maputo) fahren hingegen direkt nach Inhambane. Der Flughafen liegt ca. fünf Kilometer östlich des Zentrums (Direktflüge nach Maputo, Beira, Johannesburg und Vilankulo).
  • Übernachten: Es gibt nur wenige Unterkünfte. Ein schönes Hotel der oberen Liga ist die → Casa do Capitão. Herrliche Lage. 19 Zimmer, sechs Suiten und ein Pool. Wir selbst haben in den → Pescador Villas direkt neben dem Fähranleger gewohnt. Komfortable Zimmer mit Terrasse, Restaurant.
  • Literaturtipp: Der englischsprachige Reiseführer → „Mozambique“ aus dem Verlag Bradt Guides sollte im Gepäck sein.

4 Kommentare

  1. Hach Mozambique, ja, das fehlt noch auf meiner Landkarte. Ein Auto wäre ja vorhanden, jedoch muss ich erst meinen Partner überreden sich auf die Polizeikontrollen einzulassen. Auf jeden Fall schreibt ihr immer spannende Geschichten über dieses Land, und erst die Fotos!

    • Liebe Gudrun, danke dir fürs Feedback. Die Mosambikaner:innen sind an sich ein überaus freundliches, lustiges Völkchen. Nur als Polizisten und Busfahrer können sie leider unangenehm sein. Viele Grüße von Gabi und Michael

  2. Hach, das sind wieder großartige Eindrücke und der Ort sieht ebenfalls genau nach unserer Kragenweite aus. Würde uns sicher sehr gefallen. Wir werden sehen, ob wir diesen Teil Afrikas tatsächlich irgendwann einmal bereisen. Aber hatte gerade wieder gelesen, wie anstrengend Mozambique zu bereisen ist, v.a. natürlich mit dem eigenen Fahrzeug. Mal schauen, was die Zukunft so bringt.
    Ganz liebe Grüße, Julia & Daniel

    • Liebe Julia,

      Mosambik ist tatsächlich sehr anstrengend zu bereisen, mit dem eigenen Fahrzeug bzw. Mietfahrzeug nochmals anstrengender als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das hat mit folgenden Gründen zu tun:

      1. Mietfahrzeuge sind sehr teuer, nicht unbedingt viel vorhanden und man braucht auf jeden Fall einen 4WD. Wir haben überhaupt niemanden getroffen, der sich ein Auto vor Ort gemietet hat, nur Leute, die mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind (Overlander).

      2. Die Straßen sind oft in einem katastrophalen Zustand, da tun sich plötzlich Gräben auf und es gibt Schlaglöcher, in die eine ganze Kuhherde passen würde. Auf den Strecken, wo man mal fahren kann, sind Kamikazefahrer in LKWs und Überlandbussen unterwegs.

      3. Ständige unangenehme Polizeikontrollen. Die suchen so lange, bis sie was finden oder du ihnen was gibst: Geld, eine Cola, einen Stift, selbst Handys haben wir schon überreicht gesehen. Das macht auch jeder Bus- und Minibusfahrer. Das würde uns fürchterlich stressen.

      Liebe Grüße an Euch beide zurück
      Gabi und Michael

Wir freuen uns auf Eure Kommentare (E-Mail-Adresse wird nicht angezeigt)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein