Tiere hoch wie Häuser, mit Stoßzähnen von einer Länge, wie wir sie vorher noch nie gesehen hatten: Die Elefanten des Tembe Elephant Parks tragen wahrlich dick auf, wenn es darum geht, Größe zu zeigen. Zu den rund 200 Elefanten im Park gehören einige Tuskers – so nennt man Elefanten, deren Stoßzähne mehr als 45,45 Kilo (sic!) wiegen. Sie sind die Attraktion des Schutzgebiets im Nordosten Südafrikas an der Grenze zu Mosambik.
Obgleich das Reservat die Big Five beheimatet, kommen die meisten Besucher der majestätischen Dickhäuter wegen. Der abgelegene Tembe Elephant Park ist in Sachen Safari eine entspannte Alternative zum überlaufenen Krüger-Nationalpark Luftlinie keine 200 Kilometer weiter. Außerdem kann man im Tembe Elephant Park noch zu einigermaßen zivilen Preisen übernachten. Dort zu wohnen, wo die Elefanten wohnen, war uns wichtig. Wenn schon Safari-Feeling, dann richtig!
Falls Ihr Euch ebenfalls für eine Safari im Tembe Elephant Park entscheidet, findet Ihr in diesem Beitrag alle Tipps und Infos zusammengefasst.
Wichtige Infos vorab: Self-Drives sind auf den sandigen Wegen des Parks nur mit Allradfahrzeugen machbar (früh kommen, die Anzahl der Fahrzeuge, die pro Tag in den Park gelassen werden, ist begrenzt!). Game Drives mit erfahrenen Guides (empfehlenswert) können am Gate gebucht werden. Parkeintritt für 2 Personen mit Auto 390 Rand (ca. 20 €, Stand 2024). Bucht man sich in der Tembe Lodge ein, wird man am Gate abgeholt und zum Lodge-Parkplatz begleitet. Die Game Drives der Lodge finden mit deren Geländefahrzeugen statt.
Inhaltsverzeichnis
Topographie und Geschichte des Parks
Die rund 200 Dickhäuter des Tembe Elephant Parks leben auf einem recht flachen Areal von rund 300 Quadratkilometern. Das Gelände ist in weiten Teilen von Sandwald bedeckt. Soll heißen: viel Busch und wenig Freiflächen. Den klassischen Afrika-Sehnsuchts-Weitblick mit Savanne und Schirmakazie bekommt man im Tembe Elephant Park daher nicht.
Die Tembe-Elefanten sind hier beheimatet, sie wurden nicht angesiedelt. Auch der Tembe-Stamm lebt hier seit Hunderten von Jahren. Doch zu Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Mensch-Tier-Nachbarschaft zunehmend schwieriger. In regelmäßigen Abständen zerstörten die Elefanten die Felder und Ernten des Stamms. Eine Lösung musste her, und die hieß irgendwann: getrennter Lebensraum für Mensch und Tier.
So steckte man ein umzäuntes Areal für die Elefanten ab. Die Menschen, die bis dato dort gelebt hatten, mussten weichen. Wie viele das genau waren, weiß man heute nicht mehr. Man spricht von etwa 500 Hütten, die aufgegeben werden mussten. Das war in den späten 1970er-Jahren. 1983 wurde der Tembe Elephant Park gegründet.
Obwohl im benachbarten Mosambik ein blutiger Bürgerkrieg wütete (1977–1992), blieben die Grenzen für die Elefanten zunächst offen. Die Tiere wanderten zwischen dem Tembe Elephant Park und dem Maputo Elephant Reserve auf mosambikanischer Seite (heute Maputo National Park) hin und her. Damit war 1989 Schluss, nachdem Wilderer im mosambikanischen Kriegschaos begonnen hatten, Elefanten zu jagen. Seitdem sind die beiden Parks durch einen Zaun getrennt. Über eine erneute Öffnung wird diskutiert. Die ist allerdings problematisch, wie unser Guide Patrick bei einer Ausfahrt erzählt:
Bis heute haben sich die mosambikanischen Elefanten vom Kriegstrauma nicht erholt. Sie gelten als sehr aggressiv gegenüber Menschen, ganz anders als die relaxten Tembe-Elefanten. Würde man die Zäune niederreißen, hätte man auch die aggressiven Tiere wieder im Tembe Elephant Park.
Elefanten sind superschlaue Tiere, die aus Erfahrungen lernen. Sie haben schließlich eines der größten Hirne der Tierwelt. Es heißt, ein Elefant vergesse nie. Die Tiere können sich auch Gesichter anderer Elefanten einprägen. Sie helfen sich bei Verletzungen gegenseitig. Und wenn einer trauert, streichelt der Trostspendende den zu tröstenden Elefanten mit dem Rüssel.
Die Könige des Parks…
Unter den rund 200 Elefanten im Park befinden sich acht Tuskers. Wer unseren Artikel von Beginn an aufmerksam gelesen hat, weiß es bereits: Nur Elefanten, deren Stoßzähne über 45,45 Kilogramm wiegen, dürfen sich Tuskers nennen. Wie man das Gewicht der Stoßzähne eines lebenden Elefanten so genau bestimmen kann, ist uns ein Rätsel. Aber egal.
Weltweit gibt es laut jüngsten Quellen nur noch 30 bis 40 Tuskers. Die Steigerung eines Tuskers ist der Big Tusker: Dessen Stoßzähne müssen bis zum Boden reichen. In Tembe gibt es keine Big Tuskers. Aber was nicht ist, kann ja noch werden: Die Stoßzähne eines Elefanten wachsen ein Leben lang.
Elefanten verbringen bis zu 18 Stunden täglich mit Fressen. Bis zu 200 Kilogramm Grünzeug verschlingen sie dabei. Durstig sind sie dazu, 80 bis 100 Liter Wasser am Tag flößen sie sich mit dem Rüssel ein. Ein Elefant hat im Gegensatz zu Wiederkäuern nur einen Magen und verdaut damit schlechter – in der muffinförmigen Elefantenkacke bleibt somit noch viel Nahrhaftes für andere Tiere übrig.
Elefantenweibchen sind in Gruppen unterwegs, dabei macht die älteste Kuh meist auf Matriarchin. Jüngere Männchen trifft man oft zu zweit an. Aus den Augen, aus dem Sinn? Von wegen! Elefanten können mittels Infraschall auf bis zu zehn Kilometer kommunizieren. Und wenn sich zwei Elefanten nach längerer Zeit mal wieder persönlich treffen, begrüßen sie sich per Rüsselschlag. Berüsseln nennt man das.
Ab einem Alter von 30 bis 40 Jahren werden männliche Elefanten zu Einzelgängern. Um zu überleben, brauchen Elefanten keinen Herdenschutz. Ausgewachsene Elefanten haben keine natürlichen Feinde – von den Menschen einmal abgesehen. Sie sterben selten an Altersschwäche oder gewöhnlichen Krankheiten. Sie verenden, weil sie im Alter ihre Backenzähne verlieren und dann nicht mehr in der Lage sind, zu fressen. Elefanten werden bis zu 70 Jahre alt.
Elefanten wiegen bei der Geburt etwa 90 Kilogramm. Bis ein kleiner Elefant auf die Welt kommt, vergehen 22 Monate – eine Rekordschwangerschaft im Säugetierbereich. Ausgewachsene Elefanten können ein Gewicht von bis 6800 Kilogramm erreichen.
… und andere Tiere
Auch wenn sich der Park gerne mit dem Big-Five-Siegel schmückt, so sind die Chancen, alle Big Five zu sehen, eher gering. Nashörner wurden schon mehrere Jahre keine mehr gesichtet. Und auch Löwen und Leoparden tun zumindest während unseres Aufenthalts alles, um von uns nicht wahrgenommen zu werden.
Auf Büffel aber stoßen wir. Zudem treffen wir auf unseren Ausfahrten auf Nyalas, Giraffen und Warzenschweine. Ist doch auch was! Die Wildnis ist nun mal kein programmiertes Theaterstück.
Game Drives im Tembe Elephant Park
Große wilde Tiere in freier Wildbahn zu sehen, ist für uns mit das Aufregendste, was das Reiseleben so hergibt. Zwei Mal täglich gehen wir im Tembe Elephant Park auf mehrstündige Pirschfahrt, ganz früh am Morgen und am Nachmittag. Unser Guide Patrick – wir haben ihn bereits erwähnt – weiß auf jede Frage eine Antwort. Ein freundlicher Mann, der nur ein einziges Mal unwirsch wird. In dem Moment nämlich, als der erste Elefant vorm Landcruiser auftaucht und ein aufgeregter Franzose ein allzu lautes „Hello!“ hervorbringt.
Psst… It is not allowed to talk to wild animals!
Tipp: Zur Webcam am Wasserloch geht es hier.
Das Wasserloch im Tembe Elephant Park ist eine Mischung aus Tankstelle, Freibad und Bar für alle Tiere im Park, nicht nur für die grauen Pfundskerle mit Stempelfüßen. Hier treffen sich nicht nur die Tiere, hier treffen sich auch die Safaritouristen.
Für Letztere wurde in etwa 70 Meter Entfernung ein Ausguck geschaffen. Grundsätzlich sehe man von dort bei den Nachmittagsfahrten mehr Elefanten als am Morgen, sagt Patrick. Die Tiere neigen dazu, kalte Nächte und kühle Morgenstunden im Wald zu verbringen. Dort bleiben sie, bis die Sonne das Land erwärmt hat. Erst dann kommen sie zum Wasserloch.
Wir haben Glück und sehen auch beim morgendlichen Game Drive Elefanten beim Schlammduschen.
Die Nachmittagsausfahrten klingen mit einen Drink aus, meist auf einer der wenigen weiten Freiflächen im Park. Wer Glück hat, sieht dort die Silhouette eines Elefanten im untergehenden Sonnenlicht. Ein Glück, das wir leider nicht haben. No show.
Dafür begegnen wir unterwegs immer wieder Elefanten. Manchmal queren sie nur wenige Zentimeter vor uns den Weg – Momente, in denen das Herz kurz aus dem Rhythmus gerät. Die sandigen Schneisen im Park, auf denen wir unterwegs sind, sind uralte Elefantenpfade. Sie gehören somit auch den Elefanten, die hier das Recht der Vorfahrt haben und für sich auch beanspruchen.
Einmal spaziert ein Elefant mit Wackelhintern eine ganze Weile gemächlich vor uns her. Vorbeilassen will er uns nicht. Ewig hinterher fahren will wiederum Patrick nicht – das kann die Tiere nervös machen. So umfahren wir den Elefanten in einem weiten Bogen durchs weglose Gebüsch, eine überaus holprige Angelegenheit.
Einmal sieht uns ein Bulle nicht sehr amüsiert an. Denken wir zumindest. Doch Patrick weiß, wann die Tiere aggressiv werden und wann eben nicht. Daher nochmals unser Tipp an Euch: Guide nehmen!
Tembe Lodge: Buschdusche, Lagerfeuer und ein paar allgemeine Infos
Natürlich könnt Ihr für deutlich weniger Geld vor den Toren des Parks schlafen und tagsüber auf Safari gehen. Eine Nacht im Busch mit all seinen Geräuschen, Kleintieren und Sternen ist aber durch nichts zu toppen. Außerdem kann man so auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten des Parks (6–18 Uhr) auf Pirsch unterwegs sein.
Preise
Die Tembe Lodge ist deutlich günstiger als viele andere Safarilodges in südafrikanischen Tierreservaten – dafür aber auch einfacher. Der Preis lag im Jahr 2024 für zwei Personen bei umgerechnet etwa 222 Euro pro Nacht. Enthalten sind alle Mahlzeiten (Morgenkaffee, Frühstück, Light Lunch und Abendessen) sowie zwei Game Drives am Tag. Getränke sind separat zu zahlen, aber sehr fair kalkuliert.
Hinzu kommen Parkeintritt (2 Pers. mit Auto ca. 20 Euro), Trinkgelder (pro Tag ca. 15 Euro für Ranger und Personal) und eine Gebühr für die Tembe-Community. Damit werden die Nachfahren der Familien unterstützt, die einst für die Errichtung des Parks umgesiedelt werden mussten. Die Lodge ist anders als der Park nicht in den Händen des Tembe-Stamms, doch sind hier fast ausschließlich Stammesmitglieder angestellt. Das Personal ist unglaublich freundlich.
Bucht am besten direkt auf der → Webseite des Parks, wo genau aufgelistet ist, was im Preis auch tatsächlich inbegriffen ist. Das ist bei Booking.com nicht der Fall!
So wohnt man
Die geräumigen, gemütlichen Safarizelte mit Teppichboden auf Betonuntergrund stehen so weit voneinander entfernt, dass man das Gefühl haben könnte, völlig alleine im Busch zu wohnen – herrlich!
Spektakulär ist die private Open-Air-Außendusche. Wenn man am Abend darunter steht, muss man selbst nicht pfeifen – das erledigen die unzähligen Vögel drum herum für einen.
Auf dem weitläufigen Areal mit seinen Sandwegen gibt es auch einen kleinen, eher unauffälligen Poolbereich. Er geht uns wie die meisten Poolbereiche dieser Welt so ziemlich am Arsch vorbei. Sehr schön finden wir aber das Lagerfeuer nach dem Abendessen. Bei einem Weinchen kommt man schnell mit anderen Afrikafans ins Gespräch. Reisegeschichten sind einfach die besten Geschichten.
Das isst man
Gegen 5.40 Uhr, vor dem morgendlichen Game Drive, gibt es Kaffee, Toast oder Cornflakes. Nach dem Game Drive wird’s herzhaft bei einem Full English Breakfast. Gegen 14 Uhr serviert man ein kleines Mittagessen (zum Beispiel Fish & Chips). Am Abend schließlich wird ein Drei-Gänge-Menü aufgetischt, in der Regel ist immer ein Gericht mit Bushmeat dabei. Unsere Warzenschweinsteaks: vom Feinsten!
Wie lange?
Das südafrikanische Honeymoon-Pärchen, das wir hier trafen, verbrachte fast eine Woche in der Tembe Lodge und ging jeden Tag auf Safari. Uns wäre das auf Dauer zu langweilig. Zwei Tage in der Tembe Lodge reichen unserer Meinung nach, sonst wiederholt sich vieles.
Wann?
Beste Zeit für den Tembe Elephant Park ist angeblich die Trockenzeit zwischen Mitte Mai und September. Dann zieht es die meisten Tiere ans Wasserloch. Allerdings kann es dann vor allem nachts auch empfindlich kalt werden. Eigenerfahrung: Auch der März ist eine gute Zeit, und dazu schön warm.
Mehr Afrika hier auf dem Blog
- Murchison Falls National Park in Uganda: Ganz großes Tierkino
- Im Land der lebendigen Plüschtiere: Lemurengucken in Madagaskar
- Tazara Train: Mit dem Zug von Tansania nach Sambia
- Art déco und tropische Moderne in Mosambik: Architekturspaziergang durch Maputo
- Affentheater: Gorilla-Tracking in Uganda
Wow, das sind ja beeindruckende Fotos. Toll wie nah die Elefanten an den Jeep herankommen. Da bekommt man ja direkt Lust loszuziehen und Afrika zu erkunden.
Viele Grüße
Julia & Basti
Hallo Ihr 2, ja, Afrika ist schon ein sehr sehr faszinierender Kontinent. Danke fürs Feedback und viele Grüße, Gabi und Michael