Eine Reise nach Amorgós ist eine Reise ins Blaue. Das Himmelsblau trifft hier auf ein Mittelmeerblau, das nicht nur blau ist, sondern blaublau. Als der französische Regisseur Luc Besson in den 1980er-Jahren auf die Suche nach Drehorten für seinen Tauchkultfilm „Im Rausch der Tiefe“ (Originaltitel „Le Grand Bleu“) ging, endete seine Reise auf Amorgós. Rund um die östlichste Kykladeninsel fand er jenes tiefe Blau, das er gesucht hatte, dazu jede Menge stimmungsvolle Schauplätze für den Dreh.
Der Film war es allerdings nicht, der uns bewegte, nach Amorgós zu reisen. Es war Thomas. Einer, der die Insel schon kannte, bevor sie Luc Besson ins Kino brachte. Thomas ist Amorgós-Stammgast wie so viele dort. Wir lernten ihn auf der → Ilha Brava kennen, der kleinsten Insel der Kapverden. Das war im März 2025. Thomas schwärmte uns damals derart von Amorgós vor, dass wir schon im Oktober des gleichen Jahres hinfuhren. Und nun ratet mal, wer auch da war?
Die lange und schmale Insel Amorgós erinnert auf Landkarten an ein nach Osten blickendes Seepferdchen. Sie ist keine reine Badeinsel und auch keine, die Fans der Antike in ihren Bann zieht. Wanderer und Ruhesuche jedoch kommen zuhauf. Auf der schroffen, bergigen Insel gibt es eine ganze Reihe schöner Wanderwege, dazu eine bildhübsche Chóra und mit dem spektakulär am Fels klebenden Kloster Chosowiótissa auch eine Sehenswürdigkeit von Rang.

Ein Geheimtipp ist Amorgós allerdings nicht mehr. Wer das schreibt, schreibt Quatsch. Selbst kleinere Kreuzfahrtschiffe ankern mittlerweile vor Amorgós. Einen Kreuzfahrtskai weist die Insel bislang zwar noch nicht auf. Doch der Insel-Bürgermeister hätte gerne einen und möchte damit touristisch zu anderen Kykladeninseln aufschließen. Dann wäre es vorbei mit der Beschaulichkeit der entschleunigten Insel.
Reisetipps Amorgós: Inhaltsverzeichnis
Steckbrief Amorgós
Klein aber oho
Amorgós ist 33 Kilometer lang und maximal 6,5 Kilometer breit. Knapp 2000 Menschen leben auf dem Eiland, es gibt zwei Häfen, den alten Hauptort (Chóra) und verstreute Bergdörfer und Siedlungen.
Windige Insel
Auf Amorgós weht stets ein Lüftchen, selbst im Hochsommer wird es nie zu heiß – ein Grund, weshalb die unter der Hitze stöhnenden Athener gerne anreisen. Meltemi heißt der trockene Nordwind, der die Ägäis von April bis Oktober heimsucht und in der Vor- und Nachsaison auch ganz schön frisch sein kann.
Hinkommen und Rumkommen
Von Athen/Piräus verkehren Fähren von → Seajets und → Blue Star Ferries nach Amorgós. Innerhalb der Kleinen Kykladen tuckert die Skopelitis der → Small Cyclades Lines. Um zu erfahren, wer wann fährt, schaut man am besten auf ferryhopper.com.

Zwischen Anfang Juni und Anfang/Mitte Oktober kommt man mit dem Bus recht gut herum. Aktuelle Busfahrpläne auf amorgosbuscompany.com. Die wichtigste Route führt von Katápola über Chóra und das Kloster Chosowiótissa nach Egiáli. Außerdem gibt es von Egiáli Verbindungen in die Bergdörfer Lagáda und Tholaría. Mietwagenverleiher findet man in Katápola und Egiáli.
Wandern
Wir sind die Insel fast in ihrer gesamten Länge abgewandert, auf alten gepflasterten Maultierwegen genauso wie auf steinigen, schwer zu gehenden Pfaden – denkt an ordentliches Schuhwerk. Die Wanderwege sind mal gut, mal schlecht markiert. Es gibt ca. zehn Routen, sie sind mit unterschiedlichen Nummern gekennzeichnet. Eine Karte, auf der alle Wanderwege eingezeichnet sind, ist vor Ort erhältlich.

Katápola: Hafen mit Charme
Katápola ist der größere der beiden Hafenorte von Amorgós – touristisch gesehen aber unschuldiger und natürlicher als das kleinere Egiáli im Norden der Insel. Katápola besteht aus drei durch unbebaute Streifen voneinander getrennten Ortsteilen, allesamt in der typischen ägäisblau-schwanenweißen Kykladenarchitektur errichtet.

Vor dem mittleren Teil gibt es einen gemütlichen schmalen Kiesstrand, den Tamarisken beschatten. Dahinter steigen die Hänge an:

Der älteste Teil liegt im Süden der Bucht. Dort wird das Leben entlang der schmalen Uferzeile mit seinen Cafés und Restaurants vom An- und Ablegen der Fähren bestimmt. Wenn die Skopelitis einläuft und der Anker rasselnd zu Wasser gelassen wird, kommt Bewegung auf.

Der Charme des alten Fischerdorfs blitzt in Katápola zwar noch durch. Das aber heißt noch lange nicht, dass einem hier die Fische vom Meer direkt auf den Teller springen. Ganz im Gegenteil. Das Meer rund um die Kykladen ist leer gefischt. Um der Nachfrage auf Fisch vor allem im Sommer überhaupt noch gerecht zu werden, wird gefrorener Fisch importiert. Damit sich die Fischbestände erholen, haben die Fischer von Amorgós 2025 beschlossen, sich in den nächsten fünf Jahren selbst zu beschränken und in den Monaten April und Mai (der Laichzeit vieler Fische) nicht mehr fischen zu gehen. Eine Initiative mit Vorbildcharakter.
Essen in Katápola: Greift zur deftigen Inselküche! Eine Spezialität ist Patatáto, Ziegenfleisch in zimtiger Tomatensauce. Gute Hausmannskost bietet die freundliche Taverne Mythos hinterm Hafen. Übernachten in Katápola: Wer im Frühjahr und Herbst im Norden der Bucht (Ortsteil Xylokeratidi) unterkommt, hat am Abend länger Sonne und weniger Wind. Direkt beim Fähranleger im Süden der Bucht ist die alteingesessene → Pension Amorgós eine nette Unterkunft in erster Reihe (schallisolierte Fenster!). Die Pension bietet Zimmer und Studios, doch Achtung: Wer ein Studio mit Kitchenette bucht, sollte nicht davon ausgehen, dort auch kochen zu können. Wir hatten zwar eine Herdplatte im Zimmer, aber weder Topf noch sonstige Küchenutensilien.
Chóra: Hauptörtchen am Berg
Mit dem Bus sind es von Katápola keine zehn Minuten den Buckel hoch. Zu Fuß wandert Ihr in etwa einer Stunde hinauf, der Weg ist markiert. Die Chóra, das Inselhauptstädtchen, wurde in die Berge gebaut, unsichtbar vom Meer und damit piratensicher. Es gibt auf den griechischen Inseln viele Chóras, wie die zentralen, hochgelegenen Orte genannt werden. Die von Amorgós gilt als eine der schönsten.
Ein Traum. Alles strahlt hier weiß wie frisch geschlagene Sahne – bis auf die typischen Fensterumrahmungen der Kykladenhäuschen, die heute wieder alle möglichen Farben haben dürfen. Früher war nur Blau erlaubt.


So still ist es in den schmalen Gässchen, dass man flüstern will. Überall Samtpfoten. Die Katzen, die inoffiziellen Herrscherinnen über die Chóra, scheinen jetzt in der Nebensaison völlig das Zepter übernommen zu haben, faulenzen auf den Stühlen und Tischen der bereits geschlossenen Restaurants und Cafés. Viele Bewohner der Chóra leben nur noch im Sommer hier und verbringen die Winter auf dem Festland.

Es geht treppauf und treppab, die Luft riecht betörend nach Jasmin. Alle zehn Meter ein Kirchlein oder eine Kapelle, es müssen Dutzende sein. Ein Fotomotiv jagt das nächste. Achtet auf die Details: In die Fassaden so mancher Häuser und Kirchen sind Relikte aus byzantinischer und venezianischer Zeit eingearbeitet.

Dem Charme der Chóra erliegen viele, es gibt mittlerweile zahlreiche atmosphärische Unterkünfte. Uns persönlich wäre die Chóra jetzt im Oktober zu zugig. Hier ist es ein paar Grad kühler als unten am Meer. Und nicht selten ist der Ort in eine dicke graue Nebelmütze gehüllt.
Wie ein Krönchen ragen die Reste eines kleinen venezianischen Kastells über der Chóra empor. Vom Hang gegenüber grüßen restaurierte Windmühlen mit roten Zipfelmützen. Es gibt in der Chóra aber noch mehr zu sehen, selbst ein kleines archäologisches Museum und ein Folkloremuseum.
Filmtipp: Auf Youtube könnt Ihr den Dokumentarfilm „Parvas“ (2008) von Gerasimos Rigas abrufen. Im Mittelpunkt steht das einfache Leben des Kneipenwirts Parvas und seiner Familie in der Chóra. Ein leiser, berührender Film.
Chosowiótissa: Das Kloster im Felsen
Die orthodoxen Griechen sind Helden darin, ihre Klöster schwalbengleich an oder auf abgelegene Felsen zu bauen. Das Kloster Chosowiótissa, die Top-Sehenswürdigkeit von Amorgós, krallt sich traumschön an eine Felswand über der Steilküste. Ein Treppenweg führt hinauf.

Das Kloster wurde im 9. Jahrhundert begründet und ab dem 11. Jahrhundert ausgebaut. Im Inneren wird eine Muttergottesikone verehrt, um die sich zahlreiche Legenden ranken. Zwei Mönche leben noch hier.
Acht Stockwerke ist das Kloster hoch, misst in der Breite aber höchstens vier Meter. Tür- und Fensteröffnungen sind winzig. Die Räume klein, rund 65 soll es geben, aber nur wenige sind zugänglich. Schiebt sich mit Euch eine Reisegruppe hindurch, dann wird es ein wenig klaustrophobisch.
Infos: Das Kloster ist für gewöhnlich von 8 bis 13 Uhr und von 17 bis 19 Uhr zu besichtigen. Um eine Spende wird gebeten. Im Inneren darf nicht fotografiert werden. Beachtet die Kleidervorschriften: Knie und Schultern müssen bedeckt sein, keine kurzen Hosen oder Röcke!
Unter dem Kloster guckt die schneeweiße Kapelle Ágia Anna aufs Meer. Das pittoreske Fotomotiv spielte ebenfalls eine Rolle im „Rausch der Tiefe“. Nahebei gibt es einen netten Strand, der selten voll ist.

Streckenwanderung vom Kloster Chosowiótissa nach Egiáli
Die vier- bis fünfstündige Tour ab dem Kloster (Wanderweg 1, gut markiert) ist die meistbegangene Tour der Insel. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sich hier auf die Füße tritt. Die Wanderung ist zwar lang, aber gar nicht mal so anstrengend, denkt an genügend Wasser und Verpflegung! Immer wieder erwarten Euch Panoramen zum Niederknien.
Der schöne alte Maultierpfad war bis zum Bau der Straße zwischen Katápola und Egiáli die einzige Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden der Insel – zumindest für alle, die kein Boot besaßen.

Unterwegs passiert man das fast aufgegebene Bauerndorf Asfodilítis. Schaut Euch nahe den dortigen Zisternen einmal genauer um. Dann nämlich werdet Ihr weiße Strichmännchen auf Steinen entdecken. Die naiven, aber doch künstlerischen Arbeiten erinnern an prähistorische Petroglyphen und sind wie diese keine Malereien, sondern in den Stein geschlagen. Die Männchen und Frauchen tanzen und musizieren, hier und dort sind auch Jahreszahlen aus dem frühen 20. Jahrhundert zu sehen.
Glaubt man dem, was im Netz dazu zu finden ist, handelt es sich um die Werke eines körperbehinderten Künstlers, dessen Name Michaelis Roussos gewesen sein soll. Über 300 soll es rund um Asfodilítis geben.
Ein Traumspot etwas weiter ist die weiß getünchte Ágios-Mamas-Kapelle, die dem kappadokischen Märtyrer Mamas, dem Schutzpatron der Hirten, geweiht ist. Von dem Kapellchen blickt man über die kleine Insel Nikouriá hinweg auf ein Meer, das so blau ist, dass man schon vom Draufschauen besoffen wird. Hier legen wir eine ausgiebige Blaupause ein.

Über das Bergdorf Potamós steigen wir schließlich in zahlreichen Stufen hinab nach Egiáli.

Autotour von Katápola in den einsamen Süden der Insel
Angeschnallt und los geht’s. Um die Strände und Buchten des Südens zu erkunden, nehmen wir einen Mietwagen (in der Nebensaison bereits ab 20 Euro pro Tag). Der Inselsüden wird von Trockenmauern durchzogen. Auf den halbwegs geraden, terrassierten Feldern ist im Gegensatz zum bergigen Inselnorden etwas Landwirtschaft möglich. In den kleinen Bauerndörfern liegt der Hund begraben.
Während die überwiegend sandigen Nordstrände von Amorgós durch den vorherrschenden Nordwind immer wieder mit angeschwemmtem Müll zu kämpfen haben, sind die eher kiesigen Badebuchten auf der Südseite makellos sauber. Dazu gehört der schöne graue Moúros Beach mit seinen hoch aufragenden schwarz-weiß marmorierten Schieferfelsen. Das Wasser ist glasklar, Baden ein Genuss. Über dem Strand hat während der Saison eine Taverne geöffnet.

Luftlinie gerade einen Kilometer weiter südwestlich liegt unser Strandfavorit auf Amorgós: die herrliche Kiesbucht Ammoúdi (bei Arkesíni ausgeschildert). Vom Parkplatz am Ende der asphaltierten Straße läuft man noch ca. zehn Minuten auf einem Pfad hinab. Denkt an feste Schuhe! Ist das hier nicht ein Strandträumchen?

Das westliche Ende von Amorgós markiert die halbrunde Sandbucht Órmos Kalotarítissa: Boote schaukeln im türkisfarbenen Wasser. Am Strand räkeln sich Urlauber in Liegestühlen unter Sonnenschirmen. Das alles sieht auf unserem Foto allerdings schöner aus als es sich vor Ort entpuppt.

Wir fahren weiter, schließlich wollen wir noch ein ganz besonderes Fotomotiv in der nahen Bucht Órmos Líveros einfangen. Dort nämlich rostet seit Jahrzehnten das Schiffswrack der Olympia fotogen vor sich hin. Der Frachter sank hier in der Sturmnacht des 13. Februar 1980 aus bis heute nicht geklärten Gründen. Ganz klar, dass auch diese Bucht im „Rausch der Tiefe“ vorkommt.

Streckenwanderung von Arkesíni nach Katápola
Wer die Einsamkeit des wildromantischen Süden erkunden will, muss die Wanderstiefel schnüren. Der Wanderweg 3 ist ein Klassiker des Inselsüdens und absolut zu empfehlen. Die Streckenwanderung führt in etwa fünf Stunden vom Dorf Arkesíni nach Katápola. Nach Arkesíni bringt Euch in der Nebensaison ein Taxi (26 Euro), lasst Euch zum „Pirgos“ fahren.
Besagter „Pirgos“ ist ein hellenistischer Wehrturm aus dem 4. Jh. vor Christus. In den Turm konnten sich die Bauern der Umgebung im Bedrohungsfall zurückziehen. Ehrfurchtsvoll stehen wir vor den mächtigen Quadern dieser noch immer imposanten Ruine.
Hinter Vroutsi wenden wir uns Richtung Küste. Ein Kapellchen grüßt vom Hügel. Rote Punkte an den Bruchsteinmauern führen uns zu den Überresten des antiken Alt-Arkesíni.

Alt-Arkesíni wurde um 1000 v. Chr. von Siedlern aus Náxos gegründet. Immer mal wieder sind Ausgräber am Werk. Von Alt-Arkesíni, einer der drei antiken Städte auf Amorgós, ist genauso wenig übrig wie von den anderen beiden. Das aber macht ganz und gar nichts, denn allein die Lage auf einem Felssporn samt Kapelle ist schwer beeindruckend. Die steilen Felswände scheinen hier direkt ins cyanblaue Meer abzutauchen.
Weiter geht’s nach Kamari, einem unscheinbaren Dorf. Unterwegs begegnen wir keiner Menschenseele, nur neugierigen Ziegenseelen und einer freundlichen Eselsseele.
„Eselskacke führt dich ins Dorf. Ziegenkacke führt dich in den Abgrund.“
So kommen wir ins Dorf. Steigen danach wieder Hügel hoch und zu Buchten hinab. Der Blick schweift über die Nordküste von Amorgós, im Hintergrund die Südküste von Náxos. Mit genügend Energie kann man kurz vor Katápola noch zu den Ruinen der antiken Siedlung von Minoa aufsteigen. Wir haben diese Energie nicht.
Egiáli: Der Ferienort des Nordens
Der Busfahrer, der uns nach Egiáli bringt, bekreuzigt sich beim Passieren jeder Kapelle gleich mehrmals. Angesichts der vielen kleinen Sakralorte am Straßenrand fährt er die Hälfte der Strecke einhändig.
Der Hafenort Egiáli wird unser zweiter Standort auf Amorgós. Von hier wollen wir den Norden der Insel erkunden.
„Für mich ist das Schönste an Egiáli der Bus zurück nach Chóra. Freunde von mir können sich hingegen keinen anderen Standort auf Amórgos vorstellen.“
Das sagt Thomas, der Inselkenner. An Egiáli, dem nördlichen Hafen von Amorgós scheiden sich die Geister. Die einen lieben den tamariskenbeschatteten Strand vor der Tür, die Restaurants und Bars, in denen es im Sommer manchmal hoch hergeht. Den anderen ist Egiáli ein wenig zu künstlich.

„In den Achtzigern war hier nichts“, sagt Thomas. „Egiáli war kein eigenständiger Ort, sondern nur der Hafen der hoch darüber liegenden Bergdörfer.“ Heute ziehen sich weiße Würfel mit blauen Fenstern die Hänge hoch. Mit dem Bergdorf Potamós ist Egiáli mittlerweile nahezu zusammengewachsen.

Allen Unkenrufen zum Trotz bereuen wir es nicht, Egiáli als Standort für den Norden von Amorgós gewählt zu haben. Jetzt im Oktober ist Egiáli angenehm ruhig, das trifft auch auf die schmalen Strände in und um den Ort zu. Es gibt zwei Supermärkte und mitten an der Uferstraße das urige Restaurant Asteria, das wir gleich mehrmals aufsuchen, so gut wird dort gekocht. Hier tischt man beste Hausmannskost auf. Der Artischockeneintopf ist ein Gedicht, der selbst gekelterte Wein wunderbar.
Unterkunftstipp: Ein wenig Kondition sollte man haben, um sich ohne Auto in der terrassierten Natursteinanlage → Pano Gitonia im Bergdorf Potamós oberhalb von Egiáli einzumieten. Runter läuft man zehn Minuten, rauf mindestens doppelt so lang. Vermietet werden überaus charmante Studios mit Traumterrassen, auf denen man sich gerne einen Schwips zum Sonnenuntergang gönnt.

Nach Lagáda und Tholaría: Die Bergdorfrunde
Bis in die 1980er-Jahre gab es nur Maultierpfade zwischen Egiáli und den Bergdörfern Lagáda und Tholaría. Heute fährt hier der Bus. Und auf den hübsch gepflasterten Maultierwegen sind mittlerweile mehr Wanderer als Esel unterwegs – Letztere braucht man teilweise aber immer noch, um bei Restaurierungen Baumaterial zu den weltfern gelegenen Klöstern und Kapellen transportieren zu können.
Etwa drei Stunden könnt Ihr für die Bergdorfrunde Egiáli – Lagáda – Thoralía auf dem Wanderweg 4 einplanen. Dabei geht einem immer wieder das Herz auf vor lauter Schönheit der Landschaft und Dörfer. Ein Postkartenmotiv jagt das nächste. Blau-weiße Kirchen und Kapellen strahlen unter einem blau-weißen oder blau-blauen Himmel.
Lagáda ist der lieblichere der beiden Orte. Auf die Gehwege sind weiße Blumen mit Kalkfarbe gemalt – eine alte Tradition. Bougainvilleen fallen von weiß getünchten Wänden herab, Katzen sonnen sich auf Treppen. Thoralía ist der „rauere“ der beiden Dörfer, aber auf seine Art ebenfalls sehr einnehmend.
Tipp: Nehmt Euch auf der Tour Wasser und Verpflegung mit. Die meisten Tavernen in den Dörfern haben, zumindest in der Nebensaison, nur am Abend geöffnet. Wer Pech hat, steht selbst beim Bäcker vor geschlossener Tür.
Rundwanderung von Lagáda zur Ágios-Stavros-Kapelle
Fünf bis sechs Stunden solltet Ihr für diese Tour ab Lagáda einplanen (Wanderung 5). Nach Lagáda gelangt Ihr mit dem Bus. Die Wanderung gibt unglaublich schöne Einblicke ins rurale Leben des Inselnordens, dazu hat man immer wieder tolle Ausblicke auf die kykladische Inselwelt, an guten Tagen sieht man sogar Inseln des Dodekanes. Pausieren könnt Ihr an mehreren Kapellen bzw. aufgegebenen kleinen Klöstern – davon mangelt es auch im einsamen Norden nicht.
Schwindelfreiheit solltet Ihr allerdings im Gepäck haben – der letzte Abschnitt zur Ágios-Stavros-Kapelle ist nichts für Leute mit Höhenangst. Immer wieder brechen Wanderer ihre Tour auf dem Abstecher zur Kapelle ab. Der Pfad entlang der steil abfallenden Küste, 600 Meter über dem Meer, ist heftig und zieht sich.

An der herrlich gelegenen, schneeweißen Kapelle Ágios Stavros werden wir schon erwartet. Die zahllosen wilden Ziegen von Amorgós haben sich auch dort häuslich eingerichtet und finden es ziemlich spannend, wenn Wanderer bei ihnen vorbeischauen. Seht selbst:

Von der Kapelle führt ein Pfad in ca. einer Viertelstunde hinauf zum Gipfel des Kroukelos, des mit 823 Metern höchsten Inselbergs. Von dort kann man, so erzählt uns Thomas, Amorgós in seiner ganzen Länge überblicken. Das muss ein herrlicher Ausblick sein. Wir verzichten auf den Gipfelsturm, denn Wolken ziehen auf.
Egal. Wir brauchen ja schließlich auch einen Grund für einen zweiten Amorgós-Besuch.

Reiseliteratur
Unser Kollege Eberhard Fohrer widmet Amorgós in seinem Reiseführer → „Kykladen“ rund 30 Seiten. Mit dabei sind auch zahlreiche Tipps zum Essen, Einkaufen und Übernachten. Das Buch erschien im Michael Müller Verlag.

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