StartEuropaPortugalReben unterm Vulkan: Unterwegs in den Weinanbaugebieten der Azoreninsel Pico

Reben unterm Vulkan: Unterwegs in den Weinanbaugebieten der Azoreninsel Pico

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Auf Pico gibt’s Weine wie sonst keine. Sie gedeihen in einer Landschaft, die gleichfalls einzigartig ist. Die Trauben wachsen zu Füßen des mächtigen Picos heran, eines 2351 Meter hohen Stratovulkans, der der Insel ihren Namen gab. Stellt Euch keine gekämmten Weinberge wie in der Toskana vor. Auf Pico fläzen die Reben auf dem Boden, parzelliert von schwarzen, scheinbar kreuz und quer verlaufenden Mauern aus Lava. Davor der ewige Wellentanz des Atlantiks.

Die herrliche Kulturlandschaft des Pico-Weins steht seit 2004 auf der UNESCO-Welterbeliste. Entlang der bizarr-schönen Lavaküste lässt es sich wunderbar spazieren oder radeln. Verstreut liegen alte Adegas, ehemalige Weinkeller, die heute oft als Ferienhäuschen dienen. Dazwischen auch mal eine Windmühle mit leuchtend rotem Dach.

 

Rote Veranda mit Blick auf mauergesäumte Weinfelder
Weinanbau auf Pico: So sieht Pico unten am Meer aus…

Mit 987 Hektar wird die Fläche der Weinanbaugebiete auf Pico von der UNESCO angegeben. Doch das ist übertrieben. Das war einmal. Viele der alten Weingärten wurden längst aufgegeben. Man schätzt, dass heute noch auf etwa 270 Hektar Wein angebaut wird.

In diesem Beitrag erzählen wir Euch, was es mit den Pico-Weinen so auf sich hat. Wo die Weinanbaugebiete auf der Insel liegen. Und wo man die Tröpfchen kosten kann.

 

Pico-Wein: Inhaltsverzeichnis

 

 

Weine der Lava: Wie alles anfing

Der Weinanbau auf der Azoreninsel Pico hat eine jahrhundertealte Tradition. Bereits 1460, im Jahr der Besiedelung der Insel, wurden die ersten Rebstöcke gepflanzt. Doch der Weinanbau in größerem Stil folgte erst auf die Ausbrüche des Picos in den Jahren 1718 und 1720.

Bei den Ausbrüchen ergossen sich über mehrere Wochen hinweg Lavaströme ins Meer. Sie zeichneten dafür verantwortlich, dass die Küste der Insel heute so aussieht wie sie eben aussieht.

 

Lavaküste bei Sturm
Raue Lavaküste: Der Pico ist schuld, dass die Küste heute so aussieht wie sie aussieht

 

Dazu verwüstete Ascheregen das Land. Danach war auf Pico nichts mehr, wie es vorher war. Felder, auf denen vormals Obst, Gemüse und Getreide angebaut worden waren, waren unter Lava, Staub oder Geröll verschwunden. Insbesondere auf der westlichen Inselhälfte mussten die Bauern umdenken. Nach und nach wandelten sie die rauen Lavafelder in mühevoller Kleinarbeit in Parzellen für den Weinanbau um.

In der schwarzen Asche konnten die Reben Wurzeln schlagen. Und um den Wein vor dem allgegenwärtigen Wind und der salzigen Meeresgischt zu schützen, schichteten die Bauern um die Reben mannshohe Mauern und Wälle aus Lavabrocken. Sie speichern die für die Reben so notwendige Wärme.

 

aufgegebene Weinfelder
Aufgegebene Weinfelder auf Pico: Mauern sollten die Reben vor Wind und der salzigen Gischt schützen

 

Gepflanzt wurde zunächst vor allem die Rebsorte Verdelho, für die Pico noch heute bekannt ist. Aus den Verdelho-Reben keltert man charaktervolle Weißweine mit hoher Mineralität. Bis zu 17 Prozent Alkohol haben diese schweren Tropfen, die nach Haselnuss, Walnuss und Tabak schmecken. Später kamen die Rebsorten Arinto (frisch-duftige, trockene, zitrusfruchtfarbene Weine) und Terrantez do Pico (muskatähnlich) hinzu.

Zur Blütezeit der Verdelho-Rebe wurde Pico-Wein bis an die Tafel des Zaren geliefert. Selbst Tolstoi erwähnte ihn – nicht aber als „Pico-Wein“, sondern als „Faial-Wein“. Der Wein wurde nämlich über die Nachbarinsel verschifft. Ohnehin waren es meist Bewohner aus Faial, die auf Pico Wein anbauten und Adegas unterhielten.

Schwarzes Lavasteinhäuschen umringt von Weinfeldern
Die Weinanbaugebiete von Pico: Historische Adega

 

Verdelho geht, Isabella kommt: Die Zeit des Vinho de Cheiro

Mitte des 19. Jahrhunderts brachten amerikanische Handelsschiffe die Reblaus mit. Die Verdelho-Reben gingen an der Plage zugrunde, viele Winzer verloren alles. Um weiterhin Wein produzieren zu können, pflanzte man aus Amerika stammende Reben an, allen voran die Isabella-Rebe. Die so genannten Amerikanerreben bzw. Direktträgerreben sind gegen das Ungeziefer resistent.

Fortan dominierte auf Pico der Vinho de Cheiro, Wein aus Direktträgerreben (erst in den 1970er-Jahren wagte man den Verdelho-Restart). Der Vinho de Cheiro, wörtlich „Duftwein“, ist ein ganz spezielles Tröpfchen, extrem fruchtig-erdbeerig und manchmal fast lilafarben. Die Österreicher unter Euch kennen den Geschmack vom Uhudler, in Italien keltert man den prickelnden Fragolino aus Direktträgerreben. Der eigenwillige Geschmack der Amerikanerreben wird im Fachjargon als „foxy“ bezeichnet.

Ganz klar: Den Vinho de Cheiro liebt man oder hasst man. Wir gehören zu den großen Fans dieses leichten Weins, der gerne kalt getrunken wird. Viele Kritiker bezeichnen die Reben aber als minderwertig. Manche erinnert der Geschmack des Weins an Bazooka-Kaugummi, an Pennerglück mit Makrele im Abgang oder gar Schlimmeres.

Die Azoreaner lieben ihren Vinho de Cheiro heiß und innig, und zwar nicht nur, weil er ausgesprochen günstig ist – die Literflasche gibt es ab ca. zwei Euro. Auch der Oktopuseintopf, ein kulinarisches Aushängeschild der Azoren, wird in Vinho de Cheiro geschmort.

 

Oktopus aus dem Ofen
Des Azoreaners Leibgericht: Oktopuseintopf in Rotweinsauce

 

Zona das Adegas

Der Weinanbau auf Pico konzentriert sich traditionell auf den Westen und Norden der Insel. Erster Anlaufpunkt für Touristen ist dort die so genannte Zona das Adegas nordöstlich des Fährstädtchens Madalena do Pico. Gleich fünf Postkartendörfer verstecken sich hinter dem etwas nüchternen Begriff: Cais do Mourato, Porto Cachorro, Lajido, Arcos und Cabrito.

Die Dörfer liegen an einem bizarren Küstenstreifen mit rauen Lavaformationen, dazwischen und dahinter die Weingärten. Wo Felsvorsprünge vor der rauen See ein wenig Schutz bieten, errichtete man einst kleine Häfen oder Anlegestellen, um die Weinfässer abtransportieren zu können. Manche dieser einstigen Häfen dienen heute als Badestellen.

 

Badestelle an rauer Lavaküste
Zona das Adegas: Vom Hafen zur Badestelle

 

Die Dörfer sind außerhalb der Weinlesezeit mucksmäuschenstill, genau deswegen aber auch so reizvoll. Es macht Spaß, durch die leeren Gassen zu laufen, in die der Atlantik hineinfunkelt. Viele der schmucken Lavasteinhäuschen haben erdbeerrot gestrichene Türen und Fensterläden, andere sind gefleckt wie Holsteinkühe. Es sind Dörfer wie aus dem Märchen, nur ohne Menschen, Kobolde und Gespenster.

 

Leeres Dorf aus schwarzem Lavastein
Dörfer wie aus dem Märchen

Viele Adegas wurden zu touristischen Zwecken umgewandelt. Wo einst die Weinbauern ihre Werkzeuge lagerten und die Reben kelterten, kann man heute übernachten. Schaut Euch frühzeitig auf den einschlägigen Portalen um, die Häuschen sind begehrt. Wir wohnten in dem Häuschen unten links.

 

Manche Adegas liegen in erster Reihe am Meer, andere haben eine Terrasse in die andere Richtung und blicken auf den mächtigen Pico, dessen Gipfel sich tage- ja selbst wochenlang unter einer dicken grauen Wolkenmütze verbergen kann.

Das Wetter ist kapriziös, wir sind schließlich auf den Azoren. Mal gleicht das Licht einem funkelnden Kristall. Dann wieder schaut der Himmel plötzlich ganz grimmig. Blutergussfarbene Wolken ballen sich zusammen und schneller als Ihr Euch unterstellen könnt, stürmt es und pladdert nur so vom Himmel.

 

Dorf mit schwarzen Lavahäuschen
Hinten türmt sich der mächtige Pico auf. Manchmal versteckt er sich aber wochenlang unter Wolken.

 

Azores Wine Company

Das erste Dorf, das man von Madalena kommend passiert, heißt Cais do Mourato. An seinem östlichen Ende liegt, zurückversetzt von der Küste inmitten der Weinfelder, das 2014 gegründete Weingut Azores Wine Company. Hinter der Company steckt António Maçanita, ein erfahrener Winzer mit Gütern im Douro und im Alentejo. In dem architektonisch spannenden, in der Landschaft fast verschwindenden Bau von SAMI arquitectos kann man Weine degustieren, fein essen und nobel übernachten. Sehr cool und very Portugal.

 

Die Weindegustationen hier stehen und fallen mit den „Sommeliers“, die als Kenner oder Ferienjobber daherkommen können. Dennoch gehören die Weinproben in diesem Gut allein wegen des Ambientes zu einem Must-do auf Pico. Von den bodentiefen Panoramafenstern schaut man über das Weinanbaugebiet auf den Atlantik. Wenn Ihr Glück habt, zieht beim Weinschlürfen auch noch eine Walschule vorbei…

 

Wine with a view

 

Wir knabbern an Käse aus Pico und São Jorge und kosten uns durch die Geschmäcker der Lavaweine. Zunächst wird uns ein Branco Vulcânico ins Glas geschenkt: 85 Prozent Arinto-Reben, 15 Prozent Verdelho. Fruchtig schmeckt das Ganze, mineralisch und leicht salzig wie das Meer.

Daraufhin folgen zwei Proíbidas, wilde Cuvées, in denen zig verschiedene Reben stecken, unter anderem auch Amerikanerreben. Der Name Proíbida rührt vom schlechten Ruf der Amerikanerreben, die in weiten Teilen Europas bis heute verboten sind:

„For many it’s not even consider wine! For us, it is culture , folklore and part of our tradition.“

 

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Der rosafarbene Proíbida schmeckt leicht und simpel. Alles in allem nicht schlecht, aber mit einem Flaschenpreis von um die 20 Euro wäre er uns zu teuer für das Gebotene. Ähnlich geht es uns mit dem roten Proíbida-Pendant. Darin können sich auch Reben von anderen Pico-Winzern verstecken, sagt man uns. Denn die Azores Wine Company kauft Trauben zu, die eigenen reichen nicht für den Bedarf.

Alle weiteren Infos zur Azores Wine Company bekommt Ihr auf der → Webseite des Weinguts.

 

Porto Cachorro

Der Name des Dorfs Porto Cachorro leitet sich von einer Felsformation im Meer ab, die einem Hundekopf ähneln soll (cachorro = Welpe). Diesen Fels finden wir aber so langweilig, dass wir Euch ein Foto ersparen. Statt den Welpenkopf zu suchen, solltet Ihr Euch lieber die Badestelle am alten Hafen anschauen. Vielleicht ist der Atlantik ja gnädig und Ihr könnt ein wenig plantschen.

 

Lajido

Lajido ist die größte Ansiedlung der Zona das Adegas, was aber auch nicht viel heißen soll. Immerhin gibt es hier ein Dorfcafé und zwei Besucherzentren. Im einen, es heißt Centro de Interpretacão da Paisagem da Cultura da Vinha da Ilha do Pico, kann man sich über den hiesigen Weinanbau informieren. Spannendstes Exponat: eine alte Weinpresse. Zum Museum gehört auch eine historische Destille gleich gegenüber.

 

Graue Wand mit Weinflaschen
Im Centro de Interpretacão da Paisagem da Cultura da Vinha da Ilha do Pico

 

Das zweite Besucherzentrum ist die Casa dos Vulcões, die in die Welt der Vulkane einführt. Mittels eines Simulators und einer Virtual-Reality-Brille erlebt man die Erdbeben der Azoreninseln Terceira (1980) und Faial (1998) nach. Ersteres hatte eine Stärke von 6,9, Letzteres von 6,1 – beeindruckend und spooky zugleich.

Am schönsten aber sind Spaziergänge durchs Dorf – am besten ganz früh am Morgen oder im weichen Licht der Goldenen Stunde.

 

Dorf mit schwarzen Lavahäuschen

Über Arcos zur Kapelle

Der beste Ort für eine Pause in der Zona das Adegas ist das Café dos Arcos im gleichnamigen Ort. Aus dem kleinen Verschlag reicht man Croissants, Sandwichs, Lapas (mit Knoblauchbutter übergossene Napfschnecken, ein Gedicht) und natürlich: Wein. Davor ein paar Tische mit Blick aufs Meer – es reicht so wenig fürs kleine Glück. Vor lauter Glück haben wir glatt vergessen, ein Foto zu machen.

Nach dem Snack im Café dos Arcos könnt Ihr auf der schmalen, kaum befahrenen Uferstraße ganz gemütlich zur kleinen Kapelle Ermida de São Mateus da Costa weiterziehen. Auch sie besteht selbstverständlich aus Lavasteinen. Herrgottzeiten – können Kapellen schöner liegen?

 

Kapelle direkt am Meer

 

Wandern in der Zona das Adegas

Seit der Asphaltierung des einst geschotterten Ufersträßchens macht es nur noch wenig Sinn, die Weindörfer entlang der Küste komplett abzuwandern. Besser radelt man ganz gemütlich hindurch (Radverleiher in Madalena).

Dennoch gibt es einen schönen Wanderweg, der Percurso Pedestre PR 01 PIC. Er beginnt an der inselumrundenden Straße im Dorf Santa Luzia. Diese einfache Tour ist in unserem Reiseführer beschrieben. Alle nötigen Informationen gibt es auch hier.

Auf dem Weg sieht man Relheiras, tiefe Karrenspuren im Basaltgestein. Sie stammen von den mit Metall beschlagenen Rädern der schwer beladenen Ochsenkarren, die einst die Weinfässer von den Adegas zu den Häfen transportierten.

 

Tiefe Rillen im Lavagestein
Relheiras nennt man die Spuren der Ochsenkarren im Lavagestein

 

Das Weinmuseum in Madalena

Am liebevoll gestalteten Museu do Vinho an der Rua do Carmo in Madalena do Pico führt für Weinfans kein Weg vorbei. In den Räumlichkeiten eines ehemaligen Karmeliterklosters wird anschaulich über den Weinanbau auf Pico informiert. Spannend sind auch die historischen Fotografien.

 

Museum über Weinanbau
Im Weinmuseum von Madalena do Pico

 

Auf dem Außengelände kann man von einem orangefarbenen Aussichtspavillon über Weinfelder hinweg aufs Meer blicken. Ein paar schöne Drachenbäume spenden etwas Schatten. Den einst größten, er war sogar der größte Europas, gibt es leider nicht mehr. 2023 kollabierte er.

Alle weiteren Infos über das Weinmuseum gibt es hier

 

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Die Kooperative in Madalena

Der Cooperativa Vitivinícola da Ilha do Pico in Areia Larga, einem Vorort von Madalena, muss man leider jeglichen Charme absprechen. Hier degustiert und shoppt man im Ambiente einer Fabrikhalle. Verkostungen können online hier gebucht werden.

 

Zwei Weinfässer in einer Fabrikhalle
Wenig charmant: Weinfabrik der Kooperative in Madalena do Pico

 

Die Kooperative hat rund 230 Mitglieder. Die Hälfte des gesamten Inselweins wird hier gekeltert, das sind rund 500 Tonnen Reben im Jahr. Die Weine werden als Pico Wines vermarktet.

1961 nahm die Kooperative den Betrieb auf, 1965 wurde der erste Wein namens Aperitiv Pico produziert. 1972 kelterte man erstmals den Cavaco, einen Vinho de Cheiro aus Isabella-Reben. Wir erwähnten es bereits: Am Vinho de Cheiro scheiden sich die Geister, und Cavaco macht da keine Ausnahme. Rund 10.000 Liter pro Jahr werden (teils in Tetrapacks) abgefüllt und dann direkt an die Supermärkte ausgeliefert. In der Kooperative selbst ist der Cavaco nicht zu bekommen – als würde man sich vor den Touristen für den Billigwein schämen. Diesen bietet man stattdessen einen Basalto an, einen Rotwein mit hübschem Etikett, der unseres Erachtens exakt wie Cavaco schmeckt, aber das Fünffache kostet.

 

Weinflasche mit der Aufschrift Basalto
Wein aus Pico: Basalto

 

Andere Weine sind noch teuerer, wie der Rola Pipa mit einem Flaschenpreis von deutlich über 20 Euro. Arinto-, Verdelho- und Terrantez-do-Pico-Reben verbinden sich hier zu einem spannenden Bouquet. Auch den Frei Gigante, der nach dem Pastor benannt ist, der Ende des 15. Jahrhunderts den ersten Wein auf Pico anbaute, mögen wir sehr. In ihm stecken die gleichen Reben. Als bester Wein der Kooperative gilt der Gruta das Torres. Dieser Wein aus der Arinto-Rebe reift 15 Monate in der gleichnamigen Lavahöhle.

Unter den Rotweinen ist der Terras de Lava sehr populär. Ihn gibt es wahlweise mit Syrah- oder Merlotreben gibt – keine Geschmäcker also, die einem unbekannt vorkommen sollten.

Weiterlesen: In der Kooperative bekommt man auch eine Broschüre, die über alle Winzer der Insel informiert.

 

Das Verdelho-Anbaugebiet bei Criação Velha

Das Anbaugebiet des Verdelho-Weins beim Örtchen Criação Velha sollte ebenfalls auf Eurem Zettel stehen. Schier endlose schwarze Mauern bilden auch hier kleine Parzellen, in denen der Wein gedeiht.

 

Wandermarkierungen führen in ein Weinanbaugebiet mit Windmühle

 

Dazwischen nicht nur die typischen Adegas, sondern auch eine ziemlich aparte Windmühle mit roter Mütze. Ihr Name: Moinho do Frade. Manchmal kann sie besichtigt werden.

 

Blick auf ein Weinanbaugebiet
Moinho do Frade

 

Am schwarzen Lavaufer davor sieht man immer mal wieder Angler, die auf die fette Beute hoffen:

 

Angler an rauer Lavasteinküste

 

Zudem kann man an der hiesigen Küste Rola Pipas entdecken, ein Pico-Kuriosum, nach dem auch ein Wein der hiesigen Kooperative (siehe oben) benannt ist. Dabei handelt es sich um künstliche Schneisen, die in die erstarrte Lava geschlagen wurden, um den Fasstransport zu den Booten zu erleichtern. Sie waren nötig, da diese Ecke der Insel mit sicheren Häfen oder Anlegestellen nicht gerade gesegnet ist.

 

Schneise an der Lavaküste
So sieht eine Rola Pipa aus

 

Noch ein paar Infos am Rande

Hinkommen nach Pico

Es gibt keine Direktflüge nach Pico (Flughafencode PIX) aus dem deutschsprachigen Raum. Wer nach Pico will, muss in Lissabon oder Ponta Delgada umsteigen.

Mehr Azorenweine

Wein gedeiht nicht nur auf der Insel Pico. Auch auf São Miguel, Graciosa und Terceira wird Wein angebaut und gekeltert. Man schätzt die Anbaufläche heute auf insgesamt ca. 1000 Hektar. Zu Hochzeiten sollen es 16.000 Hektar gewesen sein.

Unsere Favoriten in Sachen Vinhos de Cheiro sind ganz klar die Weine Alma da Nossa Ilha aus Graciosa, die die dortige Inselkooperative keltert. Sie gibt es als herrlich frischen Rosé und als fruchtigen, nach schwarzen Johannisbeeren schmeckenden Roten.

Auch auf Terceira keltert man Wein aus Amerikanerreben, in den lokalen Guarita-Supermärkten bekommt man ihn. Ein einfacher, aber doch solider Vinho de Cheiro aus São Miguel ist der Terras do Mílhafre. Abzuraten ist jedoch von dem Vinho de Cheiro namens Boa Pingo (auch aus São Miguel), ein grauseliges Getränk, das nach Leberknödelsuppe riecht.

 

Noch ein Wörtchen zu den Weinpreisen

Die Azorenweine haben abgesehen vom Vinho de Cheiro vor allem ein Manko: den mittlerweile viel zu hohen Preis. In den letzten Jahren verdrei-, ja vervierfachten sich die Preise für azoreanische Weine, weil Touristen sie unbedingt probieren wollen und bereit sind, so viel Geld liegen zu lassen.

Das hat Folgen. Einheimische und auf den Inseln lebende Expats trinken, vom Vinho de Cheiro einmal abgesehen, heute vornehmlich Weine vom Festland. Und Touristen nach den ersten Flaschen Azorenwein in der Regel auch. Denn wählt man nicht die besten Weine der Azoren, sind die Weine vom Douro und aus dem Alentejo erheblich preiswerter und schmecken genauso gut.

 

 

Gefallen? Dann ab damit auf eins Eurer Pinterest-Boards:

 

8 Kommentare

  1. Liebe Gabi, lieber Michael,
    das ist ja traurig, dass es quasi keine einheimischen Reben mehr gibt. Das macht den Wein nicht so sehr attraktiv. Aber die Wein-Landschaft und die Dörfer sehen toll aus. In so einem Häuschen zu wohnen hat bestimmt was.
    Danke fürs Vorkosten 😉
    Liebe Grüße, Angela

    • Doch doch, Angela, es gibt mit Verdelho, Arinto und diversen anderen Rebsorten schon (wieder) einheimische Weine. Aber die Reblausplage Ende des 19. Jahrhunderts hat dazu geführt, dass erstmal Schluss war mit einheimischen Rebsorten. In den 1970er-Jahren gab es aber einen Restart. Liebe Grüße zurück!

  2. Liebe Gabi, lieber Michael,
    da werden Erinnerungen wach. Auf meinen beiden Pico-Reisen fand ich die Weinkultur auch extrem spannend. Schade, dass ich beim Wine Tasting in der Azores Wine Company nur die Lippen benetzen konnte, weil ich noch Autofahren musste. Ein Probierfläschen habe ich daheim umso mehr genossen 😋.
    Liebe Grüße
    Elke

    • Liebe Elke, ah, du warst also auch in der Azores Wine Company, ist schon ein ganz eigener Ort. Wir haben extra ein Häuschen in Laufnähe gebucht, um die Degustation auch richtig genießen zu können ;-). Danke fürs Feedback und herzliche Grüße zurück, Gabi und Michael

  3. Wie spannend! Wir waren 2019 auf Sao Miguel und fanden es mega! Wir hätten allerdings auch gerne noch die anderen Inseln gesehen. Dass auf Pico Wein angebaut wird und es dann auch noch ein so stylisches Weingut gibt, hätte ich jetzt auch nicht vermutet. Muss ich wohl doch irgendwann nochmal hin. Liebe Grüße, Nadine

    • Danke fürs Feedback, liebe Nadine. Es ist immer schwer zu sagen, welche Azoreninsel die schönste ist, weil alle für sich ihren Reiz haben, aber Pico ist schon wirklich spektakulär, allein mit diesem Vulkan. São Miguel ist leider in der Hochsaison mittlerweile komplett überrannt und völlig überteuert. Schade drum. Liebe Grüße zurück, Gabi und Michael

  4. Vielen Dank für den ausführlichen und sehr anschaulichen Artikel über die Weine von Pico! Auch wenn ich persönlich keine Weintrinkerin bin, finde ich die Verbindung von Kultur, Geschichte und Landschaft auf der Insel wirklich spannend. Vor allem, wie die Menschen es geschafft haben, in dieser einzigartigen Lava-Landschaft Wein anzubauen und so ein Stück Tradition lebendig zu halten. Respekt dafür!

    Für mich zeigt das einmal mehr, wie vielfältig und faszinierend die Azoren sind – nicht nur kulinarisch, sondern auch landschaftlich und kulturell. Ich habe schon so viel darüber gelesen, vielleicht wird es wirklich einmal Zeit sich selbst ins Flugzeug zu setzen 🙂

    • Liebe Lisa, vielen Dank für dein nettes Feedback! Oh ja, die Azoren sind schon wirklich ganz besondere Inseln, jede ist für sich einzigartig. Fahrt schnell hin, bevor es alle tun!

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