Willkommen im Tropenparadies! Klingt wie der dröge Beginn eines PR-Texts, gell? Sorry. Aber die 800 Kilometer lange Südküste des brasilianischen Bundesstaats Bahia bietet nun mal so ziemlich jedes Klischee, das man mit einem Tropenidyll verbindet. Im Wind tänzelnde Palmen. Ewige Strände, mal golden, mal schneeweiß. Kokosnuss und Caipi. Abende in Kitschfarben. Und Menschen, die die Wärme der Sonne auch in ihren Herzen tragen.

Wir haben die Südküste Bahias mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Nord nach Süd bereist. Dazu braucht man als Individualtourist lediglich ein wenig Zeit und Muße. Einige Strände zwischen Salvador und Cumuruxatiba werden wir nie vergessen. Andere waren nicht so unser Ding. Wieder andere haben wir gar nicht gesehen, es gibt ja so viele. Tatsache ist: Kein Ort gleicht dem anderen. Von Partystränden bis hin zu stillen Inseln ohne Autos gibt es alles. Klar aber ist: In Bahia sind einige der schönsten Strände Brasiliens zu finden. 

Europäischen Touristen sind wir kaum begegnet, brasilianischen dafür umso mehr. Meist waren wir die einzigen Ausländer in der Pousada, im Restaurant und im Bus. Wer Brasilien bereist, ist kein Zaungast, sondern gleich mittendrin im prallen Leben. Bettenburgen und Betonstädte? Nada. Nepper, Schlepper, Bauernfänger? Zum Glück auch keine gesehen.

Und nun ab an den Strand!

 

Leerer Traumstrand mit Palmen
Die Strände der südlichen Bahia-Küste sind fast zu schön, um wahr zu sein, wie hier bei Barra Grande

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Salvador de Bahia: Stadtstrände einer Millionenmetropole

Für viele Bahia-Traveller ist die Millionenstadt Salvador wegen der guten Flugverbindungen erster Anlaufpunkt. War auch bei uns so. Salvador ist kunterbunt, voller Musik und afrobrasilianischer Energie, gleichzeitig aber auch in vielen Vierteln arm und in Teilen nicht ungefährlich.

Die meisten Touristen gehen hier nicht an den Beach, sondern auf die Suche nach dem kulturhistorischen Erbe. Gucken sich Kirchen an. Und schlendern durch die wunderschöne Altstadt, die auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Die ist wirklich wie aus dem Bilderbuch gefallen:

 

Im Abendlicht erleuchtete Altstadt
Pelourinho nennt sich Salvador de Bahias Bilderbuchaltstadt

 

Doch wer den Puls Salvadors so richtig fühlen will, sollte auch mal ein paar Stunden an einem der Stadtstrände verbringen, die sich im Süden und Südosten Salvadors wie Perlen an einer Kette aufreihen. Es gibt rund 15 davon. Und sie sind deutlich relaxter als man zunächst vermuten mag!

 

Strand mit Palmen und Hochhaus
Salvador de Bahia: Die Stadtstrände kommen ziemlich relaxt daher

 

Die Strände sind eine Bühne der Selbstdarsteller. Beaus in allen Hautfarben spazieren auf und ab. Adonisse zeigen Muckis und riesige Tattoos. Ein Rocker-Poser hat Iemanjá auf dem Rücken tätowiert. Iemanjá ist die Göttin des Meeres in der afrobrasilianischen Religion, eine Art Tropen-Undine mit Fischschwanz.

Zahnseidenbikinis werden ausgeführt, Pobacken aller Größen tragen Tangas. Ein Mann läuft durch die Liegestuhlreihen, bietet zwei riesige Gelbflossenthunfische an. Teenies kreischen. Glaubt uns, da bleibt das Buch ungelesen in der Tasche.

 

Morro de São Paulo: Treff der Partypeople

Steg Tropen Sonnenuntergang
Morro de São Paulo sieht auf unseren Fotos besser aus als es ist. Liegt, daran, dass wir keine Lust hatten, das Hässliche zu fotografieren, das wir hier sahen…

„Inbegriff einer Trauminsel.“

So steht’s im Reiseführer. Morro de São Paulo ist leider nicht der einzige Ort unserer Brasilienreise, der in unserem Reisehandbuch unzutreffend bzw. nicht mehr zeitgemäß beschrieben wird. Was wir in Morro de São Paolo sehen, schreckt uns derart ab, dass uns eine Nacht reicht. Und zwar völlig.

Die Insel Morro de São Paulo wird durch Flüsse und Kanäle vom Festland getrennt. Autos gibt es so gut wie keine darauf. Mehrmals täglich setzen Katamarane von Salvador über, um Ladungen von jungen feierfreudigen Touristen auszuspucken. Und die wollen unterhalten werden. Zum ersten Strand geht man nicht nur zu Fuß. Vom Leuchtturm kann man auch mit einer Zip-Wire-Seilrutsche hinabjagen. Das sorgt für Gekreische. Ohnehin ist es überall recht laut. Bässe wummern. Im Hauptort geht es teils so hibbelig zu wie auf einem Festivalgelände.

Die Strände sind schmal und gleichen in Teilen einer einzigen Barmeile. Die Unterkünfte sind überteuert, und doch wirkt vieles billig und niveaulos. Wir als U50- und Ü50-Traveller auf der Suche nach Ruhe fühlen uns in Morro de São Paulo wie zwei alte müde Punks bei Helene Fischer – einfach fehl am Platz. Wer aber Partyorte mag, kann es ja mal probieren.

HINKOMMEN: Mehrmals täglich verkehren Katamarane ab Salvador de Bahia. Dauer ca. 2½ Stunden. Kosten: ca. 27 Euro pro Person. Weitere Infos hier.

 

Ilha de Boipeba: Happy Place mit hohem Chillfaktor

Sonnenuntergang an einem Palmenstrand
Ilha de Boipeba: Wenn’s hier nicht schön ist, wo bitte dann?

 

Schon allein die Anfahrt zur Ilha de Boipeba reicht, um das Fotoalbum zu füllen. Vom Städtchen Valença fahren wir eine Bootsstunde lang durch eine magische, völlig unversehrte Lagunenlandschaft. Man kann die Augen gar nicht weit genug aufreißen, um die ganze Schönheit dieser Szenerie aufzusaugen:

 

Palmenstrand mit Boot davor
Ilha de Boipeba: Die Anreise mit dem Boot ist schon das erste Highlight

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Tiefenentspannt geht es auf Ilha de Boipeba weiter. Jeden Tag beginnen wir mit einem zufriedenen Lächeln. Die Morgenstunden vertrödeln wir lesend in der Hängematte unseres Bungalows direkt hinter dem Beach.

 

 

Später wandern wir die schier unendlichen Strände entlang. Das abgeschiedene Inselparadies besitzt Strände von insgesamt 20 Kilometern Länge.

 

Leerer Palmenstrand
Die Strände der Ilha de Boipeba gehören zu den schönsten Stränden Brasiliens

 

Velha Boipeba („Altes Boipeba“) nennt sich der bescheidene Hauptort der Insel, ein buntes autofreies Dorf mit kleinen Restaurants, Pousadas und Bars. Am späten Nachmittag, wenn die Sonne sich schon langsam in den Feierabend verabschiedet, sind wir besonders gerne dort. Kinder plantschen im Wasser. Jungs spielen Fußball am Strand, über ihnen eine mächtige Graswolke von der Auswechselbank. Wir schauen zu, atmen tief durch.

 

Frau trägt Kinder auf den Schultern im Meer spazieren
Die Sonnenuntergänge auf der Ilha de Boipeba werden uns unvergessen bleiben

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Strandbar mit Palmen zum Sonnenuntergang

 

Dann setzen wir uns in eine der plastikbestuhlten Strandbars, bestellen Bier und sundownern ausgiebig, während die klebrig-heiße Schwüle des Tages einer angenehmen Wärme weicht. Das ist auch die Zeit, in der die Zikaden ihren großen Einsatz haben:

„Sssisssisssssissssissssi.“

Ihr nahezu elektrischer Lärm ist der Soundtrack dieses bezaubernden Fleckchens Erde, das wir erst verlassen, als uns unser freundlicher Wirt wegen anstehender Reservierungen vor die Tür setzen muss.

Vorher aber machen wir noch eine lange Strandwanderung nach Moreré, früher Fischerdorf, heute uriger Hippiestrand. Unterwegs legen wir uns ins badewannenwarme Wasser, machen Schabernack-Fotos, grüßen vorbeigaloppierende Strandreiter.

 

Reiter mit Schimmel an Tropenstrand
Strandreiter und Schabernack-Fotos: Auf dem Weg nach Moreré

 

Zurück geht’s mit dem Squadtaxi – die Schlammwege der Insel sind nur für geländetaugliche Fahrzeuge geeignet.

 

Squadfahrer auf Sandweg
Gängiges Verkehrsmittel auf der Ilha de Boipeba: das Squadtaxi

 

HINKOMMEN: Boote zur Ilha de Boipeba fahren im Städtchen Valença ab (von dort auch Fährverbindungen nach Morro de São Paulo). Dauer: ca. 1 Stunde. Kosten: ca. 11 Euro pro Person. Weitere Infos hier.

 

Barra Grande: Wahnsinnssonnenuntergänge an der Dendê-Küste

Nur glückliche Gesichter soweit das Auge reicht. Kein Wunder: Auch in Barra Grande (gesprochen „Baha Grandschi“) spaziert man wie in einer Fototapete umher. Noch Monate danach wird uns ganz warm ums Herz, wenn wir uns die viel zu vielen Fotos ansehen, die wir an der Bahia-Küste gemacht haben. Kann die Welt schöner sein?

Barra Grande ist der Hauptort der unter Naturschutz stehenden Halbinsel Maraú. Diese wiederum gehört zum Küstenabschnitt Costa do Dendê. Dendê nennt man die Ölpalmen, deren Öl den Gerichten Bahias ihren ganz charakteristischen Geschmack gibt.

 

Frau an einsamem Strand
Brasiliens schöne Strände: Beach bei Barra Grande

 

Barra Grande ist ganz klar ein Touristenort, im Vergleich zu Velha Boipeba gar ein ganz schön großer, aber noch immer einer von der angenehmen Sorte. Geteerte Straßen gibt es nicht, nur Sandwege, die jetzt in der Regenzeit auch mal zu Schlammpisten mutieren. Barra Grande besitzt das Flair eines Aussteigerorts, hat hippiesken Touch. Ein paar Catweazle-Verschnitte verkaufen Schmuck und Lederarmbänder am Strand.

Auf der Halbinsel erstrecken sich Endlosstrände, die man von Barra Grande erwandern kann. Toll ist beispielsweise die feinsandige Praia Taipú de Fora etwa sechs Kilometer südöstlich von Barra Grande. Tipp: hin zu Fuß, zurück mit der Jardineira (das ist ein kleiner LKW mit Bänken auf der Ladefläche).

 

Traumstrand in den Tropen
Auf dem Weg zur Praia Taipú de Fora

 

Seid aber pünktlich zum Sonnenuntergang zurück in Barra Grande! Dann nämlich solltet Ihr Euch ein hübsches Plätzchen an der Praia Ponta do Mutá suchen, ein Bierchen bestellen und zuschauen, wie sich der Himmel in flüssiges Gold verwandelt. Hach.

 

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Radfahrer im goldenen Sonnenuntergang Strand
Praia Ponta do Mutá: Einen Sonnenuntergang hier sollte man nicht verpassen

 

HINKOMMEN: Barra Grande erreicht man mit Booten vom Städtchen Camamu. Die Bootsfahrt dauert ca. 45 Minuten und kostet ca. 13 Euro einfach pro Person. Infos gibt es zum Beispiel hier. Camamu erreicht man mit den Bussen, die entlang der Küstenstraße verkehren.

 

Itacaré: Surfer und Streetart

Das 28.000-Einwohner-Städtchen Itacaré liegt bereits an der Costa do Cacau und damit im wichtigsten Kakaoanbaugebiet des Landes. Itacaré ist eine Mischung aus historischem Städtchen mit Kirche am alten Hafen und Surferhipsternest. Hier bekommt Ihr natürliche Atmosphäre genauso wie cooles Nachtleben und weite Strände vor Regenwaldhängen.

Diese Melange gefällt uns gut und lässt uns einige Tage hängenbleiben. Das machen übrigens viele. Itacaré ist der erste Ort unserer Reise mit internationalem Flair. Wir hören hin und wieder Hebräisch, ein paar Mal auch Deutsch und lernen den Langzeitreisenden Frédéric aus Nantes kennen, der schon vier Wochen in Itacaré abhängt. Er ist nicht der einzige, dem es schwer fällt, den Ort zu verlassen.

 

Hellblauer VW-Bus, aus dem Badeklamotten verkauft werden

 

Die Strände rund um Itacaré haben Temperament, vor allem am Wochenende, wenn auch die Hinterländler an die Strände drängen. Gut getoastete, sonnenblonde Surfer tanzen draußen auf den Wellen. Bilderbuch-Bodys spielen Fußball oder Matkot. Hunde laufen Kokosnüssen oder Frisbeescheiben hinterher. Dosenbiere werden aus Kühlboxen gefischt und geext. Und wir? Wir suchen uns einen Felsen zum Anlehnen oder einen Liegestuhl und schauen dem Treiben beim Braunwerden zu.

 

Tropenstrand mit Palmen und Felsen

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Hinweis: Südlich von Itacaré erstrecken sich weitere tolle Strände, die man bei Wanderungen durch den Regenwald erreicht. Leider werden Touristen dort immer mal wieder ausgeraubt, zudem kann man sich verlaufen. Besser nimmt man sich einen Guide. Diese warten beim Einstieg in den Dschungelpfad an der Praia da Ribeira ganz im Süden von Itacaré.

 

Später spazieren wir durchs Zentrum, spitzen in hübsche kleine Läden und bestaunen Streetart. Itacaré steckt voller bunter Wände und einige Murals sind von wirklich ausgesprochen hohem Niveau. Streetart ist in Brasilien keine Sache der Großstädte, sondern auch in kleineren Orten und selbst Dörfern zu finden.

 

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In Itacaré begeistern uns insbesondere die Stencils von → Izolag, einem großartigen Schablonenkünstler, der aus Rio de Janeiro stammt und Bahia liebt. Meist porträtiert er einfache Menschen, oft auch Obdachlose. Er arbeitet weltweit. Hier ein paar „Izolags“:

 

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Fast noch spaßiger als die Itacaré-Tage sind die Itacaré-Abende. Wir starten sie in der Regel am Hafen. Dort liegen bunte Fischerboote wie gestrandete Wale im Sand. Dort reihen sich Plastikstuhl-und-Plastiktisch-Bars aneinander. Und dort sitzt die Crowd in der Regel noch lange in Strandklamotten beisammen, meist beim x-ten Bier.

Nach Sonnenuntergang und Abendessen holen wir uns eine Caipi to go von einem Stand und schauen, was noch so los ist in den farbenfrohen Gassen. Manchmal kann man Capoeira-Gruppen zuschauen, an vielen Ecken stehen Straßenmusiker.

 

Capoeira-Gruppe am Abend
Night out in Itacaré

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HINKOMMEN: Gute Busanbindung an alle möglichen Städte entlang der Bahia-Küste. Nach Itacaré fahren unter anderem die Gesellschaften → Cidade Sol und → Águia Branca.

 

Trancoso: Edelort mit Instagram-Stempel

Trancoso ist zweigeteilt. In der für Touristen unwichtigen, aber sehr geschäftigen Hälfte landeinwärts scheinen fast ausschließlich Handwerker zu leben, die Shabby-Chic-Türen zimmern und/oder abschleifen. Ihre Auftraggeber: die unzähligen Boutiquehotels im romantischen Landhausstil weiter vorne Richtung Küste. Diese haben offenbar einen enormen Bedarf an solchen Türen.

Die Edel-Hälfte Trancosos ist perfekt für Instagram in Szene gesetzt. Da ist man echt baff. Einen begrünten Anger, den man Quadrado nennt, umringen pastellfarbene, nachts zauberhaft illuminierte Häuser. Wohnen tut dort jedoch niemand mehr. In den bunten Katen sitzen Restaurants mit saftigen Preisen und Edelboutiquen. Kerzen und an den Ästen hängende Lampen und Lampions sorgen für Urlaubsromantik. Wenn Ihr denkt, gerade Kate Moss, Gisele Bündchen oder Leonardo diCaprio gesehen zu haben, liegt’s vermutlich nicht am Hitzekoller. Alle waren schon da, teils sogar mehrmals. Das dörfliche Puppenstubenambiente lockt Reichschickschön an wie Cola die Wespen.

 

Bunte Häuschen mit Lampions in den Bäumen

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Der historische Kern Trancosos ist supersexy, aber gleichzeitig auch alles andere als authentisch. Selbst die Jungs, die sich zum Sonnenuntergang auf dem Bolzplatz vor der weißen Kapelle treffen, wirken wie Komparsen:

 

Jungs spielen vor einer weißen Kapelle Fußball

 

Trancoso liegt nicht direkt am Meer, sondern erhöht darüber auf einem Plateau. Von der Aussichtsterrasse nahe der Kapelle hat man einen umwerfenden Panoramablick über Palmenhaine hinweg auf die Küstenlandschaft. Hinunter zu den Stränden, in die der Rio Trancoso mündet, läuft man gut 20 Minuten. Auch unmittelbar hinter den Stränden findet man Pousadas.

Übrigens: In Santo André ca. 50 Kilometer nördlich von Trancoso schlug die deutsche Fußballnationalmannschaft zur WM 2014 ihr Lager auf.

 

Blick auf einen schönen Palmenstrand

 

Die Strände sind in Trancoso so gut aussehend wie all die Models, die hier schon umhergeschwebt sind. Palmen wiegen sich dem goldenen Licht der Sonne entgegen. Der Atlantik warm wie Fruchtwasser.

Um aber eine Strandbar mit für den Backpacker akzeptablen Preisen zu finden, muss man schon ein wenig suchen. Dafür klebt man in Trancoso aber auch nicht mit dem Hintern am Plastik fest, sondern sitzt auf Holzbänken. Shabby-chic-Holzbänken, versteht sich.

 

Strandbar mit beigefarbenen Schirmen

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Mann mit Pferden am Palmenstrand
Cowboys, Coco, Edelbars: Am Strand von Trancoso ist einiges geboten

 

HINKOMMEN: Täglich ca. drei Busse vom landeinwärts gelegenen Verkehrsknotenpunkt Eunápolis (Dauer: 2 Stunden). Zudem kommt man von Trancoso auch direkt weiter nach Caraiva (siehe unten, ebenfalls ca. drei Mal täglich, ebenfalls ca. zwei Stunden). Über die Verbindungen könnt Ihr Euch bei den Busgesellschaften → Brasileiro  oder → Águia Azul informieren.

 

Caraíva: Das Dorf in der Sandkiste

Leerer Tropenstrand
Tropenparadies Caraíva

„Wenn das Paradies hier auf Erden existieren sollte – dann bin ich ganz sicher nahe dran.“

(Amerigo Vespucci)

Der italienische Entdecker Amerigo Vespucci landete im Jahr 1502 an der hier Costa do Descombrito genannten Bahia-Küste. Auch über 500 Jahre später können wir das Zitat direkt so stehen lassen. Die Küstenlandschaft ist ein Realität gewordener Traum. Wieder mal.

Wo fangen wir an? Vielleicht mit der Anreise. Um überhaupt ins Dorf Caraíva zu gelangen, müssen wir von der Endstation der Busse aus Trancoso mit einem Stocherkahn über den Rio Caraiva setzen. Das erste kleine Highlight von vielen kleinen Highlights. Unser ganzer Aufenthalt in Caraíva ist eine nicht enden wollende Euphorie-Dusche.

 

Fluss mit Booten im Sonnenuntergang
Anreise nach Caraíva: Stocherkähne setzen Touristen über den Fluss

 

Das ehemalige Fischerdorf – keine Post, keine Bank, Strom erst seit 2007 – wurde buchstäblich in den Sand gesetzt. Es liegt auf einer spitz zulaufenden Landzunge. Auf der einen Seite der Fluss, auf der anderen Palmenstrände. Viele Bewohner gehören dem indigenen Stamm der Pataxó-Indianer an.

Das Zentrum ist komplett autofrei. Wie sollten hier auch Autos fahren? Sand wohin man nur blickt: auf Plätzen, Straßen und Gassen. Der Sand reicht uns teils bis zu den Knöcheln. Dorfspaziergänge sind daher etwas anstrengend. Wer nicht stapfen will, nimmt einen Buggy oder die Pferdekutsche. „Uber“ lesen wir auf einer der Droschken. Handgeschrieben. Angesichts der traurig und verhärmt aussehenden Tiere laufen wir allerdings lieber.

 

Fußballspieler auf sandigem Bolzplatz

Leute in Badeklamotten in buntem Dorf
Geht’s lässiger? Uferstraße in Caraíva

Auch Caraíva ist ein Aussteigerort. Hier leben junge Leute, die genug haben von den unsicheren Großstädten. Die Ruhe suchen, aber auch der einen oder anderen Party nicht abgeneigt sind. Wie unser Vermieter Fred, ein gut aussehender, freundlicher Mittdreißiger mit schickem Pornoschnauzer, den wir während unseres Aufenthalts selten ohne Bierdose und/oder Joint erleben.

Vor unserem schnuckeligen Zimmer baumelt eine hellblaue Hängematte, von der aus wir direkt aufs Meer blicken. Hin und wieder kommen Pferde vorbei und mähen den Rasen. Sie wirken wie Strandstreuner: herrenlos, frei und glücklich.

 

Zimmer mit Hängematte hinter einem Strand
Caraíva: Unser Traumplätzchen hinterm Beach

 

Am Abend laufen wir über den Strand ins Zentrum. Der Treff zum Sonnenuntergang ist die Gasse parallel zum Fluss mit ihren wunderschönen Restaurantterrassen. Billiger ist das Bier vom Mercado. Dort kaufen es die Locals und trinken es auf einer der Bänke oder auf einem Mäuerchen beim Bootssteg.

 

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Frittierte Fischchen mit Remoulade
Frittierte Fischchen in der Bar Birita

 

Wenn die Sonne in der Heia ist, gehen wir essen. Meist speisen wir vorzüglich. Die typische Bahia-Küche (Fleisch, Moqueca, Maniok, Maniok, Maniok, Bohnen, Reis, Maniok, Maniok) ist in Caraíava kaum zu bekommen. Dafür napolitanische Pizza bei O Forno oder leckere Petiscos auf der idyllischen Terrasse der lässigen Bar Birita. Danach leuchten uns die Sterne den Nachhauseweg. Eine Straßenbeleuchtung ist in Caraiva nämlich kaum vorhanden.

 

Siesta unter Palmen? Claro. Die Region bietet traumschöne Strände, egal ob man nach rechts oder nach links wandert. Davor ein meist unaufgeregtes Meer. Der Atlantik ist hier überaus zahm.

 

Paar am Tropenstrand macht Selfie

 

HINKOMMEN: Ca. 3-mal täglich Busse von Trancoso bis Nova Caraiva nördlich des Flusses, von wo man nach Caraíva übersetzt. Wer weiter gen Süden will, sollte viel Zeit und Nerven mitbringen. Wir haben’s gemacht und beschreiben gleich, wie’s geht.

 

Ponta do Corumbau: Die Sandnase im Türkis

Paare fotografieren sich im türkisgrünen, knietiefen Wasser, hinter ihnen eine blauschwarze Gewitterwand. Etwas weiter erstreckt sich eine lange Sandbank hinein ins Meer, das gerade noch von der Sonne beleuchtet wird. Auch die Ponta do Corumbau, wo der gleichnamige Rio ins Meer mündet, ist ein Strandort von der fotogensten Sorte.

 

Paare fotografieren sich im Wasser
Fotoshooting an der Ponta do Corumbau

 

Die meisten Touristen sind Tagesausflügler, die per Boot oder Buggy aus den umliegenden Ferienorten angefahren werden. Länger bleiben lohnt definitiv nicht, vor allem nicht für Individualtouristen mit kleinerem Budget und dazu noch ohne eigenes Fahrzeug. Denn:

  1. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man hier kaum hin und kaum wieder weg (siehe unten).
  2. Die Unterkünfte am hiesigen Strandabschnitt unterteilen sich in die Kategorien „superteuer“ und „supereinfach zu gesponnenen Preisen“.
  3. Die Häuseransammlung hinter der Ponta ist einfach stinklangweilig.
  4. Und dazu hat ohnehin am Abend kein Restaurant mehr geöffnet. Sprich: Hungrig ins harte Bett!

 

Radfahrer fährt auf leerem Sandstrand
Ponta do Corumbau: Traumstrand, aber nach ein paar Stunden ist’s gut

 

Das alles zusammen ist kein Hit. Hätte uns unser Reiseführer darüber informiert, hätten wir uns die Ponta vermutlich geschenkt. Hätte hätte Fahrradkette. So aber sind wir nach einer durchaus spannenden, einstündigen Strandbuggy-Fahrt von Caraíva an einem Ort angelangt, der außer seinem schönen Strand so ganz und gar nichts bietet. Wir verlassen ihn nach einer Nacht.

HINKOMMEN: Zwischen Caraíva und Corumbau gibt es keine Straßenverbindung. Gängige Verkehrsmittel sind daher Buggys, die über die Strände fahren können (einfache Wegstrecke ca. 30 Euro). Die Buggys fahren bis zum Rio do Corumbau, wo man mit dem Boot übersetzt und dann ins Dorf läuft. Um von Corumbau weiter gen Süden zu kommen, muss man den Bus nach Itamaraju nehmen (der einzige fährt morgens um 5.30 Uhr!) und dort umsteigen. Der Bus braucht für die 70 km lange Piste von Corumbau nach Itamaraju 3½ Stunden.

 

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Cumuruxatiba: Ausgebeacht

Unsere letzten Tage an der südlichen Bahia-Küste verbringen wir im trostlos-melancholischen Ambiente eines Ferienorts zum Saisonende. Im Zungenbrecherstädtchen, das selbst Locals nur „Cumuru“ nennen, herrscht Mitte April tote Hose. Viele Hotels und Restaurants sind geschlossen, die Strände weitgehend leer.

Schade, denn an sich ließe es sich länger aushalten in dem sympathischen Ort mit natürlichem Leben samt lärmender Schule, kleinen Kneipen und Fischerbooten am bei Ebbe sehr schmalen, baumbestandenen Strand.

 

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Cumuru liegt an der Costa da Baleias, der „Küste der Wale“, die nicht umsonst so heißt. Zwischen Juli und Ende Oktober ziehen gewaltige Buckelwale die Küste entlang, gar hoch bis nach Salvador und weiter. Dann werden von Cumuru auch Walbeobachtungstouren angeboten.

HINKOMMEN: Cumuruxatiba erreicht man mit Bussen von Itamaraju (siehe oben), Dauer etwa 2½ Stunden. Die Straße ist in Teilen ungeteert.

 

Praktische Infos und Strandknigge

Mann sitzt mit Reisetasche vor Reisebus
Bushaltestelle in Cumuru
  • Reisezeit: Nutzt die Nebensaison zwischen August und Mitte Dezember sowie zwischen März (nach dem Karneval!) und Juni. Vorteile: günstigere Preise und weniger heiß.
  • Unterkünfte: Zimmer gibt’s in allen Kategorien und Preisklassen. Selbst einfache Unterkünfte sind in der Regel sehr sauber. Wir bezahlten in der Nachkarnevalszeit im Schnitt 40 bis 50 Euro für ein DZ inklusive Megafrühstück (Standard in Brasilien). Die Zimmer hatten ein Niveau, für das man im Mittelmeerraum teils weit über 100 Euro zahlen würde. Auch in der Nebensaison ist es nicht verkehrt, Strandunterkünfte im Voraus zu buchen oder zumindest vorab im Netz zu recherchieren. So stößt man auf Herbergen, die man vor Ort nicht so leicht entdeckt hätte – die Ortschaften hinter den Stränden ziehen sich oft ewig hin. Zudem sind viele Orte auch in der Nebensaison gut gebucht.
  • Preise: Achtung, Brasiliens Strände sind kein Budgetziel! In Restaurants und Bars zahlt man teils das Mehrfache wie in gleichwertigen Lokalen abseits der Strände! Ein Bier (600 ml), das in städtischen Bars oder in der dritten Reihe hinterm Strand ab ca. 1,80 Euro zu bekommen ist, kann in der ersten Reihe schon mal 4 Euro aufwärts kosten. Auch 20 Euro für ein Hauptgericht sind an brasilianischen Stränden durchaus drin.
  • Dresscode: Ganz wichtig! Auch wenn die Brasilianer*innen sich überaus freizügig kleiden, ist Oben-ohne absolut tabu. Gleiches gilt für das Umziehen am Strand. Das geht gar nicht, auch nicht unterm Handtuch!
  • Verleih von Sonnenschirmen und -stühlen: Gibt es an den belebten Stränden ab 4 Euro (zwei Liegen, Tisch und Schirm). Ist aber kein Muss.

    Acarajé
  • Beachfood: An manchen Stränden verkaufen (fliegende) Händler alles Mögliche zwischen gegrillten Käsespießen, Acarajé („Bahia-Frikadellen“ aus Bohnenpampe und Garnelen, sehr lecker!) und Açaí-Sorbet. Dazu gibt es Caipirinha-Stände (0,5 l schon ab 2 Euro!), Bars und Restaurants. Gezahlt wird meist mit Karte. Kartenzahlung ist deutlich verbreiteter ist als bei uns.
  • Sauberkeit: Strände sind den Brasilianern heilig. In der Regel verlässt man sie, wie man sie vorgefunden hat. Selbst Kippen werden oft wieder mitgenommen, doch ohnehin gibt es nur wenige Raucher: Gerade mal zehn Prozent aller Brasilianer rauchen!

 

 

Mehr Brasilien bei uns auf dem Blog

4 Kommentare

  1. Henning und Christa, Berlin-Buch
    Wir sind begeistert darüber, was Ihr noch erlebt und wunderbar geschildert habt, nachdem wir Euch am benachbarten Bungalow im März 2022 auf Boipeba am Anfang eurer Tour kennengelernt hatten. Echt anregend, ein bißchen abenteuerlich, aber das ist ja der Kick, der erst den Unterschied zum bequemen Vorzeigetourismus ausmacht.
    Ich kann Euren Lesern dazu nur raten, hatte das vor Jahren mit Fernbussen zwischen Recife und Salvador etappenweise auch so gemacht. Doch im jetzigen Alter ist das nur noch möglich, wenn wir ein Leihauto mieten. Das geht wunderbar, obwohl Reiseführer es wenig empfehlen. Da zählt eben eigenes Erleben mehr.
    Laßt Euch weiter von Gabi und Michael inspirieren, es ist hinreißend im wahrsten Sinne des Wortes.

    • Liebe Christa, lieber Henning, herzlichen Dank für Euer Feedback, haben uns wahnsinnig gefreut, zumal Ihr als Brasilienkenner*innen ja wirklich wisst, von was Ihr schreibt. Brasilien individuell mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bereisen, ist in der Tat kein Problem, wenn man ein wenig Zeit mitbringt. Sicherlich ist man aber auch mit einem Leihauto gut aufgehoben, ein Auto hat schon auch viele Vorteile. Wir sind schon sehr gespannt auf das, was Ihr bei Eurer nächsten Brasilienreise erleben werdet. Ein herzlicher Gruß nach Buch, alles alles Gute, viel Gesundheit und auf so bald wie möglich!

  2. Na toll, ihr habt mich angefixt! Jetzt hab ich so richtig Lust eure Brasilienreise nachzumachen. Wie schön es da ist. Und das mit dem Beobachten am Stadtstrand kann ich absolut nachvollziehen. Ich hätte es nicht anders gemacht und einfach nur geglotzt.

    Hab ich es überlesen? Wie lang wart ihr dort insgesamt unterwegs?

    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Lisa

    • Liebe Lisa, prima, genau das war der Plan, also mit dem Anfixen 🙂 Brasilien ist ein unglaubliches Land, wunderschön und ultrafreundlich. Wir waren dieses Mal insgesamt fast sieben Wochen in Brasilien unterwegs, für die Bahia-Küste am Anfang haben wir uns drei bis vier Wochen Zeit gelassen. Liebe Grüße aus Kreuzberg in die Schweiz, Gabi und Michael

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