Mit osmanischen Moscheen ist das ja immer so eine Sache. Hast du eine gesehen, hast du alle gesehen, könnte man meinen. Doch nicht ganz. Die Moscheen des großen Baumeisters Sinan aus dem 16. Jahrhundert sind schon etwas Besonderes. All jene Pracht, die mit Sultan Süleyman dem Prächtigen in Verbindung gebracht wird, fand erst durch Sinans geniale Architektur ihren Ausdruck. Nicht nur Moscheen gehören zu seinen Hinterlassenschaften, sondern auch Bäder und Palasttrakte, selbst Brücken.

Sinans prägendes Architekturelement ist die Kuppel. Sinan spielte mit Kuppeln, schuf oft wahre Gebirge aus Kuppeln. Seine Kuppeln wirken wie Himmelsgewölbe, göttlich und metaphysisch. Teilweise scheinen sie fast mit dem Raum zu verschmelzen. Sinans großes Kuppelvorbild: die Hagia Sophia, die Kirche aller Kirchen.

 

Kuppel Molla-Celebi-Moschee Istanbul
Die Kuppel im Zentrum: Molla-Çelebi-Moschee

 

 

Baumeister Sinan: Leben und Wirken

Koca Mimar Sinan, der „altehr­würdige Baumeister Sinan“, kam um 1490 als Kind christlicher Eltern in einem zen­tral­ana­to­li­schen Dorf nahe Kayseri zur Welt. Die dev­şirme, die Rekrutierung jun­ger Chris­ten zum Militärdienst, führte ihn in den Dienst des Sul­tans. Nachdem er in der Palast­schu­le zum Muslim erzogen wor­den war, trat er den Janit­scha­ren als Mili­tär­in­ge­nieur bei.

Auf Feldzügen durchstreifte er das Os­ma­ni­sche Reich und stu­dierte des­sen Mo­scheen ebenso wie die Pyramiden von Gi­zeh und die Aquädukte des Bal­kans. In den verschiedensten Provinzen hatte er Ge­legenheit, gro­ßen Ar­chitekten über die Schul­ter zu blicken. Als er für ei­nen persi­schen Feldzug jene Schiffe bau­te, welche das Heer über den Van-See in Ostanatolien bringen soll­ten, wurde Sul­tan Sü­ley­man I. (der Prächtige) auf ihn auf­merk­sam.

Sinan, schon über 50 Jahre alt, wurde Sü­ley­mans Haus- und Hofarchi­tekt. In den folgenden Jahr­zehnten arbei­tete er mit schier unglaublichem Fleiß. Zu seinen 477 (!) Bauwerken gehö­ren allein 42 Moscheen in Istan­bul.

Muslimisches Grab mit Turban
Bescheiden: Sinans Grab neben der Süleymaniye-Moschee

Bis zu seinem Tod im Jahr 1588 (er wurde annähernd 100 Jahre alt!) blieb der großartigste Ar­chitekt der os­ma­nischen Peri­ode ein bescheidener Mensch. In einer schlichten, von ihm selbst entwor­fenen Türbe nahe dem Süleyma­niye-Komplex (siehe unten) liegt er begraben – es scheint, als habe er gewusst, dass sein Werk ihn um Jahrhunderte über­dauern und so­mit sein Name nie in Vergessen­heit geraten würde.

 

Rüstem-Pascha-Moschee: Fayencenzauber

Die erste Moschee, die wir Euch hier vorstellen, überblickt wie auf einem Hochsitz das Markttreiben des Viertels Tahta­kale. Der kup­pel­artige Unter­bau beher­bergt kleine Lä­den. Die Moschee wurde 1561 fertiggestellt. Auftraggeber war der Schwie­ger­sohn Süleymans des Prächti­gen, Rüs­tem Pa­scha, ein korrupter, in­tri­ganter und raff­gie­riger Großwesir.

 

Bann betet in einer völlig verkachelten Moschee vor der Gebetsnische
Schmuckstück Rüstem-Pascha-Moschee

 

Das Innere der Moschee beeindruckt. Wände, Säulen, Mihrab und Minbar sind über und über mit Fayencen geschmückt. Als Mihrab wird übrigens die Gebetsnische in der Wand, die nach Mekka zeigt, bezeichnet. Minbar ist die Kanzel, die sich meist rechts des Mihrab erhebt. Von ihr predigt der Imam.

Adresse: Kutucular Caddesi 46 C, Emi­nönü.

 

Kuppel einer Moschee mit Lichtkranz
Rüstem-Pascha-Moschee

 

Sokollu-Mehmed-Pascha-Moschee: Mit Steinchen aus Mekka

Leider ist Fotografieren im Inneren der Sokollu-Mehmed-Pascha-Mochee verboten. Wir vermuten, das liegt an den schwar­zen Stein­chen an Mihrab und Minbar. Diese sind nämlich superholy, entstammen dem heiligen Schwar­zen Stein der Kaaba in Mekka.

Sokollu Mehmed Pascha, der die Moschee 1572 errichten ließ, war ein gebürti­ger Serbe namens Bayo Sokolovitsch, der bis zu seinem 18. Lebensjahr Christ war. Er galt als einer der fä­higs­ten Politiker seiner Zeit, war Groß­wesir unter Sultan Se­lim II. und wurde irgendwann von einem ir­ren Soldaten ermordet. Sultan Selim II. wiederum wurde wegen seines beachtlichen Alkoholkonsums auch „Selim der Säufer“ genannt. In den oberen Etagen des Osmanischen Reiches haben viele ordentlich getankt, Muslim hin, Muslim her.

 

 

Die Mo­schee zählt zu den schönsten klei­neren Gebets­­stätten Sinans und be­her­bergt grandiose tür­kis­blaue Fa­yencen. Diese stammen aus dem Städtchen Iznik 100 Kilometer südlich von Istanbul, wo zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert die kunstvollsten Fayencen des Osmanischen Reichs hergestellt wurden. An­geb­lich sol­l­en sich die Marmorsäu­len nahe dem Mihrab schon bei der kleins­ten Er­schüt­­terung drehen – falls es stimmt, ein ge­ni­a­les Erdbeben­warn­sys­tem.

Adresse: Şehit Şehit Çeşmesi Sokak, Sultanahmet

 

Topkapı-Palast: Die Kuppel im Harem

Der Topkapı-Palast ist eine gewaltige Palaststadt, ein Traum wie aus 1001 Nacht. Drei Jahrhunderte war er der Sitz der Osmanenherrscher. Heute gehört er zu den Must-sees Istanbuls. Einen halben bis ganzen Tag solltet Ihr für den Besuch einplanen, inklusive Schlangestehen vor manchen Trakten.

 

Verkachelter orientalischer Raum mit Baldachinen
Im Harem des Topkapı-Palasts

 

In dem verschachtelten Komplex befindet sich auch der Harem, sozusagen eine Stadt in der Stadt in der Stadt. Das verwirrende Labyrinth besteht aus schmalen Gängen und Treppen, dunklen Korridoren und Höfen sowie über 300 Räumen.

In einem davon, dem Salon Mu­rats III., war auch unser Sinan zugange. Die Kuppel gilt als eine seiner schönsten. Der Salon zählt zu den beeindru­ckendsten Räum­lich­keiten des Harems. Tiefblaue Fayencen mit Kal­ligrafien wechseln sich reizvoll mit ro­ten Blu­menmustern ab. Das Plät­schern des Brun­nens ver­hin­der­te einst, dass ver­trau­li­­che Gespräche be­lauscht wer­­den konn­ten. Fazit: Wer Reizüberflutung mag, wird hier glücklich!

Adresse: Sarayburnu

 

Wunderschöne braune Kuppel
Die Kuppel im Salon Murats III.

 

Süleymaniye-Moschee: Panoramen satt

Höchsten Schauwert, im mehrfachen Sinne, hat auch die Süleymaniye-Moschee, eine Kalenderblattschönheit, die würdevoll das Goldene Horn überblickt. Kaum ein Istanbultourist fährt ohne ein Foto von ihr nach Hause.

 

Sonnenuntergang über dem Goldenen Horn mit Blick auf Moschee
Die Süleymaniye-Moschee überblickt das Goldene Horn

 

Die Moschee gehört zu einem Stiftungskomplex. Wie der Name schon vermuten lässt, wurde sie von Sultan Süleyman dem Prächtigen in Auftrag gegeben. Das war 1550. Sieben Jahre später war sie fertig. Heute gilt die Moschee als Sinans Istanbuler Meister­werk. Ihre vier Minarette mit ins­ge­samt zehn Balkonen rühmen Süley­man sym­bolisch als den vierten in Konstantinopel re­gie­renden Sultan und den zehnten Herrscher des Osmanischen Reiches.

Von außerordentlicher Grandezza zeigt sich auch der Vorhof mit seinen Säulen aus rosafarbenem Granit und wei­ßem Marmor. Das In­nere der Mo­schee strahlt erhabene Weite aus: 3500 Quadratmeter groß ist der Ge­betsraum, vier massive Säulen stützen die 27 Meter brei­te Haupt­kup­pel. Feinste Ka­cheln in Türkis, Dun­kel­blau und Toma­ten­rot zieren den mar­mor­nen Mihrab. 138 farbige Fens­ter sor­­gen für ein licht­durch­flutetes In­ne­res.

 

Blick auf das Goldene Horn von der Süleymaniye-Moschee
Über-Blick: Aussichtsterrasse der Süleymaniye-Moschee

 

Ein Grund, weswegen die Moschee ganz oben auf Eurer Liste stehen sollte, ist aber auch die spektakuläre Aussicht. Von der Moscheeterrasse blickt Ihr über das Goldene Horn hinweg auf den Bosporus. Zum Niederknien, egal bei welchem Wetter.

Adresse: Prof. Sıddık Sami Onar Caddesi, Süleymaniye

 

Prinzenmoschee: Sinans Lehrlingsstück

Süleyman der Prächtige stiftete die Prinzenmoschee, die im Türkischen Şehzade Camii heißt, zu Ehren seines jung ver­­storben liebsten Sohnes, des Prinzen Meh­met. Als er Sinan mit dem Bau beauftragte, war dieser als Architekt in Konstantinopel noch weitestgehend unbekannt. Die Prinzenmoschee wurde sein erster Monumentalbau. Sinan bezeichnete sie als sein „Lehr­lings­­stück“ – eine Lehrlingsstück, das zu ers­tem Ruhm führte.

Das In­nere zieren auch hier hübsche Fayencen. Der Blick nach oben beschert einen steifen Nacken: Hauptkuppel, Halbkuppel, Drittkuppel.

 

 

Wie in allen Moscheen beten Männer und Frauen getrennt. Männer in den prächtigen Haupträumen. Frauen am Katzentisch. Sie müssen zum Gebet hinter die Holzverschalungen.

Auch die angeschlossene Medrese ist außerordentlich apart. So sieht der elegante Innenhof mit Brunnen aus:

 

Hof einer Medrese mit Reinigungsbrunnen
Medrese der Prinzenmoschee

Adresse: Şehzadebaşı Caddesi, Saraçhane.

 

Çinili Hamam: Schwitzen im Sinan-Bad

Sinan konnte nicht nur Moscheen. Ein kleineres profanes Bauwerk von ihm ist das Çinili Hamam im atmosphärischen Viertel Zeyrek. Wir haben das Bad zufällig bei unserem letzten Besuch im Rahmen der Istanbuler Biennale besuchen können. Da war es gerade erst von Grund auf saniert worden und nicht in Betrieb, zumindest nicht als Bad, sondern nur als Ausstellungsraum.

 

Schöner osmanischer Hamam mit Marmorverkleidung
Schwitzen im Sinan-Bad: Çinili Hamam

 

Der Hamam war einst mit türkisen und blauen Fayencen ausgeschmückt, daher auch der Name „Fayencenhamam“. Die schönen Kacheln sind zum größten Teil dahin, nicht aber der Charme des Marmorbades. Und dann erst die Kuppeln… Schaut Euch mal diesen Sternenhimmel an:

 

Kuppel mit Sternen

 

Hier alle Infos zum Bad. Gerne könnt Ihr uns berichten, wie es war.

Adresse: İtfaiye Cad. 44, Zeyrek

 

Gazi-Ahmed-Pascha-Moschee: Die Gebetsstätte im Wohnviertel

In einem ruhigen Wohnviertel nahe der byzantinischen Stadtmauer liegt die 1554 für Gazi Ahmed Pascha (auch: Kara Ahmed Pascha) errichtete Sechs-Pfeiler-Moschee. Gazi Ahmed Pascha war ebenfalls ein Großwesir Süleymans des Prächtigen. Der hatte einen ganz schönen Verschleiß an Großwesiren, während seiner Regentschaft bissen neun ins Gras. Auch in dieser Moschee begeistern schöne Fayencen.

Adresse: Emin Molla Sokak, Topkapı

 

 

Mihrimah-Moschee: Geschenk an die Sultanstochter

Auf dem höchsten Punkt des alten „Stam­­bul“ und gar nicht weit weg von der Gazi-Ahmed-Pascha-Moschee, steht dieser Sakralbau, den Sinan 1565 für Mihri­mah Sultan, die Lieblingstochter Sü­ley­mans des Prächtigen errichtete. Impo­sant ist die 37 Meter hohe Hauptkup­pel mit exakt 161 Fenstern, die unge­wöhn­lich viel Licht einfallen lassen:

 

Blau-weiße, sehr helle Kuppel einer Moschee
Hell und luftig: Kuppel der Mihrimah-Moschee

 

Das In­nere der Moschee ist mit Arabesken verziert. Das einst hohe, schlan­ke Minarett stürzte schon mehr­­mals ein, 1894 durch­brach es so­gar das Dach der Mo­schee. Heute steht es in gestutzter Form da.

 

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Adresse: Sulukule Caddesi, Edirnekapı

 

Zal-Mahmud-Pascha-Moschee: War er’s oder war er’s nicht?

Kinder spielen Fangen. Ihre Mütter sitzen im ruhigen Hofcafé bei Tee und Gebäck. Die Zal-Mahmud-Pascha-Moschee in Eyüp, einem der konservativsten Viertel Istanbuls, ist ein Ort zum Herunterkommen im Gewusel der Millionenmetropole.

Die palastartige Moschee entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Nicht ganz klar ist, ob sie tatsächlich von Sinan stammt oder „nur“ von einem seiner Assistenten. Klar ist jedoch, wer der Auftraggeber war: Zal Mah­mud Pa­scha, ein Wesir (dieses Mal ohne „Groß“) Süleymans des Prächtigen. Zal Mahmud Pascha ging als Palastmörder in die osmanische Geschichte ein: Er er­­würgte Sultan Sü­ley­mans erst­geborenen Sohn und ver­half so Se­lim dem Säufer auf den Thron. Die­ser be­­lohnte den Pascha dar­aufhin mit sei­ner Tochter. Zal Mah­mud Pa­scha und sei­ne Frau star­ben spä­ter in ein und der­selben Nacht und teilen sich nun eine Türbe im Garten ne­ben der Mo­schee.

Schmuckstück im Inneren der Moschee ist der mit Fayencen verzierte Mihrab.

Adresse: Zalpaşa Caddesi, Eyüp

 

 

Kılıç-Ali-Pascha-Moschee: Mitten im Trendviertel

Auch wenn die Kılıç-Ali-Pascha-Moschee oft als ein eher zweitklassiges Werk Sinans bezeichnet wird, so kann man dort doch viel Atmosphäre schnuppern. Die Gebetsstätte liegt in Karaköy; auf der einen Seite trendige Cafés und Restaurants, auf der anderen Seite das Istanbul Modern, eines der besten Kunstmuseen der Stadt.

Auftraggeber der Moschee war Kılıç-Ali-Pascha. Der „Krummschwert-Ali“, ein hohes Tier in der osmanischen Flotte, war ursprünglich ein zum Islam konvertierter Christ aus Kalabrien. Der heißblütige Süditaliener soll mit 90 Jahren in den Armen einer Konkubine gestorben sein.

 

Vorhalle und Hof einer Moschee mit Reinigungsbrunnen
Kılıç-Ali-Pascha-Moschee: Überaus charmante Vorhalle

Kuppel einer Moschee

 

Ähnlich betagt war Sinan, als er die Moschee, eine Art kleinen Nachbau der Hagia Sophia, im Jahr 1580 errichtete. Überaus charmant finden wir die Vorhalle, gesäumt von Säulen mit Rautenflächenkapitellen. In der Nachbarschaft befindet sich ein empfehlenswerter Hamam, der ebenfalls von Sinan stammt.

Adresse: Kemeraltı Caddesi 50, Karaköy

 

Molla-Çelebi-Moschee: Mit Blick auf den Bosporus

Von der Kılıç-Ali-Pascha ist es nur einen Katzensprung zur Molla-Çelebi-Moschee. Sie blickt in Richtung Bosporus, ihr Eingang liegt allerdings zur vielbefahrenen Uferstraße hin. Die Moschee gehört zu den kleineren Sakralbauten Sinans. Dennoch lohnt ein Blick ins Innere. Schaut Euch die Fenster genauer an!

 

 

Adresse: Meclis-i Mebusan Caddesi 26, Fındıklı

 

Şemsi-Pascha-Moschee: Nah am Wasser gebaut

Auch die Şemsi-Pascha-Moschee ist nah am Wasser gebaut, allerdings auf der anderen Seite des Bosporus. Eine stimmungsvolle Fährfahrt bringt Euch hinüber nach Üsküdar. Die Moschee, die sich direkt an der Bosporuspromenade befindet, seht Ihr schon vom Schiff aus. Von den Fähranlegestellen lauft Ihr in ein paar Minuten hin. Nebenan wird fleißig geangelt.

 

Moschee direkt am Bosporus
Wunderschöne Lage: Şemsi-Pascha-Moschee

 

Auftraggeber war Şemsi Ah­med Pa­scha, ein Wesir und Dichter. Die Türbe des Stifters steht daneben.

Adresse: Üsküdar Harem Sahil Yolu, Üsküdar

 

Hafenmoschee: Die schönste Vorhalle

Üsküdar zum Zweiten. Die Hafenmoschee (İs­kele Camii) erhebt sich imposant auf einer terrassierten An­höhe direkt bei den Fähranlegern. Der Weg zur Gebetsstätte führt vorbei an einem gro­ßen, reizvollen Barockbrunnen mit ara­bischen Inschriften, Ver­se berühmter osmanischer Dich­­ter.

Erneut war es Mihrimah, die Lieblingstochter Süleymans des Prächtigen, für die Sinan diese Moschee im Jahr 1547 schuf. Ihr Äußeres mit der weit ausladenden Vorhalle ist äußerst stattlich, schaut mal:

 

Vorhalle der Hafenmoschee in Üsküdar

 

Das mit rotem Teppich ausgelegte Innere der Moschee ist im Vergleich zur extrem hellen Mihrimah-Moschee auf der anderen Seite des Bosporus (siehe oben) relativ düster. Hat aber auch was.

Adresse: Paşa Limanı Caddesi, Üsküdar

 

Moschee mit Säulen und kleineren Fenstern
Im Inneren der Hafenmoschee

 

Atik-Valide-Moschee: Moschee der alten Sultansmutter

Üsküdar zum Dritten. Die Atik-Valide-Moschee liegt landeinwärts, über einen Kilometer vom Bosporus entfernt. Sie ist Mittelpunkt eines größeren Komplexes und gilt als eines der letzten Meisterwerke Sinans. Sie entstand 1583. Sinan muss zu diesem Zeitpunkt schon um die 93 Jahre alt gewesen sein – nahezu unglaublich.

Auftraggeberin war Nur Banu, die Gattin Sultan Selims II. (des Säufers!), die übrigens in ihrem ersten Leben eine venezianische Adelige namens Cecilia Venier-Baffo war. 1546 gebar sie den späteren Sultan Murat III. Der türkische Name der Moschee lautet übersetzt „Moschee der alten Sultansmutter“.

 

 

Die Ap­sis schmü­cken feinste Fa­yen­cen. Die Un­ter­­sei­ten der Empo­ren zie­ren Ara­bes­­ken in Schwarz, Rot und Gold. Mih­rab und Minbar sind kunst­vol­le Mar­mor­­ar­bei­ten. Der Weg in die Mo­schee führt durch einen baum­be­stan­de­nen und nach Rosen duf­ten­den Vor­hof, einen der schöns­ten Is­tan­buls.

Adresse: Toptaşı Meydan Sokak 1, Üsküdar

 

Selimiye-Moschee in Edirne: Ausflug nach Thrakien

Edirne liegt etwa 240 Kilometer westlich von Istanbul, kurz vor der Grenze zu Bulgarien. Aus der Silhouette der Stadt ragt eine Moschee empor, die Sinan als sein „Meisterstück“ bezeichnete: die Selimiye-Moschee. Mit folgenden Worten soll Sultan Selim II. Sinan beauftragt haben:

„Baue mir eine Moschee, die alle anderen in meinem Reich in den Schatten stellt. Erhaben soll sie auf der Kuppe dieses Hügels thronen und den Ungläubigen von der Größe Allahs künden!“

Und das tut die Moschee. Bereits aus weiter Ferne sieht man sie auf einer Anhöhe thronen. Seit 2011 steht die Moschee, ein Glanzstück osmanischer Baukunst, auf der UNESCO-Welterbeliste. 1575 wurde sie vollendet – Selim II. starb ein Jahr vorher.

 

Moschee mit roten Blumen davor
Seit 2011 auf der UNESCO-Welterbeliste: Die Selimiye-Moschee in Edirne

 

Der Orienttraum offenbart sich schon im Vorhof, den ein 16-eckiger Reinigungsbrunnen schmückt. Drum herum Spitzbogenarkaden mit Säulen im maurischen Stil und bemalten ungleichen Kuppeln. Durch ein prächtiges Stalaktitenportal gelangt Ihr ins Innere.

 

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Und drinnen? Kuppelwahnsinn. Die 31 Meter breite und 45 Meter hohe Kuppel scheint über dem 1620 Quadratmeter großen Gebetssaal fast zu schweben. Es gleicht einem statischen Wunder, dass die dünnen Pfeiler aus Granit, Porphyr und Marmor sie tragen können. Ein Kranz aus Fenstern sorgt für spannende Lichtverhältnisse.

Adresse: Mimar Sinan Caddesi, Edirne

 

Literaturtipps

  • Elif Shafak, die zu den bedeutendsten türkischen Literatinnen der Gegenwart gehört, hat Sinan einen ganzen Roman gewidmet: „Der Architekt des Sultans“ erschien im Verlag Kein & Aber, Zürich.
  • Den meisten der hier erwähnten Moscheen begegnet Ihr auch in → unseren Büchern zur Türkei:

 

Mehr Türkei bei uns auf dem Blog

4 Kommentare

  1. Moscheen sind schon echt fantastisch schön. Ich liebe die Formen und Optiken. Wenn man überlegt, dass das alles Handarbeit ist und wie viel Zeit und Menschen es braucht, um das fertig zu stellen. Das ist einfach phantastisch. So wie ihr, würde ich mich auch immer unter die Kuppel für ein Foto stellen. Manchmal gleicht das auch einer optischen Täuschung fürs Auge – finde ich.

    Liebe Grüsse
    Lisa

    • Liebe Lisa, herzlichen Dank fürs Feedback. Die historischen osmanischen Moscheen sind schon ein echtes Fest für Fotografen. Es gibt allerdings auch ein paar neue architektonisch sehr spannende Sakralbauten am Bosporus. Leider aber nur wenige. Die meisten Moscheen, die Erdogan in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat hochziehen lassen, wirken sehr plump und wurden innerhalb kürzester Zeit fertig gestellt… Liebe Grüße zurück, Gabi und Michael

  2. Ihr Lieben,
    das ist wieder ein wunderbarer Beitrag zu Istanbul mit euren tollen Kuppel-Fotos 🙂 Erinnert mich gut an unseren Istanbul-Trip im Frühjahr 2013. Wir hoffen sehr, dass wir irgendwann noch einmal in die Türkei reisen können und dann natürlich mit ganz vielen eurer Tipps im Gepäck. Werden jetzt schon abgespeichert.
    Viele Grüße, Julia

    • Liebe Julia, oh, dann wart Ihr ja mehr oder minder kurz vor den Gezi-Protesten in Istanbul. Seitdem hat sich diese Stadt unglaublich verändert, einfach unfassbar. Aber eine Konstante gibt es eben doch: die schönen Sinan-Moscheen. Wir hoffen auch, sobald wie möglich wieder in die Türkei fahren zu können, vielleicht sogar schon in diesem Jahr. Herzliche Grüße von Gabi und Michael

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