Mit osmanischen Moscheen ist das ja immer so eine Sache. Hast du eine gesehen, hast du alle gesehen, könnte man meinen. Doch nicht ganz. Die Moscheen des großen Baumeisters Sinan aus dem 16. Jahrhundert sind schon etwas Besonderes. All jene Pracht, die mit Sultan Süleyman dem Prächtigen in Verbindung gebracht wird, fand erst durch Sinans geniale Architektur ihren Ausdruck. Nicht nur Moscheen gehören zu seinen Hinterlassenschaften, sondern auch Bäder und Palasttrakte, selbst Brücken.
Sinans prägendes Architekturelement ist die Kuppel. Sinan spielte mit Kuppeln, schuf oft wahre Gebirge aus Kuppeln. Seine Kuppeln wirken wie Himmelsgewölbe, göttlich und metaphysisch. Teilweise scheinen sie fast mit dem Raum zu verschmelzen. Sinans großes Kuppelvorbild: die Hagia Sophia, die Kirche aller Kirchen.

Wichtig war Sinan zudem der richtige Lichteinfall. Auch hier ließ er sich geniale Lösungen einfallen. Dazu gehörten zum Beispiel Lichtkränze in Form von Fenstern unter der Kuppel im Tambour.
Ganz nebenbei: Die Blaue Moschee, der Promi unter den Istanbuler Moscheen, ist nicht von Sinan! Fälschlicherweise wird sie ihm immer einmal wieder zugeschrieben. Tatsächlich aber stammt sie von einem seiner Schüler.
Inhaltsverzeichnis
Baumeister Sinan: Leben und Wirken
Rüstem-Pascha-Moschee: Fayencenzauber
Sokollu-Mehmed-Pascha-Moschee: Mit Steinchen aus Mekka
Topkapı-Palast: Die Kuppel im Harem
Süleymaniye-Moschee: Panoramen satt
Prinzenmoschee: Sinans Lehrlingsstück
Çinili Hamam: Schwitzen im Sinan-Bad
Gazi-Ahmed-Pascha-Moschee: Die Gebetsstätte im Wohnviertel
Mihrimah-Moschee: Geschenk an die Sultanstochter
Zal-Mahmud-Pascha-Moschee: War er’s oder war er’s nicht?
Kılıç-Ali-Pascha-Moschee: Mitten im Trendviertel
Molla-Çelebi-Moschee: Mit Blick auf den Bosporus
Şemsi-Pascha-Moschee: Nah am Wasser gebaut
Hafenmoschee: Die schönste Vorhalle
Baumeister Sinan: Leben und Wirken
Koca Mimar Sinan, der „altehrwürdige Baumeister Sinan“, kam um 1490 als Kind christlicher Eltern in einem zentralanatolischen Dorf nahe Kayseri zur Welt. Die devşirme, die Rekrutierung junger Christen zum Militärdienst, führte ihn in den Dienst des Sultans. Nachdem er in der Palastschule zum Muslim erzogen worden war, trat er den Janitscharen als Militäringenieur bei.
Auf Feldzügen durchstreifte er das Osmanische Reich und studierte dessen Moscheen ebenso wie die Pyramiden von Gizeh und die Aquädukte des Balkans. In den verschiedensten Provinzen hatte er Gelegenheit, großen Architekten über die Schulter zu blicken. Als er für einen persischen Feldzug jene Schiffe baute, welche das Heer über den Van-See in Ostanatolien bringen sollten, wurde Sultan Süleyman I. (der Prächtige) auf ihn aufmerksam.
Sinan, schon über 50 Jahre alt, wurde Süleymans Haus- und Hofarchitekt. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er mit schier unglaublichem Fleiß. Zu seinen 477 (!) Bauwerken gehören allein 42 Moscheen in Istanbul.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1588 (er wurde annähernd 100 Jahre alt!) blieb der großartigste Architekt der osmanischen Periode ein bescheidener Mensch. In einer schlichten, von ihm selbst entworfenen Türbe nahe dem Süleymaniye-Komplex (siehe unten) liegt er begraben – es scheint, als habe er gewusst, dass sein Werk ihn um Jahrhunderte überdauern und somit sein Name nie in Vergessenheit geraten würde.
Rüstem-Pascha-Moschee: Fayencenzauber
Die erste Moschee, die wir Euch hier vorstellen, überblickt wie auf einem Hochsitz das Markttreiben des Viertels Tahtakale. Der kuppelartige Unterbau beherbergt kleine Läden. Die Moschee wurde 1561 fertiggestellt. Auftraggeber war der Schwiegersohn Süleymans des Prächtigen, Rüstem Pascha, ein korrupter, intriganter und raffgieriger Großwesir.

Das Innere der Moschee beeindruckt. Wände, Säulen, Mihrab und Minbar sind über und über mit Fayencen geschmückt. Als Mihrab wird übrigens die Gebetsnische in der Wand, die nach Mekka zeigt, bezeichnet. Minbar ist die Kanzel, die sich meist rechts des Mihrab erhebt. Von ihr predigt der Imam.
Adresse: Kutucular Caddesi 46 C, Eminönü.

Sokollu-Mehmed-Pascha-Moschee: Mit Steinchen aus Mekka
Leider ist Fotografieren im Inneren der Sokollu-Mehmed-Pascha-Mochee verboten. Wir vermuten, das liegt an den schwarzen Steinchen an Mihrab und Minbar. Diese sind nämlich superholy, entstammen dem heiligen Schwarzen Stein der Kaaba in Mekka.
Sokollu Mehmed Pascha, der die Moschee 1572 errichten ließ, war ein gebürtiger Serbe namens Bayo Sokolovitsch, der bis zu seinem 18. Lebensjahr Christ war. Er galt als einer der fähigsten Politiker seiner Zeit, war Großwesir unter Sultan Selim II. und wurde irgendwann von einem irren Soldaten ermordet. Sultan Selim II. wiederum wurde wegen seines beachtlichen Alkoholkonsums auch „Selim der Säufer“ genannt. In den oberen Etagen des Osmanischen Reiches haben viele ordentlich getankt, Muslim hin, Muslim her.
Die Moschee zählt zu den schönsten kleineren Gebetsstätten Sinans und beherbergt grandiose türkisblaue Fayencen. Diese stammen aus dem Städtchen Iznik 100 Kilometer südlich von Istanbul, wo zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert die kunstvollsten Fayencen des Osmanischen Reichs hergestellt wurden. Angeblich sollen sich die Marmorsäulen nahe dem Mihrab schon bei der kleinsten Erschütterung drehen – falls es stimmt, ein geniales Erdbebenwarnsystem.
Adresse: Şehit Şehit Çeşmesi Sokak, Sultanahmet
Topkapı-Palast: Die Kuppel im Harem
Der Topkapı-Palast ist eine gewaltige Palaststadt, ein Traum wie aus 1001 Nacht. Drei Jahrhunderte war er der Sitz der Osmanenherrscher. Heute gehört er zu den Must-sees Istanbuls. Einen halben bis ganzen Tag solltet Ihr für den Besuch einplanen, inklusive Schlangestehen vor manchen Trakten.

In dem verschachtelten Komplex befindet sich auch der Harem, sozusagen eine Stadt in der Stadt in der Stadt. Das verwirrende Labyrinth besteht aus schmalen Gängen und Treppen, dunklen Korridoren und Höfen sowie über 300 Räumen.
In einem davon, dem Salon Murats III., war auch unser Sinan zugange. Die Kuppel gilt als eine seiner schönsten. Der Salon zählt zu den beeindruckendsten Räumlichkeiten des Harems. Tiefblaue Fayencen mit Kalligrafien wechseln sich reizvoll mit roten Blumenmustern ab. Das Plätschern des Brunnens verhinderte einst, dass vertrauliche Gespräche belauscht werden konnten. Fazit: Wer Reizüberflutung mag, wird hier glücklich!
Adresse: Sarayburnu

Süleymaniye-Moschee: Panoramen satt
Höchsten Schauwert, im mehrfachen Sinne, hat auch die Süleymaniye-Moschee, eine Kalenderblattschönheit, die würdevoll das Goldene Horn überblickt. Kaum ein Istanbultourist fährt ohne ein Foto von ihr nach Hause.

Die Moschee gehört zu einem Stiftungskomplex. Wie der Name schon vermuten lässt, wurde sie von Sultan Süleyman dem Prächtigen in Auftrag gegeben. Das war 1550. Sieben Jahre später war sie fertig. Heute gilt die Moschee als Sinans Istanbuler Meisterwerk. Ihre vier Minarette mit insgesamt zehn Balkonen rühmen Süleyman symbolisch als den vierten in Konstantinopel regierenden Sultan und den zehnten Herrscher des Osmanischen Reiches.
Von außerordentlicher Grandezza zeigt sich auch der Vorhof mit seinen Säulen aus rosafarbenem Granit und weißem Marmor. Das Innere der Moschee strahlt erhabene Weite aus: 3500 Quadratmeter groß ist der Gebetsraum, vier massive Säulen stützen die 27 Meter breite Hauptkuppel. Feinste Kacheln in Türkis, Dunkelblau und Tomatenrot zieren den marmornen Mihrab. 138 farbige Fenster sorgen für ein lichtdurchflutetes Inneres.

Ein Grund, weswegen die Moschee ganz oben auf Eurer Liste stehen sollte, ist aber auch die spektakuläre Aussicht. Von der Moscheeterrasse blickt Ihr über das Goldene Horn hinweg auf den Bosporus. Zum Niederknien, egal bei welchem Wetter.
Adresse: Prof. Sıddık Sami Onar Caddesi, Süleymaniye
Prinzenmoschee: Sinans Lehrlingsstück
Süleyman der Prächtige stiftete die Prinzenmoschee, die im Türkischen Şehzade Camii heißt, zu Ehren seines jung verstorben liebsten Sohnes, des Prinzen Mehmet. Als er Sinan mit dem Bau beauftragte, war dieser als Architekt in Konstantinopel noch weitestgehend unbekannt. Die Prinzenmoschee wurde sein erster Monumentalbau. Sinan bezeichnete sie als sein „Lehrlingsstück“ – eine Lehrlingsstück, das zu erstem Ruhm führte.
Das Innere zieren auch hier hübsche Fayencen. Der Blick nach oben beschert einen steifen Nacken: Hauptkuppel, Halbkuppel, Drittkuppel.
Wie in allen Moscheen beten Männer und Frauen getrennt. Männer in den prächtigen Haupträumen. Frauen am Katzentisch. Sie müssen zum Gebet hinter die Holzverschalungen.
Auch die angeschlossene Medrese ist außerordentlich apart. So sieht der elegante Innenhof mit Brunnen aus:

Adresse: Şehzadebaşı Caddesi, Saraçhane.
Çinili Hamam: Schwitzen im Sinan-Bad
Sinan konnte nicht nur Moscheen. Ein kleineres profanes Bauwerk von ihm ist das Çinili Hamam im atmosphärischen Viertel Zeyrek. Wir haben das Bad zufällig bei unserem letzten Besuch im Rahmen der Istanbuler Biennale besuchen können. Da war es gerade erst von Grund auf saniert worden und nicht in Betrieb, zumindest nicht als Bad, sondern nur als Ausstellungsraum.

Der Hamam war einst mit türkisen und blauen Fayencen ausgeschmückt, daher auch der Name „Fayencenhamam“. Die schönen Kacheln sind zum größten Teil dahin, nicht aber der Charme des Marmorbades. Und dann erst die Kuppeln… Schaut Euch mal diesen Sternenhimmel an:
Hier alle Infos zum Bad. Gerne könnt Ihr uns berichten, wie es war.
Adresse: İtfaiye Cad. 44, Zeyrek
Gazi-Ahmed-Pascha-Moschee: Die Gebetsstätte im Wohnviertel
In einem ruhigen Wohnviertel nahe der byzantinischen Stadtmauer liegt die 1554 für Gazi Ahmed Pascha (auch: Kara Ahmed Pascha) errichtete Sechs-Pfeiler-Moschee. Gazi Ahmed Pascha war ebenfalls ein Großwesir Süleymans des Prächtigen. Der hatte einen ganz schönen Verschleiß an Großwesiren, während seiner Regentschaft bissen neun ins Gras. Auch in dieser Moschee begeistern schöne Fayencen.
Adresse: Emin Molla Sokak, Topkapı
Mihrimah-Moschee: Geschenk an die Sultanstochter
Auf dem höchsten Punkt des alten „Stambul“ und gar nicht weit weg von der Gazi-Ahmed-Pascha-Moschee, steht dieser Sakralbau, den Sinan 1565 für Mihrimah Sultan, die Lieblingstochter Süleymans des Prächtigen errichtete. Imposant ist die 37 Meter hohe Hauptkuppel mit exakt 161 Fenstern, die ungewöhnlich viel Licht einfallen lassen:

Das Innere der Moschee ist mit Arabesken verziert. Das einst hohe, schlanke Minarett stürzte schon mehrmals ein, 1894 durchbrach es sogar das Dach der Moschee. Heute steht es in gestutzter Form da.
Adresse: Sulukule Caddesi, Edirnekapı
Zal-Mahmud-Pascha-Moschee: War er’s oder war er’s nicht?
Kinder spielen Fangen. Ihre Mütter sitzen im ruhigen Hofcafé bei Tee und Gebäck. Die Zal-Mahmud-Pascha-Moschee in Eyüp, einem der konservativsten Viertel Istanbuls, ist ein Ort zum Herunterkommen im Gewusel der Millionenmetropole.
Die palastartige Moschee entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Nicht ganz klar ist, ob sie tatsächlich von Sinan stammt oder „nur“ von einem seiner Assistenten. Klar ist jedoch, wer der Auftraggeber war: Zal Mahmud Pascha, ein Wesir (dieses Mal ohne „Groß“) Süleymans des Prächtigen. Zal Mahmud Pascha ging als Palastmörder in die osmanische Geschichte ein: Er erwürgte Sultan Süleymans erstgeborenen Sohn und verhalf so Selim dem Säufer auf den Thron. Dieser belohnte den Pascha daraufhin mit seiner Tochter. Zal Mahmud Pascha und seine Frau starben später in ein und derselben Nacht und teilen sich nun eine Türbe im Garten neben der Moschee.
Schmuckstück im Inneren der Moschee ist der mit Fayencen verzierte Mihrab.
Adresse: Zalpaşa Caddesi, Eyüp
Kılıç-Ali-Pascha-Moschee: Mitten im Trendviertel
Auch wenn die Kılıç-Ali-Pascha-Moschee oft als ein eher zweitklassiges Werk Sinans bezeichnet wird, so kann man dort doch viel Atmosphäre schnuppern. Die Gebetsstätte liegt in Karaköy; auf der einen Seite trendige Cafés und Restaurants, auf der anderen Seite das Istanbul Modern, eines der besten Kunstmuseen der Stadt.
Auftraggeber der Moschee war Kılıç-Ali-Pascha. Der „Krummschwert-Ali“, ein hohes Tier in der osmanischen Flotte, war ursprünglich ein zum Islam konvertierter Christ aus Kalabrien. Der heißblütige Süditaliener soll mit 90 Jahren in den Armen einer Konkubine gestorben sein.

Ähnlich betagt war Sinan, als er die Moschee, eine Art kleinen Nachbau der Hagia Sophia, im Jahr 1580 errichtete. Überaus charmant finden wir die Vorhalle, gesäumt von Säulen mit Rautenflächenkapitellen. In der Nachbarschaft befindet sich ein empfehlenswerter Hamam, der ebenfalls von Sinan stammt.
Adresse: Kemeraltı Caddesi 50, Karaköy
Molla-Çelebi-Moschee: Mit Blick auf den Bosporus
Von der Kılıç-Ali-Pascha ist es nur einen Katzensprung zur Molla-Çelebi-Moschee. Sie blickt in Richtung Bosporus, ihr Eingang liegt allerdings zur vielbefahrenen Uferstraße hin. Die Moschee gehört zu den kleineren Sakralbauten Sinans. Dennoch lohnt ein Blick ins Innere. Schaut Euch die Fenster genauer an!
Adresse: Meclis-i Mebusan Caddesi 26, Fındıklı
Şemsi-Pascha-Moschee: Nah am Wasser gebaut
Auch die Şemsi-Pascha-Moschee ist nah am Wasser gebaut, allerdings auf der anderen Seite des Bosporus. Eine stimmungsvolle Fährfahrt bringt Euch hinüber nach Üsküdar. Die Moschee, die sich direkt an der Bosporuspromenade befindet, seht Ihr schon vom Schiff aus. Von den Fähranlegestellen lauft Ihr in ein paar Minuten hin. Nebenan wird fleißig geangelt.

Auftraggeber war Şemsi Ahmed Pascha, ein Wesir und Dichter. Die Türbe des Stifters steht daneben.
Adresse: Üsküdar Harem Sahil Yolu, Üsküdar
Hafenmoschee: Die schönste Vorhalle
Üsküdar zum Zweiten. Die Hafenmoschee (İskele Camii) erhebt sich imposant auf einer terrassierten Anhöhe direkt bei den Fähranlegern. Der Weg zur Gebetsstätte führt vorbei an einem großen, reizvollen Barockbrunnen mit arabischen Inschriften, Verse berühmter osmanischer Dichter.
Erneut war es Mihrimah, die Lieblingstochter Süleymans des Prächtigen, für die Sinan diese Moschee im Jahr 1547 schuf. Ihr Äußeres mit der weit ausladenden Vorhalle ist äußerst stattlich, schaut mal:
Das mit rotem Teppich ausgelegte Innere der Moschee ist im Vergleich zur extrem hellen Mihrimah-Moschee auf der anderen Seite des Bosporus (siehe oben) relativ düster. Hat aber auch was.
Adresse: Paşa Limanı Caddesi, Üsküdar

Atik-Valide-Moschee: Moschee der alten Sultansmutter
Üsküdar zum Dritten. Die Atik-Valide-Moschee liegt landeinwärts, über einen Kilometer vom Bosporus entfernt. Sie ist Mittelpunkt eines größeren Komplexes und gilt als eines der letzten Meisterwerke Sinans. Sie entstand 1583. Sinan muss zu diesem Zeitpunkt schon um die 93 Jahre alt gewesen sein – nahezu unglaublich.
Auftraggeberin war Nur Banu, die Gattin Sultan Selims II. (des Säufers!), die übrigens in ihrem ersten Leben eine venezianische Adelige namens Cecilia Venier-Baffo war. 1546 gebar sie den späteren Sultan Murat III. Der türkische Name der Moschee lautet übersetzt „Moschee der alten Sultansmutter“.
Die Apsis schmücken feinste Fayencen. Die Unterseiten der Emporen zieren Arabesken in Schwarz, Rot und Gold. Mihrab und Minbar sind kunstvolle Marmorarbeiten. Der Weg in die Moschee führt durch einen baumbestandenen und nach Rosen duftenden Vorhof, einen der schönsten Istanbuls.
Adresse: Toptaşı Meydan Sokak 1, Üsküdar
Selimiye-Moschee in Edirne: Ausflug nach Thrakien
Edirne liegt etwa 240 Kilometer westlich von Istanbul, kurz vor der Grenze zu Bulgarien. Aus der Silhouette der Stadt ragt eine Moschee empor, die Sinan als sein „Meisterstück“ bezeichnete: die Selimiye-Moschee. Mit folgenden Worten soll Sultan Selim II. Sinan beauftragt haben:
„Baue mir eine Moschee, die alle anderen in meinem Reich in den Schatten stellt. Erhaben soll sie auf der Kuppe dieses Hügels thronen und den Ungläubigen von der Größe Allahs künden!“
Und das tut die Moschee. Bereits aus weiter Ferne sieht man sie auf einer Anhöhe thronen. Seit 2011 steht die Moschee, ein Glanzstück osmanischer Baukunst, auf der UNESCO-Welterbeliste. 1575 wurde sie vollendet – Selim II. starb ein Jahr vorher.

Der Orienttraum offenbart sich schon im Vorhof, den ein 16-eckiger Reinigungsbrunnen schmückt. Drum herum Spitzbogenarkaden mit Säulen im maurischen Stil und bemalten ungleichen Kuppeln. Durch ein prächtiges Stalaktitenportal gelangt Ihr ins Innere.
Und drinnen? Kuppelwahnsinn. Die 31 Meter breite und 45 Meter hohe Kuppel scheint über dem 1620 Quadratmeter großen Gebetssaal fast zu schweben. Es gleicht einem statischen Wunder, dass die dünnen Pfeiler aus Granit, Porphyr und Marmor sie tragen können. Ein Kranz aus Fenstern sorgt für spannende Lichtverhältnisse.
Adresse: Mimar Sinan Caddesi, Edirne
Literaturtipps
- Elif Shafak, die zu den bedeutendsten türkischen Literatinnen der Gegenwart gehört, hat Sinan einen ganzen Roman gewidmet: „Der Architekt des Sultans“ erschien im Verlag Kein & Aber, Zürich.
- Den meisten der hier erwähnten Moscheen begegnet Ihr auch in → unseren Büchern zur Türkei:
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Moscheen sind schon echt fantastisch schön. Ich liebe die Formen und Optiken. Wenn man überlegt, dass das alles Handarbeit ist und wie viel Zeit und Menschen es braucht, um das fertig zu stellen. Das ist einfach phantastisch. So wie ihr, würde ich mich auch immer unter die Kuppel für ein Foto stellen. Manchmal gleicht das auch einer optischen Täuschung fürs Auge – finde ich.
Liebe Grüsse
Lisa
Liebe Lisa, herzlichen Dank fürs Feedback. Die historischen osmanischen Moscheen sind schon ein echtes Fest für Fotografen. Es gibt allerdings auch ein paar neue architektonisch sehr spannende Sakralbauten am Bosporus. Leider aber nur wenige. Die meisten Moscheen, die Erdogan in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat hochziehen lassen, wirken sehr plump und wurden innerhalb kürzester Zeit fertig gestellt… Liebe Grüße zurück, Gabi und Michael
Ihr Lieben,
das ist wieder ein wunderbarer Beitrag zu Istanbul mit euren tollen Kuppel-Fotos 🙂 Erinnert mich gut an unseren Istanbul-Trip im Frühjahr 2013. Wir hoffen sehr, dass wir irgendwann noch einmal in die Türkei reisen können und dann natürlich mit ganz vielen eurer Tipps im Gepäck. Werden jetzt schon abgespeichert.
Viele Grüße, Julia
Liebe Julia, oh, dann wart Ihr ja mehr oder minder kurz vor den Gezi-Protesten in Istanbul. Seitdem hat sich diese Stadt unglaublich verändert, einfach unfassbar. Aber eine Konstante gibt es eben doch: die schönen Sinan-Moscheen. Wir hoffen auch, sobald wie möglich wieder in die Türkei fahren zu können, vielleicht sogar schon in diesem Jahr. Herzliche Grüße von Gabi und Michael