Schnell raus aus Berlin und rein in den Schnee, wandern durch unverbaute Natur und dabei vielleicht auch noch ein bisschen Kunst gucken. Geht das? Ja, nur mit dem Schnee ist das natürlich so eine Glückssache in diesen Gefilden. Den Rest aber liefert der Kunstwanderweg Hoher Fläming: Skulpturen im Wald und auf Wiesen, Entschleunigung und weite Blicke über eine unserer Lieblingsgegenden in Brandenburg.
Vier verschiedene Routen zwischen 16 und 20 Kilometern bietet der Wanderweg auf dem dünn besiedelten Höhenzug des Hohen Fläming südlich von Potsdam. In diesem Beitrag erzählen wir Euch von unserer Tour auf der Südroute.
Unseren Artikel über den Kunstwanderweg Hoher Fläming findet ihr in ähnlicher Form auch in unserem erlebnisorientierten Reiseführer → „Berlin außenrum. Überlandabenteuer Brandenburg“, der im Michael Müller Verlag erschienen ist. Dort beschreiben wir 32 weitere kleine Abenteuer rund um Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Kunstwanderweg Hoher Fläming – praktische Infos
- Start und Ende dieser Tour: Unsere Tour beginnt am Bahnhof von Wiesenburg/Mark und endet am Bahnhof von Bad Belzig.
- Länge: Etwa 16 Kilometer bzw. 4,5 Stunden
- Markierungen: Der Kunstwanderweg ist mit gelb-weißen Piktogrammen markiert.
- Anfahrt mit Öffis von Berlin: Vom Bahnhof Zoologischer Garten erreicht Ihr Wiesenburg/Mark mit der RE 7 in ca. einer Stunde. Mit der gleichen Bahn gelangt Ihr von Bad Belzig auch wieder zurück.
- Detailinfos: https://www.wandern-im-flaeming.de/kunstwanderweg/. Von der Webseite lässt sich auch ein informativer Audioguide zum Kunstwanderweg herunterladen. Dort findet Ihr auch Informationen zu allen Künstler:innen und Kunstwerken.
Zum Schloss Wiesenburg
Unsere Blicke versinken im Wintermärchen. Um uns herum nur Weiß. Würde noch die Sonne vom blauen Firmament strahlen, so wäre das Wonderland perfekt. Heute aber liegt der Himmel wie eine dicke Daunendecke über dem Naturpark Hoher Fläming, den wir gerade durchstapfen. Na ja, man kann nicht alles haben. Schon allein der Schnee ist eine Sensation. Schnee in Brandenburg? So rar wie ein Berg in der pizzaflachen Landschaft. Also nichts wie raus!
Der Kunstwanderweg Hoher Fläming ist mit 28 Arbeiten internationaler Künstler:innen bestückt. Er entstand zwischen 2007 und 2010. Auf der Südroute, auf der wir heute unterwegs sind, begegnet man zwölf Arbeiten.
Vom Bahnhof kommend, steuern wir zunächst jedoch das von einem schönen Park samt Teichen umgebene Schloss Wiesenburg an. Im Schloss befinden sich heute Eigentumswohnungen. Öffentlich zugänglich ist nur der Schlossturm. Danach drehen wir noch eine kurze Runde durch Wiesenburg selbst, ein beschauliches, tagträumendes Landstädtchen.
Die Kuheuter auf der Wiese
Der Kunstwanderweg steht unter dem Motto „Wandern und Wundern“. Wundern tun wir uns schon kurz hinter Wiesenburg. Dort nämlich blicken neun schwarz-weiße Kuheuter, fast so groß wie Hüpfbälle, aus den Winterwiesen. Die belgische Künstlerin Silke de Bolle schuf sie in Erinnerung an die flämischen Zuwanderer, die sich im 12. Jahrhundert in der Mark Brandenburg ansiedelten und neue landwirtschaftliche Techniken mitbrachten. Vor diesem Hintergrund wurde die Südroute auch hauptsächlich von flämischen Künstler:innen bestückt.
Die Wölfe
Schon bald danach halten wir Ausschau nach einer versteckt im Wald stehenden Skulpturengruppe: drei Wölfe, die weniger gefährlich denn verletzlich wirken. Die Arbeit aus Metall stammt von der Künstlerin Marion Burghouwt. „Der Wolf ist zurück“, will sie uns damit zurufen und zugleich betonen: „Doch fürchtet Euch nicht!“. Natur und (Landschafts-)Kunst verschmelzen auf diesem Wanderweg. „Als ob Kunst nicht auch Natur wäre und Natur Kunst“, meinte schon Christian Morgenstern.
Es geht aus dem Wald hinaus und wieder vorbei an weitem Winterland. Im Sommer wiegt sich hier vermutlich das Korn im Wind. Blühen Rhododendronhecken, die im Frühsommer eine wahre Pracht abgeben müssen.
Die Kuben aus Eisenschrott
Der extrem dünn besiedelte Hohe Fläming ist ein Paradies für Stillesucher. Unsere einzige Begegnung unterwegs: ein Bauer auf einem Traktor. Im erbspüreefarbenen Dorf Borne spitzen wir kurz in die kleine Feldsteinkirche, bevor wir weiterwandern.
Ein Stück geht es entlang der Gleise. Dann staunen wir, mit einem Thermoskannenkaffee in der Hand, fünf Kuben aus Eisenschrott im Schnee an. Der Berliner Künstler Karl Menzen hat sie in die Landschaft geworfen. Sie sollen an wüst und öd gewordene einstige Siedlungen erinnern.
Etwas weiter staksen zwei Schwarzstörche aus bunten Glassteinen eine Betonstelenwand entlang. Hier hat der niederländische Künstler Egidius Knops einem weiteren Fläming-Bewohner ein liebenswertes Denkmal gesetzt.
Angekommen in Bad Belzig
Da noch ein kurzer Stopp, dort ein Foto. Wir nähern uns Bad Belzig und damit dem Ziel unserer Wanderung. Zunächst begrüßt uns Burg Eisenhardt. Ihr 24 Meter hoher Rundturm ist das Wahrzeichen der Stadt. Das Heimatmuseum auf dem Burgareal schenken wir uns heute.
Wir spazieren noch eine Runde durch die pastellfarbene Altstadt mit ihrem stattlichen Renaissancerathaus. Danach ärgern wir uns, nicht an Badeklamotten gedacht zu haben, um als Abschluss unseres Winterwandertags die Therme von Bad Belzig besuchen zu können. Die jodhaltige Sole weist einen ähnlich hohen Salzgehalt auf wie das Tote Meer.
Stattdessen schlagen wir den Weg zum Bahnhof ein. Wir springen in die nächste Regionalbahn. Wärmen unsere Füße an der Heizung, schließen die Augen und lassen diesen schönen Wintertag noch einmal Revue passieren.
Mehr kleine Abenteuer rund um Berlin…
… findet Ihr in unserem erlebnisorientierten Reiseführer → „Berlin außenrum“. Erschienen ist das Buch im Michael Müller Verlag.
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Wandern und Kunstgenuss, so etwas mag ich sehr, sehr gerne. Da kann man sich auch gut ablenken, wenn die Wanderung gar zu lang ist. Am besten gefallen mir die Wölfe.
Hallo Gudrun, oh ja, die Wölfe sind toll, und in der Winterlandschaft kamen sie besonders gut. Herzliche Grüße von Gabi und Michael