Murals am Meer: Street-Art-Wanderung durch Patras

Patras ist ein ausgesprochen gutes Pflaster in Sachen Street Art, doch das wissen die wenigsten. Für viele Touristen ist die Hafenstadt nicht viel mehr als das Tor zum Peloponnes. Man kommt mit der Fähre aus Italien an, steigt ins Auto und fährt davon. Das ist schade. Die drittgrößte Stadt Griechenlands (fast 214.000 Einwohner) ist zwar keine klassische Schönheit, dafür aber überaus lebendig und dazu sehr jung. Jede(r) vierte Bewohner:in studiert.

Der Architekturmix von Patras – Beton neben Stuck, Historisches neben Zweckbauten – bietet ein ideales Spielfeld für Streetart-Künstler. Zu verdanken sind die vielen hochkarätigen Murals der Non-Profit-Organisation → Art in Progress. Seit 2014 organisiert sie in regelmäßigen Abständen das Streetart-Festival Artwalk und lädt dafür international renommierte Künstler nach Patras ein.

Doch Achtung liebe Streetart-Fans, Murals gucken in Patras ist kein Sonntagsspaziergang! Wer eine Street-Art-Tour durch Patras plant und möglichst viele der über 60 Masterpieces sehen will, sollte gut zu Fuß sein und superheiße Sommertage meiden. Die Stadt ist enorm weitläufig und die Murals liegen teils weit auseinander.

Ein paar Infos vorab: Wir haben für unsere Street-Art-Tour durch Patras zwei Tage gebraucht, waren an jedem Tag etwa 20 Kilometer unterwegs und abends mehr als platt. Vorgestellt wird hier unser persönliches Best-of, gesehen haben wir wesentlich mehr Murals, aber noch lange nicht alle. Der Übersichtlichkeit wegen haben wir die Murals grob Kapiteln von Nord nach Süd zugeordnet. Ihr könnt sie so der Reihe nach abwandern.

 

Street Art in Patras: Inhaltsverzeichnis

 

 

IM NORDEN VON PATRAS

Im Norden von Patras kann man zwischen Autohäusern, Shoppingmalls, Werkstätten und Wohnsiedlungen noch Relikte ehemaliger Ländlichkeit entdecken. Hier erstreckten sich einst Plantagen mit kleinen Häuschen, von denen noch einige wenige übrig geblieben sind.

 

Millo: Blue Trail (2019)

Adresse: Strimonos 6

Ein Mädchen in einem roten Kleid sitzt auf einem Hochhaus und spielt ein surreal wirkendes „Muschelinstrument“. Aus diesem quillt blauer Rauch, der wiederum einen Sternenhimmel bildet. Mythen und Legenden des antiken Griechenlands hat der Italiener → Millo, ein Großmeister der Szene, hier mit dem für ihn typischen Großstadtdschungel verwoben. Einem „Millo“ begegnet man übrigens auch auf unserer → Street-Art-Tour durch Kreuzberg.

 

Fikos Antonios: Centauromachy (2019)

Adresse: N.E.O. Patron-Athinon 32 (Gebäude der Regionalregierung Westgriechenland)

Wir bleiben bei der antiken Mythologie, der sich auch der griechische Streetart-Künstler → Fikos Antonios zuwendet. In diesem Mural nahe dem Archäologischen Museum tötet Theseus einen trunkenen Kentaur (der Mord geschah auf der Hochzeit von Hippodameia und Peirithoos). Fikos Antonios hat klassische byzantinische Malerei studiert.

 

Dimitri Taxis: Insinuation of a truth (2018)

Adresse: Lefkosias 19

An der Lefkosias-Straße rund 700 Meter weiter westlich treffen wir auf ein Mural von → Dimitri Taxis, der uns seit unserer → Street-Art-Tour durch Ragusa ein Begriff ist. Die Arbeit trägt den Titel „Unterstellung einer Wahrheit“ und zeigt eine Frau im Talar, die die Hände vors Gesicht hält. Warum? Aus Scham, Trauer oder Hilflosigkeit? Wir wissen es nicht. Auch der Künstler hält sich darüber bedeckt.

 

Apset: Sin & Sensibility (2018)

Adresse: Athinon 77

Etwas weiter Richtung Marina, direkt an der Bahnlinie Patras – Athen und gut vom Zug aus zu sehen, befindet sich ein Mural von → Apset. Apset ist ein überaus aktiver Streetart-Künstler. Seine Heimatstadt Thessaloniki steckt voller Arbeiten von ihm, größeren und kleineren.

Geboren ist Apset 1984, seine Karriere begann er in den späten 1990er-Jahren als Graffiti-Writer. Auf diesem technisch sehr ausgereiften Mural stellt Apset Äsops Fabel vom Fuchs und Raben symbolistisch dar:

 

 

VIERTEL AGIA TRIADA

Südlich des Panachaiki-Stadions erstreckt sich ein Wohnviertel, in dem dienstags ein kleiner Markt stattfindet. Hier findet man geballt gleich mehrere große Murals.

 

KLE: Solidarity (2022)

Adresse: Zakinthou 36

Dezember 1943: Die deutschen Besatzer fordern den Bürgermeister der griechischen Insel Zakynthos auf, innerhalb von 72 Stunden eine Liste mit den Namen aller 272 jüdischen Inselbewohner zu erstellen. Bürgermeister Lukas Carrer weiß, was das zu bedeuten hat.

Eine beispiellose Aktion folgt. Unter Mithilfe des Bischofs Dimitrios Chrysostomos sowie der Unterstützung vieler Insulaner gelingt es, in kürzester Zeit alle Inseljuden in entlegenen Bergdörfern zu verstecken. Die Liste, die der Bürgermeister und der Bischof den Nazis schließlich überreichen, enthält nur zwei Namen: Carrer und Chrysostomos – ihre eigenen. Was für eine Courage! Details dieser irren Geschichte könnt Ihr im Netz nachlesen.

 

 

Den Bürgermeister sehr Ihr links oben, den Geistlichen rechts oben. Das beeindruckende Mural stammt von → KLE aka Kleomenis Kostopoulos, einem Lokalmatador aus Patras und Mitbegründer des hiesigen Streetart-Festivals. Er hat in Berlin und Stuttgart studiert. Wir werden KLE auf dieser Tour nochmals begegnen.

 

Anders Gjennestad: The human is the one who creates the possible (2021)

Adresse: Kefallinas 32

Die vier Straßen Kefallinas, Gothiou, Molaon und Pente Pigadion umschließen einen von Wohnblocks umringten Platz mit gleich drei Murals. Besonders gut gefällt uns der springende bzw. fallende Mann des Norwegers → Anders Gjennestad. Der Titel des Murals ist ein Zitat des Schriftstellers und Komponisten Mikis Theodorakis.

 

 

Jay Kaes: Desde el barrio al cielo (2020)

Adresse: Molaon 5

Das kunterbunte Mädchen, das über eine Pfütze springt, stammt von → Jay Kaes, einem spanischen Künstler, der in London lebt. Jay Kaes vermischt fotorealistische Elemente mit Comic-Stilistik und 3D-Effekten. Das Mädchen soll ein Beispiel für die vielen Kinder sein, die sich am Nachmittag und Abend auf dem Platz treffen und fröhlich miteinander spielen.

 

 

George Chionis: Cupid and Psyche (2021)

Adresse: Githiou 12

Der junge Grieche → George Chionis ist erst 2017 mit dem Studium fertig geworden und seitdem viel auf den Straßen seines Heimatlandes unterwegs. Hier widmet er sich der Liebe zwischen Cupido (auch Eros oder Amor) und Psyche, einem Sujet aus Ovids Metamorphosen:

 

 

ZWISCHEN ALTEM HAFEN UND ZENTRUM

Hendrik Beikirch: Untitled (2019)

Adresse: Favierou 19

Wer ist die Dame, die da schüchtern zur Seite blickt? Wir wissen es nicht, der Koblenzer Künstler → Hendrik Beikirch lässt diese Frage offen. In der Regel aber stecken hinter Beikirchs eindrucksvollen Schwarzweißporträts reale Personen. Oft sind es stille Bewohner eines Viertels oder einfache Arbeiter.

 

 

Hendrik Beikirch gehört für uns zu den faszinierendsten deutschen Muralisten. Wir sind seinen Arbeiten schon öfters begegnet, unter anderem in → Ferropolis, einem Industriedenkmal und Veranstaltungsort in einem ehemaligen Tagebau in Sachsen-Anhalt.

 

D*Face: Bad Hair Day (2022)

Adresse: Korinthou 50

Nach dem eher melancholischen Porträt von Hendrik Beikirch folgt eine coole, bunte Arbeit von → D*Face, einem Streetart-Künstler aus London. D*Faces hübsche Damen weinen häufig, so auch auf diesem Mural.

Der Künstler ist schon seit Jahrzehnten aktiv und ein Big Name der Szene. Er ist vielseitig und nicht nur auf der Straße unterwegs. Unter anderem gestaltete er das Cover des Albums Bionic der amerikanischen Sängerin Christina Aguilera. Auch in → Berlin-Schöneberg gibt es übrigens ein Mural von ihm.

 

Silver Formz und Monos Cwtos: Hiroshima (2020)

Adresse: Norman / Ecke Kanakari Roufou

Eine Dame posiert in einem großbürgerlichen Wohnzimmer für ein Foto. Dahinter eine völlig zerstörte Villa. Die verstörende Gemeinschaftsarbeit der griechischen Künstler → Silver Formz und Monos Cwtos macht auf den 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki aufmerksam. Zerstörung und Leid durch Krieg – leider ein stets aktuelles Motiv.

 

ÜBER DIE KORINTHOU ZUM BURGBERG

Guido van Helten: Untitled (2021)

Adresse: Korinthou 131

An der vielbefahrenen lauten Einkaufsstraße Korinthou überblickt eines der für uns schönsten Murals von Patras eine Tankstelle. Es stammt von → Guido van Helten, einem australischen Künstler. Einem Mural von ihm sind wir bereits in Sizilien auf unserer → Street-Art-Tour durch Ragusa begegnet.

Guido spazierte zunächst durch die Straßen von Patras, fotografierte und sammelte Eindrücke, bevor er dieses Meisterwerk an die Wand brachte. Doch wer ist dieses Paar, von dem nur das Mädchen zu erkennen ist? Wir wissen es nicht. Ganz großes Streetart-Kino auf jeden Fall.

 

Gera1: Stare Down (2019)

Adresse: Korinthou 161

An der gleichen Straße weiter südlich befindet sich das nächste Masterpiece. Hinter der farbenfrohen, gesprühten Arbeit steckt der Athener Künstler → Gera1. Gera1 hat sich der Glitch-Art verschrieben, einer stilistischen Eigenart, bei der durch digitale Störungen bewusst verzerrende Effekte erzeugt werden. Gera1 arbeitet weltweit, Murals von ihm sieht man auch in Berlin oder Wiesbaden.

 

Emic: Penelope (2022)

Adresse: Dervenakion 37

Der weitere Weg in Richtung Burgberg führt uns zunächst in ein vergleichsweise ruhiges Wohnviertel. An einer Seitenwand sehen wir ein lilafarbenes Paar, das sich umarmt. Das Mädchen hat ein Taschentuch in der Hand und Tränen in den Augen.

→ Emic, ein irischer Streetart-Künstler aus Belfast, stellt hier Penelope dar, in der griechischen Mythologie die Frau des Odysseus. Emic mischt Realismus und Abstraktion. Farben und Farbtöne spielen in seiner Kunst eine wichtige Rolle.

 

Ondo und Onebran: BrainSqueezer (2017)

Adresse: Ifestou 12

Weiter geht es in die Kneipengasse Ifestou, einer der Nightspots der Stadt. Dort entdecken wir einen interessanten Frauenkopf an einer Wand, ein Gemeinschaftsprojekt der griechischen Künstler → Ondo und → Onebran. Ondo arbeitet auch als Tätowierer.

Nur ein paar Schritte sind es von der Ifestou zu den St.-Nikolaus-Treppen, die hoch zur Burg führen. Von oben hat man diesen Ausblick:

 

 

SÜDLICH DER BURG

Checkos’art: Hermes (2022)

Adresse: Dim Gounari 229

„Die Grauzonen von Städten neu zu gestalten“ ist das Ziel des italienischen Muralisten → Checkos’art aka Francesco Ferreri. Mission erfüllt, würden wir mal sagen: Das faszinierende Jungengesicht ist ein Eyecatcher in der sonst alles andere als spannenden Gegend südlich der Burg. Daumen hoch, gefällt uns gut!

 

 

Zabou: Here for You (2021)

Adresse: Mpoukouri 121

Endlich eine Frau! Bei jedem Street-Art-Beitrag schreiben wir’s erneut: Frauen sind rar im Street-Art-Geschäft, die Szene ist männerdominiert und nicht selten auch ein wenig chauvinistisch. So sind wir froh, Euch mit diesem tollen Mural die erste Künstlerin auf unserer Street-Art-Tour durch Patras vorstellen zu dürfen.

Die in London lebende Französin Zabou ist gut unterwegs und außerordentlich produktiv. Seit 2012 sprühte sie sage und schreibe 258 fotorealistische Murals an die Wände. Und zwar in 23 Ländern! Dieses hier schmückt die Seitenfassade eines schmalen Mehrfamilienhauses. Wer darauf abgebildet ist? Zwei Brüder: Nikos und Mike.

 

 

Politicalstencil: Part of the war again, Thanasis? (2018)

Adresse: Dim Gounari 146–156

Politicalstencil nennt sich eine Gruppe von politischen Streetart-Aktivisten aus Athen, die in der Regel mit der Schablonentechnik arbeiten. Ihre Werke regen zum Nachdenken an oder kritisieren Missstände. Hier ist der griechische Komiker und Schauspieler Thanasis Vengos zu sehen (1927–2011), der während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand kämpfte:

 

 

Wild Drawing: Time Hole (2018)

Adresse: Dim Gounari 146–156

An der gleichen Straße, nur 200 Meter weiter westlich, zieht ein echter Oschi von einem Mural die Blicke auf sich. Die Megaarbeit mit der Alice-im-Wonderland-Thematik stammt vom indonesischen Streetart-Künstler → Wild Drawing. Er ist uns nicht unbekannt. Arbeiten von ihm haben wir schon an einer → Hotelruine in Malta und auf unserer → Street-Art-Tour durch die tschechische Stadt Olomouc gesehen.

 

 

VON DER AGIOU ANDREOU RICHTUNG BAHNHOF

Die betriebsame Straße Agiou Andreou durchzieht das „Zentrum des Zentrums“. Im Herz von Patras herrscht am Vormittag Hustle Bustle vom Feinsten. Hektisch und chaotisch geht es zu, fast wie im Orient. Autos quetschen sich durch die Straßen, die Parkplätze sind voll und eng. Fischladen neben Metzger neben Ikonenverkauf neben Trödlerlädchen. Ein Mural ist uns dort besonders aufgefallen:

 

AFK: Float (2019)

Adresse: Agiou Andreou (gegenüber dem Nightclub Moulin Rouge)

Ein traurig blickendes Mädchen trägt ein Kleinkind im Babytuch, auf der Stirn eine Schwimmbrille. Sie sitzt auf einem Einhorn-Schwimmtier. Die sehr bewegende Arbeit mit Flüchtlingsthematik stammt von dem norwegischen Streetart-Künstler → AKA. AKAs Arbeiten, meist schwarz-weiße Stencils, aber auch größere Murals wie dieses, stecken voller politischer Untertöne.

 

Young Jarus: Untitled (2022)

Adresse: Vasiliadi Spiridonos 31

Ein weiteres Mural, das uns nachhaltig beeindruckt hat, ist das des Kanadiers Jarus aka Emmanuel Jarus aka → Young Yarus. Ein junger Mann wendet dem Betrachter seinen nackten Rücken zu – simpel und doch unglaublich faszinierend.

Die Murals von Young Jarus sind so groß wie großartig und überall auf der Welt zu finden – in Europa, den Amerikas, selbst in Neuseeland. Soweit braucht Ihr aber gar nicht zu fahren – auch am für uns schönsten Mural Berlins war Young Jarus beteiligt. Ihr findet es auf unserer → Street-Art-Tour durch Kreuzberg.

 

Bumblebeelovesyou: Untitled (2019)

Adresse: Charilaou Trikoupi 32–36

Ein paar Blocks weiter südlich sehen wir ein Hoodie-Mädchen mit Katze und Vogel. Die liebenswerte Arbeit geht auf den kalifornischen Künstler → Bumblebeelovesyou zurück. Das innere Kind zu füttern und zu erhalten, ist sein wichtigster künstlerischer Ansatz. Oder anders gesagt:

„In all my work , I try to keep the childhood spirit alive. People grow up too fast…“

Ein schönes Lebensmotto, hinter dem auch wir voll und ganz stehen.

 

Elléna Lourens: With Love (2022)

Adresse: Charilaou Trikoupi 1

An der gleichen Straße, nur etwas weiter westlich, umarmen sich zwei Ladies in Red an einer Wand. Die sehr poetische Arbeit stammt von der südafrikanischen Künstlerin → Elléna Lourens, der zweiten weiblichen Künstlerin auf unserer Runde durch Patras. Sehr minimalistisch, sehr cool. Rottöne sind der im wahrsten Sinne des Wortes rote Faden der Künstlerin. Gerne stellt sie die Liebe oder Erotik dar.

 

VOM SOUTH PARK LANDEINWÄRTS

Im Süden schließt der South Park an den Bahnhof an, eine Grünfläche mit herrlichem Meeresblick. Spaziert Ihr von dort landeinwärts, warten erneut ein paar ziemlich coole Murals auf Euch. Immer wieder blitzen bunte Arbeiten aus dem Beton hervor.

 

JDL: Alone together (2019)

Adresse: Archiepiskopou Kirillou 26

→ JDL heißt eigentlich Judith de Leeuw und hat ihre Base in Amsterdam. Als ehemaliges Heimkind mit unperfekter Biographie porträtiert sie oft Menschen, mit denen es das Schicksal ebenfalls nicht so gut gemeint hat. Doch auch Liebe und Partnerschaft gehören zu ihren Themen. In Patras rangelt ein Paar miteinander. Liebt es sich oder hasst es sich? Der alltägliche Kampf in einer Beziehung.

Zwei Straßen weiter südlich ballen sich die Murals:

 

Mon Devane: A new Dionysos (2022)

Adresse: Skagiopouliou 32

Die riesigen Porträts des Spaniers → Mon Devane sind stets in dem gleichen türkisfarbenen Ton gehalten wie in Patras. An seinem Weingott, der übrigens das Gesicht des galizischen Schauspielers Chechu Salgado trägt, arbeitete er vier Tage.

 

Soteur & The Flying Dolphins: In Chaos Find Joy (2023)

Adresse: Korinthou 406

Diese sehr bunte Arbeit in frischen Farben ist ein Gemeinschaftswerk des Athener Künstlers → Soteur und der Flying Dolphins. Während wir von Soteur einiges wissen – so heißt er mit bürgerlichem Namen Sotiris Fokeas und versucht sich auch als Insta-Model und Influencer – kriegen wir zu den fliegenden Delfinen einfach gar nichts heraus. Weiß jemand mehr als wir? Dann lasst es uns gerne wissen, in den Kommentaren ist genug Platz dafür.

 

Francisco Maturana: The enigma of an afternoon in Patras (2023)

Adresse: Korinthou 483

Fisch, Honigmelone, Trauben und eine blaue Einkaufstüte. Das ist Patras für den chilenischen Muralisten → Francisco Maturana. Er bringt die Ess- und Alltagskultur der jeweiligen Region, in der er arbeitet, in seine Stillleben ein – hat was.

 

KLE: Melina Merkouri is here (2020)

Adresse: Ecke Archiepiskopou Kirillou / Themistokleous

KLE, den Local Hero aus Patras, haben wir bereits eingeführt. Auch dieses Porträt der rauchenden griechischen Schauspielerin, Sängerin und Politikerin Melina Merkouri (geb. 1920) ist sehr catchy.

Während der Militärdiktatur in Griechenland (1967–1974) lebte Melina Merkouri in Frankreich, kritisierte das Regime aber immer öffentlich, was ihr die griechische Staatsbürgerschaft kostete. Nach dem Ende der Militärdiktatur kehrte sie zurück und wurde Politikerin. Auf ihre Initiative hin wurde das „Europäische Kulturhauptstadtjahr“ ins Leben gerufen. Merkouri starb 1994 an Lungenkrebs.

 

John Valyrakis: Alice, justice is blind (2022)

Adresse: Mesologgiou 107

Ein ganzes Stück müssen wir weiter landeinwärts spazieren, um auf die vermeintliche Pippi Langstrumpf zu treffen, die uns den Rücken zuwendet. Von der Straße aufgenommen, kommt das Mural zweitklassig daher (wir fragten uns gar, ob wir es hier zeigen wollen), mit einer Drohne aufgenommen aber erstklassig.

Hinter dem Mural steckt → John Valyrakis, ein in Athen geborener und aufgewachsener Künstler, der nicht nur Wände, sondern auch Leinwände bemalt. Typisch für seine Arbeiten: Frauen, die entweder ganz ohne Gesicht dargestellt werden, ihr Gesicht verbergen oder es vom Betrachter abwenden.

 

Siguel: 10th Muse (2020)

Adresse: Voreiou Ipeirou 88

Nur einen Steinwurf von „Pippi“ entfernt, überblickt ein junger Mann mit Turban eine Tankstelle. Seine Hand spreizt er dem Betrachter entgegen. Die Arbeit stammt vom Streetart-Künstler → Siguel bzw. El Siguel. Über ihn ist leider kaum etwas bekannt. Kopfbedeckungen scheinen ihn zu faszinieren, sie spielen auf vielen seiner Murals eine Rolle.

 

HINTER DEM NEUEN HAFEN

Das Eck um den Fährhafen nach Italien ist nicht das feinste der Stadt. In den verfallenen Fabriken direkt hinter dem Hafenterminal hausen junge Flüchtlinge. Als blinde Passagiere versuchen sie, auf die Schiffe nach Italien zu gelangen. Ihr Katz-und-Maus-Spiel mit der Hafenpolizei kann jeder beobachten, der dort auf seine Fähre wartet.

Die letzten Murals, die wir Euch in diesem Beitrag zeigen möchten, liegen etwas landeinwärts.

 

Dalal Mitwally: Find home (2022)

Adresse: Agiou Ioanni Pratsika 181

Luftlinie ca. 800 Meter vom Fährhafen entfernt, stößt man neben einer Bushaltestelle auf ein Mural, das genau auf diese Stadt zugeschnitten ist. Drei junge Männer stehen am Wasser. Sie tragen die typischen dunklen Sportklamotten der am Hafen umhersprintenden Flüchtlinge. Die Jungs wirken gut gelaunt.

Das Mural ist das Ergebnis einer aufwendigen Recherche zur Flüchtlingsthematik, die die in Rotterdam und Amman (Jordanien) lebende Künstlerin → Dalal Mitwally in Patras betrieb. Viele Tage lang lief sie durch die Stadt, sprach mit Flüchtlingen und mit Einwohnern, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Die drei jungen Männer sind real, ein Originalfoto von ihnen ist auf der Webseite der Künstlerin zu sehen.

 

Aphenoah: 39.87250° N, 20.00390° E (2023)

Adresse: Evias 161

Um dieses Mural zu sehen, muss man sich die Hacken ablaufen. Doch es lohnt sich! Die sonnenbadenden Männer waren unser ganz großes Streetart-Highlight in Patras! Man findet sie an der Seitenwand eines kleinen Supermarkts in einem schon kleinstädtisch wirkenden Vorortviertel.

Männer am Meer, ältere und jüngere. Adiletten und Wasserflaschen. Ein Mann schaut aufs Meer, ein anderer in sein Handy. Interaktionen gibt es keine. Die unglaublich präzis umgesetzte Alltagssituation spricht uns sehr an. Wo genau sich dieser Männertreff befindet, sagt uns (wahrscheinlich) der Titel.

Hinter der tollen fotorealistischen Arbeit steckt → Aphenoah bzw. stecken die Deutschen Aphe (Oliver Hollatz) und Noah (Noah Kauertz). Die beiden sind erst seit 2019 im Streetart-Geschäft und waren bislang vornehmlich im Westen Deutschlands aktiv. Hut ab, Jungs, wir freuen uns auf mehr! Und kommt bitte mal nach Berlin!

 

Wuper Kec: Giga (2023)

Adresse: Akrotiriou 194

Last but not least noch eine ziemlich imposante Arbeit, die sich ebenfalls am Arsch der Heide von Patras befindet – mehr Vorstadt geht kaum. Gegenüber einer Tankstelle knipst ein Sportler seine Zehennägel. Das Mural stammt vom Serben → Wuper Kec aka Dejan Ivanović. Nicht alle seine Werke gefallen uns. Die einen sind uns zu folkloristisch-naiv, bei anderen übertreibt er’s mit dem Product Placement. Hier lassen wir’s gerade noch durchgehen – zu geil ist das gewählte Motiv.

 

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