Hand hoch – wer von Euch hat sich auf der A9 zwischen Leipzig und Hof noch nicht gefragt, was denn für ein Ort hinter der Autobahnausfahrt „Lederhose“ steckt? Wie oft kamen wir schon an dem Schild vorbei – hinwärts gen Süden, rückwärts nach Hause – und mussten schmunzeln. Irgendwann setzten wir den Blinker.

 

 

Und dann?

Tote Hose in Lederhose. Laut Wikipedia leben 270 Menschen in dem kleinen thüringischen Ort. Wir sehen nur zwei der Bewohner. Einer repariert sein Auto. Ein anderer lugt hinter der Gardine hervor.

Der Gasthof Lederhose ist geschlossen. Schade. Hätten dort gerne Spirelli mit Wildbraten gegessen und ein Bier getrunken – die Halbe zu 2,60 Euro, so steht es auf der Karte im Schaukasten. Schon Howard Carpendale soll hier gespeist haben. Auch das lesen wir später im Netz.

 

Gemalte Aufschrift Gasthof Lederhose

 

Gegenüber dem Gasthof befindet sich die Bushaltestelle samt aufgemalter Lederhose. Die Lederhose ist das Maskottchen und das Logo von Lederhose. Selbst auf dem Ortswappen von Lederhose prangt eine Lederhose.

 

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Dorfspaziergang

Oskar Jähnert verkauft Brennstoffe in Lederhose. Der Maibaum baumelt im September vertrocknet an der Stange. Sonnenblumen lassen ihre traurigen Köpfe über Gartenzäune hängen. Vorbei an verfallenem Fachwerk und Obstgärten kommen wir zum Dorfteich. Oder einem der Dorfteiche, es scheint mehrere zu geben. Das Bild aber überall das Gleiche: Gänse feiern Party.

Von dort ziehen wir weiter zur Kirche, die romanische Ursprünge hat, aber heute wie das gesamte Dorf überaus schlicht daher kommt. Auch hier: Lockdown. Durch die Fenster blicken wir ins Innere. Statt Kirchenbänken stehen dort Stühle mit apricotfarbenen Überzügen.

Wir spazieren zurück zum Auto. Akustische Begleitung auf dem Weg: Krähengekrähe in den Bäumen über uns und Rasenmähergemähe in der Ferne.

 

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Dorfteich mit Gänsen

 

Lederhose – gestern und morgen

Der Name des Ortes leitet sich nicht von einer Krachledernen ab, wie man meinen könnte. Vielmehr soll der Dorfname, der in verschiedenen Abwandlungen bereits seit über 700 Jahren existiert, auf den Sorbenkönig Ledoraz zurückgehen.

Noch zu Mitte des 20. Jahrhunderts hielt der Zug auf der Strecke von Niederpöllnitz nach Münchenbernsdorf in Lederhose. 1993 aber wurde der Bahnverkehr eingestellt und die Strecke stillgelegt.

Die Zukunft von Lederhose liegt vielleicht in der Lederhose. Zwei Österreicher nämlich planen, in Lederhose Lederhosen herzustellen. Unter dem Motto „Original Lederhosen aus Lederhose“ soll eine Fabrik entstehen, dazu ein Freizeitpark mit Bierzelt, Museum und Hotel. Ihr glaubt das nicht? Hier nachzulesen.

 

Dorfeingangsschild Lederhose

 

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10 Kommentare

  1. Als Lederhoser kann ich nur sagen – ihr habt leider einiges bei eurer Reise durch Lederhose übersehen. Zum ersten natürlich den Kletterwald Koala direkt am Kreisverkehr der Autobahn-Abfahrt Lederhose. Zum zweiten den von Anwohnern liebevoll angelegten kleinen „Tierpark“ entlang der Dorfstraße mit vielen schönen bunt bemalten Holzfiguren. Der Fliessteich am Ortsausgang – ein wunderschöner gepflegter Ort zum verweilen. Das eine Gaststätte auch Ruhetage hat, sollte natürlich klar sein. Man könnte sich vorab informieren über die Öffnungszeiten und kann dann dort ganz wunderbar essen gehen. Natürlich ist es ruhig im Dorf und das ist es auch, was das Leben auf dem Land für viele Menschen inzwischen so attraktiv macht. Es liegt in mitten schönster Natur und es fährt kaum mehr ein Auto hier. Es kann hier gewandert werden oder mit dem Fahrrad via Radweg erkundet werden. Wir veranstalten zahlreiche Dorffeste und im Oktober kann man an den Teichen beim Abfischen dabei sein. Für die Kirche fehlt, wie überall inzwischen das Geld für notwendige Sanierung. Wir haben einen neuen Kindergarten mit großem Garten und Spielplatz. Dieser wurde leider auch übersehen. Im Gewerbegebiet Lederhose haben sich große Unternehmen angesiedelt sowie auch eine tolle Tierarzt-Praxis. Alles in allem ziemlich viel für so ein kleines Dorf – finde ich. Die alten Gebäude, die ihr fotografiert habt, sind wirklich richtig alt und schon als ein wenig geschichtliches zu betrachten. Es ist ein herrlicher Fleck Erde – ein Besuch lohnt sich in jedem Fall. Vielleicht den Blick bei euren Reisen etwas schärfen 😉

    • Liebe Käthe, herzlichen Dank für diese Einblicke und Tipps für alle Leute, die die Ausfahrt „Lederhose§ einmal nehmen wollen. Ganz klar kann aber in so einem Beitrag eines Reiseblogs, der wir ja sind, nicht alles auftauchen – die Tierarztpraxis und der Kindergarten würden einfach zu weit führen. Der Kletterwald und der Tierpark sind uns jedoch tatsächlich entgangen. Das Feedback einer Lederhoserin hat uns auf jeden Fall sehr gefreut. Mit besten Grüßen, Gabi und Michael

    • Wirklich so wie du sagst: morbide und skurril. Es gibt auch keinen wirklichen Grund, da Station zu machen, um ehrlich zu sein. Aber wir sind so oft an diesem Schild vorbeigefahren, bis uns die Neugierde dann doch mal rausfahren ließ…

  2. Also, ich muss gestehen, dass ich mich vorbeifahrenderweise schon oft über „Lederhose“ amüsiert habe, aber tatsächlich nur einmal dort rausgefahren bin, um mein brüllendes Kind zu beruhigen… Der morbide Charme des Ortes auf euren Bildern ist sehr berührend, die erwähnte Geschäftsidee mit den Lederhosen aus Lederhose noch auf eine gewisse Weise nachvollziehbar und vielleicht eine Möglichkeit, dem Gasthaus irgendwie wieder Leben einzuhauchen… aber die Auswüchse Freizeitpark nebst Bierzelt und Hotel verursachen mir aufsteigende Übelkeit… Oktoberfest 2.0?? Warum muss man gerade alles kopieren? Gibt es keine kreativen Ideen mehr?? Schlimmstes Beispiel: Wunhenge aus Kunststein im Fichtelgebirge… da fällt mir nix mhr ein… 🙈 Schöne Grüße aus der Heimat!!

    • Liebe Cordula, was für ein netter Gruß aus der Heimat! Ja, dann schau’mer mal, was in Lederhose künftig so passiert. Über Wunhenge haben wir übrigens auch schon den Kopf geschüttelt. Sprachlos. Viele viele Grüße und bleib gesund!

  3. Och! Seid ihr etwa einfach an dem Kletterpark vorbei gefahren? Der ist unser liebster Stopp an der A9 auf der Fahrt aus Berlin Richtung Süden. Einfach genial: Mitten in der Natur mit Kaffee und Toiletten und keine 5 Minuten von der Autobahn. Bis nach Lederhose selbst sind wir allerdings noch nie gekommen. 😉
    Liebe Grüße
    Angela

  4. Spitzenmäßig, endlich Licht im Dunkeln! Klar, immer wieder haben wir uns das gefragt,aber 5 Minuten später wieder vergessen, mal zu googeln… Dankeschön 😉

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