„Every country has its heroes. The hero of the Czech nation was a cobbler.“

Hubert Renfro Knickerbocker, New York Evening Post

Normalerweise entwickeln sich Städte rund um die Kirche und den Marktplatz. Nicht so Zlín. In der südmährische Stadt bildet eine Schuhfabrik das Zentrum. Das schon ist ein Kuriosum. Was Zlín aber ganz besonders macht, ist seine Architektur: Zlín gehört zu den wenigen Städten der Welt, die konsequent im funktionalistischen Stil erbaut wurden – ein Ziel für Architektur-Aficionados.

Die Fabrikstadt Zlín (heute 74.500 Einwohner) entstand zwischen 1923 und 1938 als Paradebeispiel einer idealen Arbeiterstadt. Die Halbbrüder Tomáš und Jan Antonín Baťa hatten sie in Auftrag gegeben. Dem extravaganten Architekturgeschmack der beiden Schuhfabrikanten ist zu verdanken, dass Zlín in jedem Tschechien-Reiseführer beschrieben wird – am ausführlichsten natürlich in → unserem ;-).

Die Vögel über Zlín sehen kein typisch tschechisches Städtchen mit Ziegeldächern, Gässchen, Türmen und  Plätzen, sondern eine luftige Ansammlung roter Häuserwürfel im grünen Hügelland. Sie sehen unverputzten Backstein zwischen Stahlbetonskeletten, viel Glas und Flachdächer. Zlín ist heute ein Freilichtmuseum funktionalistischer Architektur.

 

Funktionalistisches Gebäude mit vielen Fenstern und Klinkerfassade
Zlín: Freilichtmuseum funktionalistischer Architektur

 

 

Ab 1876: Der Aufstieg Batagoniens

1876 wurde Tomáš Baťa (gesprochen übrigens Batja) als Sohn eines Schusters in Zlín geboren. Zlín war damals ein ärmliches Nest. 1894 eröffnete er zusammen mit seinen Geschwistern eine Schuhwerkstatt. Die ersten Schuhe, die sie produzierten, waren aus Leder und uniform – jeder Schuh hatte also rechts und links zu passen. Das Geschäft lief nicht gut. Aber zwei Jahre später beschloss Tomáš Baťa, Schuhe aus Segeltuch zu nähen. Das funzte. Die Leinenschuhe verkauften sich wie geschnitten Brot.

Im Jahr 1900 war Tomáš Baťa schon Chef eines kleinen Unternehmens, das 120 Arbeiter auf der Lohnliste hatte. Die erste Fertigungshalle wurde errichtet.

 

Tomas Bata Museum Zlín
Tomáš Baťa

 

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stieg Baťa in die Produktion von Armeestiefeln ein. 400 Arbeiter hatte er da. Am Ende des Krieges hatte sich die Zahl der Angestellten verzehnfacht, 6000 Paar Schuhe verließen pro Tag die Werkshallen, wurden ins In- und Ausland verschickt.

Die Erfolgsgeschichte der Schuhfabrik spiegelte sich auch in der Einwohnerzahl Zlíns wider. Zählte das Städtchen 1890 noch weniger als 3000 Einwohner, so waren es 1923 schon 15.000. 1923 war zugleich das Jahr, in dem Baťa Bürgermeister von Zlín wurde. Damit begann der Aufbau des modernen Zlín, in dem die architektonischen Ideen der Funktionalisten umgesetzt werden sollten, die in der nahen Metropole Brünn bereits mächtig für Gesprächsstoff sorgten. Die Gebäude sollten schnörkellos, funktional und preisgünstig sein. Quadratisch, praktisch, gut.

 

Fabrikgebäude im funktionalistischen Stil mit Backstein
Quadratisch, praktisch, gut: Funktionalistische Architektur in Zlín

 

Nach und nach entstanden nicht nur neue Werksgebäude im funktionalistischen Stil, sondern auch Kultureinrichtungen, eine Bank, ein Krankenhaus und vieles mehr. Die Belegschaft bekam kleine Backsteinhäuschen in der hügeligen Gartenstadt.

Um nicht von Zulieferfirmen abhängig zu sein, hatte Tomáš Baťa schon früh darauf gesetzt, fast alles selbst zu produzieren: Leder in der eigenen Gerberei, Gummi und Textilien in eigenen Fabriken, Werbefilme in den eigenen Filmstudios, selbst Strom im eigenen Kraftwerk.

 

Blick auf ein funktioanlistisches Werksgelände von oben
Selbst an ein eigenes Kraftwerk wurde gedacht

 

Die 1930er-Jahre

Dank Baťa wurde die Tschechoslowakei in den frühen 1930er-Jahren zum weltweit führenden Schuhexporteur. Drei Viertel aller Exporte des Landes hatten Sohlen. 1931 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft überführt. Jede größere Stadt der Tschechoslowakei bekam fortan ein schickes, im Bauhaus-Stil errichtetes Baťa-Schuhkaufhaus mit allem Pipapo, selbst Pediküreangeboten. Hier das aus Brünn:

 

Bata-Kaufhaus im Bauhaus-Stiel in Brünn
Baťa-Kaufhaus in Brünn

 

1932 hatte Baťa 32.000 Angestellte, etwa drei Viertel davon waren in der Produktion tätig, die anderen in Geschäften weltweit, von Malta bis zu den Kanarischen Inseln, von Britisch-Indien bis Siam und Französisch-Indochina.

Als Tomáš Baťa 1932 bei einem Flugzeugabsturz starb, war Baťa in 54 Ländern auf der Welt tätig. Zlín hatte nun weit über 34.000 Einwohner. Tomáš Baťas Stiefbruder Jan Antonín übernahm die Geschäftsleitung und ließ die Stadt ganz im Sinne seines Bruders mit weiteren funktionalistischen Bauten versehen.

 

Zlín in kommunistischer Zeit und danach

1939 flüchte die Baťa-Familie vor den Nazis nach Amerika und zog von dort kurze Zeit später weiter nach Brasilien. Von Brasilien und Kanada aus, wo Tomáš Baťas Sohn Tomáš Baťa jun. mittlerweile lebte, bauten die Baťas den Konzern zum größten Schuhunternehmen der Welt aus. 1975 gehörten zu Baťa 98 Unternehmen in 89 Ländern mit 90.000 Mitarbeitern, die 250.000.000 Paar Schuhe herstellten. In der internationalisierten Schreibweise Bata besteht das Unternehmen bis heute fort, Firmensitz ist Lausanne.

Und die Baťa-Fabrik in Zlín? Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht und in Svít („Licht“) umbenannt. Auch Zlín bekam einen neuen Namen: Gottwaldov, nach dem „tschechischen Stalin“ Klement Gottwald.

Restitutionsansprüche der Baťa-Familie nach der Samtenen Revolution wurden abgelehnt. Damit blieben Investitionen aus. Im Jahr 2000 ging das Unternehmen Svít pleite. Zurück blieb ein maroder Haufen funktionalistischer Bauten, nur noch ein Schatten ihrer selbst.

 

Unsaniertes funktionalistisches Fabrikgebäude
Ziemlich marode: Einige der alten Fabrikgebäude sind bis heute nicht saniert

 

Nach dem Niedergang der Schuhindustrie verlor Zlín rund zehn Prozent seiner Einwohner. Als wir in den Nullerjahren hier recherchierten, bot Zlín noch ein trauriges Bild. Wir hatten Mühe, ein anständiges Restaurant zu finden.

Heute hat sich Zlín erholt und zeigt sich mancherorts fast hip. Die Gründung der Universität im Jahr 2001 wirkte wie ein Jungbrunnen für die Stadt. Die funktionalistischen Gebäude auf dem alten Werksareal sind bereits in Teilen restauriert. Diverse Unternehmen zogen ein, auch aus der Kreativbranche.

 

Das Hotel am Náměstí Prace

Dass es schönere Plätze als den Platz der Arbeit gibt, steht außer Frage. Spannend aber ist er. Der leere, kalte Platz – heute mehr Parkplatz als Platz – war als Zentrum der funktionalistischen Stadt geplant, eine Art Gegenpol zum Masaryk-Marktplatz des historischen Zlín.

 

Platz der Arbeit Zlín von oben
Kalt und leer: Platz der Arbeit; das Bild ist allerdings schon älteren Datums

 

Platzhirsch ist das ehemalige Gemeinschaftshaus Společenský dům aus den Jahren 1931–1933, errichtet als würdevolles Hotel-Aushängeschild des Baťa-Unternehmens. 300 luxuriöse Zimmer gab es darin, mit Stahlrohrmöbeln, Telefon und schicken Bädern.

 

 

Als Architekten zeichneten Miroslav Lorenc (1896–1943) und Vladimír Karfík (1901–1996) verantwortlich. Letzterer hatte in Paris bei Le Corbusier und in den USA bei Frank Lloyd Wright gearbeitet, bevor er nach Zlín kam. Le Corbusier selbst besuchte Zlín 1935:

 

„Zlín is a shining phenomenon.“

Le Corbusier

 

1949 wurde das Gesellschaftshaus in Hotel Moskva umbenannt. So hieß es bis 2022. Dann erfolgte eine erneute Umbenennung in Hotel Zlín als Reaktion der Stadt auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

 

Hotel Moskva Zlín
Vn 1949 bis 2022 hieß das ehemalige Gemeinschaftshaus Hotel Moskva…

 

Leider ist die einstige Noblesse des Hotels durch zahlreiche Umbauarbeiten in der sozialistischen Zeit heute völlig dahin. Mehr noch: Im Inneren ist es zum Davonlaufen hässlich. Eine der Bausubstanz würdige Restaurierung wäre wünschenswert.

 

Hotel Zlín
… und seitdem Hotel Zlín

 

Kino und Kaufhaus

Seit Jahren schon ist das riesige Kino am Platz der Arbeit geschlossen. Einst konnten hier 2200 (!) Leute Filme gucken. Architekt des 1932 errichteten Gebäudes war František Lydie Gahura (1891–1958), der unter anderem bei Jan Kotěra studiert hatte und so mit den Bauhaus-Ideen in Kontakt gekommen war. Gahura wurde der Haus- und Hofarchitekt der Baťas.

 

Velké Kino in Zlín
Heute eine eher traurige Angelegenheit: das Kino am Platz der Arbeit

 

Schräg gegenüber dem Kino befindet sich das Obchodní dům, das 1931 ebenfalls von Gahura errichtete Kaufhaus. Angeblich hatte es die erste Rolltreppe der Tschechoslowakei. Leider aber ist auch das Obchodní dům heute nicht mehr authentisch. Der funktionalistische Charme ging bereits in den 1970er-Jahren flöten. Seit der letzten Sanierung kommt das Gebäude zwar recht schick daher, die Patzer aus sozialistischer Zeit wurden aber nicht ausgebügelt. Im Obchodní dům gibt es heute ein paar recht stylishe Lokale und im Obergeschoss ein Panoramacafé und eine Galerie.

 

Funktionalistisches Kaufhaus in Zlín
Obchodní dům

 

Hier noch ein Foto, das das Gebäude vor seiner Restaurierung zeigt:

 

Obchodni dum in Zlín, wie es früher aussah

 

Mrakodráp, der Wolkenkratzer

Der 77,5 Meter hohe Wolkenkratzer wurde zwischen 1936 und 1938 als Baťa-Hauptverwaltung erbaut. Der Begriff Wolkenkratzer für ein Gebäude mit 16 Stockwerken klingt heute etwas hochgegriffen. Zur Zeit der Erbauung des Mrakodráp jedoch entstand hier das zweithöchste moderne Bürogebäude ganz Europas. Es ist eines der spannendsten funktionalistischen Gebäuden Zlíns. Denn das Hochhaus von Vladimír Karfík hat das gewisse Etwas: ein fahrendes Chefbüro in einem Aufzug!

 

Hohes Backsteingebäude mit Skulptur davor
Der Zlíner Wolkenkratzer

 

Das sechs mal sechs Meter große Büro mit Klimaanlage und Waschbecken konnte somit ganz bequem die Etagen wechseln, von der Buchhaltung zur Personalabteilung, vom Einkauf zum Vertrieb. Ohne dass der Boss vom Stuhl aufstehen musste! So hatte Jan Antonín Baťa seine Angestellten auf allen Stockwerken unter Kontrolle. Diese arbeiteten in vom Tageslicht verwöhnten Großraumbüros. Jede Etage war für 200 Mitarbeiter ausgelegt.

 

Büro in einem Aufzug
Das fahrende Chefbüro

 

Lange kam Jan Antonín Baťa jedoch nicht in den Genuss, sitzend und Aufzug fahrend seinen Konzern zu leiten. 1939 floh er vor den Nazis nach Amerika. Heute residieren im Gebäude die Kreisverwaltung und das Finanzamt. Das Hochhaus und der Aufzug sind täglich von 8–21 Uhr zu besichtigen. Im 16. Stock befindet sich ein Café mit Megaaussichtsterrasse. Es werden auch geführte Touren angeboten, die eine Fahrt mit dem Aufzug beinhalten. Allerdings solltet Ihr besser vorausbuchen (Infos dazu hier).

 

Industriegebäude aus rotem Backstein von oben fotografiert
Zlín aus der Vogelperspektive: Aussicht vom Café

 

14/15 Baťův Institut

Wir spazieren weiter hinein ins ehemalige Werksgelände. Dort fällt ein Doppelgebäude auf, das sich heute 14/15 Baťův Institut nennt.

Der Bau hat die typische rostrote Klinkerhaut der funktionalistischen Zlíner Bauten, ist aber kein Original aus der frühen Baťa-Zeit. Die Fabrikgebäude, die ursprünglich an dieser Stelle standen und der Schuhkonfektion dienten, wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der gut gemachte Ersatz stammt aus den Jahren 1946–49 (Architekt: Jiří Voženílek), folgt aber in seiner Schlichtheit den Ideen der frühen funktionalistischen Architektur. Auch hier dient ein Stahlbetonskelett als Grundlage für ein Füllmauerwerk aus Ziegeln.

 

Funktionalistisches Gebäude 14/15 Baťův Institut
14/15 Baťův Institut

 

Heute vereinen die mittlerweile feinfühlig restaurierten Gebäude eine recht coole Melange aus Kunst und Kultur. Es gibt mehrere interessante Ausstellungen, eine Bibliothek und Räume für Lesungen. Auch die Touristeninformation hat hier ihren Sitz.

 

 

Das Baťa-Prinzip: Schuhe, Filme, Weltreisende

Detailinfos über Ausstellungen, Öffnungszeiten und Eintrittspreise des 14/15 Baťův Instituts bekommt Ihr hier.

Die Ausstellung „Das Baťa-Prinzip“ im 14/15 Baťův Institut ist kurzweilig. Die Hauptdarsteller: Schuhe. In den zahllosen Vitrinen sind rund 650 Exemplare ausgestellt – ein Traum für Schuhfetischist*innen, die sich hier verlieren können. Der Ursprung der Sammlung reicht bis in die 1920er-Jahre zurück. Schon damals wurden die Baťa-Beschäftigten angehalten, exotische Schuhe für ein künftiges Museum zu sammeln.

Zu sehen sind Schuhe von allen Kontinenten. Chinesische Textilschuhe, afrikanische Sandalen. Fußkleider aus dem Osmanischen Reich genauso wie australische aus Emu-Federn und menschlichem Haar. Man staunt über Holzschuhe, wie man sie im 19. Jahrhundert im Böhmerwald trug, und über Pelzstiefel der sibirischen Eskimos. Ältestes Exponat ist ein Renaissanceschuh aus dem 16. Jahrhundert.

 

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Wenn Ihr mit den Schuhen irgendwann fertig seid, könnt Ihr weiterspazieren zur Filmausstellung, die Zlín als bedeutenden Standort der Filmindustrie vorstellt, die wiederum mit Baťa-Werbefilmen ihren Anfang nahm.

Genauso spannend finden wir die großartigen Schwarz-Weiß-Fotografien und Reisesouvenirs der tschechoslowakischen Globetrotter Jiří Han­zelka (1920–2003) und Mi­roslav Zikmund (1919–2021, lebte ab 1953 in Zlín), denen man sich in einer separaten Ausstellung widmet. In den späten 1940er-Jahren und dann wieder in den frühen 1960er-Jahren unternahmen die beiden mehrere ausgedehnte Reisen in Tatras (!) durch Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien.

 

Noch mehr Hallen

Doch wir schweifen ab. Zurück zur Architektur! Schaut Euch nach dem Besuch des 14/15 Baťův Instituts unbedingt noch in der Umgebung um. Dort gibt es weitere ehemalige Baťa-Werkshallen, in denen heute Ämter, Firmen und Teile der Universität untergebracht sind.

 

Funktionalistische Industriebauten

 

Manche der alten Backstein-Glas-Hallen sind restauriert, andere nicht, was aber nichts an ihrer Ausstrahlung ändert. Besonders gut gefällt uns das alte Zentralschuhlager, das um 1950 entstand (Architekt: Vladimír Kubečka). Die Rettungstreppen des Industriegebäudes (und übrigens auch anderer) sind von schier umwerfender Ästhetik.

 

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Tomáš-Baťa-Denkmal

Über Zlín thront eine echte architektonische Delikatesse: die Gedenkhalle für den am 12. Juli 1932 bei einem Flugzeugabsturz gestorbenen Unternehmer Tomáš Baťa. Der lichte Glasquader wurde in der transparenten Skelettbauweise errichtet, wie sie typisch für Baťas Chefarchitekten Fran­ti­šek­ Lýdie Gahura war.

1933 wurde das Denkmal eingeweiht. Bei einer Bombardierung wurde es 1944 stark beschädigt, nach dem Krieg umgebaut und dann als Haus der Kunst genutzt. Die kommunistische Regierung tat viel, um den Namen Baťa in der Stadt vergessen zu lassen. Die Baťas, die Kapitalisten, galten schließlich als Feinde des Systems.

 

Gebäude aus Glas und Stahl quadratisch
Ein Quader aus Glas: das Tomáš-Baťa-Denkmal

 

Weitere Infos über Preise und Öffnungszeiten des Denkmals erhaltet Ihr hier.

Viele Jahrzehnte zogen ins Land, bis das Denkmal zwischen 2016–18 im alten Stil wiederhergestellt wurde. Seitdem führt für Architektur-Freaks kein Weg daran vorbei. Das Innere hat nicht zuletzt durch die Ummantelung mit Kathedralglas etwas Sakrales. Die Treppe ins Obergeschoss ist Z-förmig. „Z“ wie Zlín. Dominiert wird die Halle von nur einem Objekt, der Nachbildung des Flugzeugs, mit dem Baťa damals abstürzte (jedoch ohne die deutschsprachigen Schriftzüge, wie sie die Originalmaschine hatte).

 

Flugzeug in einer funktionalistischen Halle

Funktionalistische Tomas-Bata-Gedenkhalle in Zlín
Das Denkmal ist unser persönliches Architekturhighlight in Zlín

 

Leben im Grünen: Die Gartenstadt

Unzählige Backsteinwürfel, von kleinen Gärten umgeben, liegen zu Füßen der grünen Beskiden-Hügel, mit Blick auf die Schuhfabrik von Zlín. Sie entstanden ab 1923 ganz nach dem Credo der Baťas:

„Zusammen arbeiten, individuell wohnen“.

Le Corbusiers Konzept des „kollektiven Wohnens“ (sprich: Wohnmaschinen bzw. Plattenbauten in Trabantenstädten, wie sie später die Kommunisten errichteten) lehnten die Baťas ab. Stattdessen waren sie der Meinung, dass ein Leben in kleinen Häusern mit Garten Zufriedenheit schaffen und soziale Unruhen vorbeugen kann. In den schlichten Häuschen kamen in der Regel ein bis zwei Familien unter.

 

 

Funktionalistische Stadt Zlín: Praktische Infos

  • Mehr Architekturinfos: Es gibt noch deutlich mehr Gebäude als wir hier auflisten können. Infomaterial, teilweise sogar umfangreiche Broschüren mit Karten samt Spaziergängen, erhält man in der Touristeninformation im 14/15 Baťův Institut und im Tomáš-Baťa-Denkmal. Zudem finden hin und wieder Führungen durch die Baťa-Villa statt, Infos hier. Einen guten Artikel zu Zlín gibt es auch auf dem Architekturblog The Link: Der optimale Ort. Funktionalismus im Auftrag von Tomas Bata.
  • Essen und Wohnen in Zlín: Außergewöhnlichste Adresse der Stadt, aber alles andere als funktionalistisch, ist die Koliba U černého med­věda, eine Holz­hütte hoch über der Stadt und mit­ten im Wald. In der urigen Gaststätte gibt es deftige Kost, zudem werden Zimmer und Apartments mit schwerem Mobiliar vermietet. Einen Campingplatz besitzt Zlín leider nicht.
  • Reiseführertipp: Viele weitere Infos zu Zlín gibt es auch in unserem Tschechien-Reiseführer, der im Michael Müller Verlag erschienen ist.

 

Weitere Architekturthemen bei uns auf dem Blog

Gib süßen oder scharfen Senf dazu (E-Mail-Adresse wird nicht angezeigt)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein