Sonnenbrille hoch, Sonnenbrille runter. Regencape an, Regencape aus. Die Costa da Morte, das nordwestlichste Eck Spaniens, ist ein Garant für Wetterkapriolen. Wenn anderswo in Spanien die Sonne vom Himmel knallt, kann es hier schütten und blasen, dass selbst die Möwen zu Fuß gehen. Auch jetzt im September ist das so.
Die Costa da Morte ist nichts für Schönwetter-Pussys. Zur Grundausstattung der Menschen hier gehört ein Regenschirm im XXL-Format, den man wie einen Schutzschild gegen den Wind halten kann. Denn an der Costa da Morte ist der Regen nicht selten ein Querflieger.
Das soll Euch jedoch keinesfalls von einem Roadtrip entlang der Costa da Morte (galicisch) bzw. Costa de la Muerte (spanisch) abhalten. Mit oder ohne Van. Zumal die „Küste des Todes“, deren gefährliche Strömungen schon so viele Schiffe ins Verderben stürzten, von Land aus ziemlich harmlos daherkommt.
Wer an der zerlappten Buchtenlandschaft zwischen A Coruña und Fisterra unterwegs ist, sieht wunderschöne Strände, dramatische Sonnenuntergänge, Leuchttürme an Kaps und steinerne Kreuze auf steilen Klippen, gegen die die Wellen des Atlantiks schlagen. Dazu eine Vegetation, wie sie nur viel Regen zaubern kann.
Miniatursträßchen führen durch manchmal karge, manchmal liebliche, dünn besiedelte Gegenden, vorbei an Maisfeldern, Hortensienhecken und den typischen galicischen Getreidespeichern, die wie exotische Schreine auf Stelzen wirken. Nur die Hafenstädte entlang der Strecke gewinnen leider keine Schönheitspreise.
Und jetzt anschnallen, bitte!
Inhaltsverzeichnis
Roadtrip Costa da Morte: Tipps und Infos vorab
Praia de Baldaio: Das Tor zur Costa da Morte
Muíños de Ardeleiro: Die Mühlen an der Felsküste
Dolmen Pedra da Arca: Steine der Steinzeit
Malpica de Bergatiños: Raubeiniges Hafenstädtchen
Corme: Keine Percebes in der Hauptstadt der Percebes
Über den Miradoiro de Monte Branco nach Laxe
Cabo Vilán und die Praia do Lago
Über die Praia de Os Muiños nach Muxia
Zum westlichsten Punkt Spaniens: Cabo Touriñán
Roadtrip Costa da Morte: Tipps und Infos vorab
- Wo? Die Costa da Morte erstreckt sich von Arteixo (wenige Kilometer westlich von A Coruña) bis zum Kap Fisterra. Luftlinie liegen keine 90 Kilometer zwischen beiden Orten. Die Region gehört zur Provinz Galicien.
- Wie lange? Wer schnell-schnell unterwegs ist, „schafft“ die Costa da Morte in drei Tagen. Wer die Sache entspannt angeht (was man tun sollte) und ein bisschen beachen will, sollte schon eine Woche einplanen.
- Route: Wir kamen aus dem Osten, hatten von San Sebastián aus die Nordküste Spaniens abgeklappert, bis wir die Costa da Morte erreichten. Daher verläuft der hier beschriebene Roadtrip von Ost nach West. Man kann aber auch nach Santiago de Compostela fliegen und von dort mit dem Leihwagen die Küste abfahren.
- Unterkünfte/Campingplätze: Es gibt vergleichsweise wenige Unterkünfte, was Ihr vor allem im Hochsommer bedenken solltet. Ab Mitte September ist schon vieles geschlossen, dazu gehören auch die ohnehin schon wenigen Campingplätze. Plätze, die länger geöffnet haben, findet Ihr in Baldaio und hinter der Praia do Lago bei Muxia. Für Freisteher gibt es überall Wahnsinnsplätzchen.
Praia de Baldaio: Das Tor zur Costa da Morte
Praia statt Playa: Praia ist das galicische (und portugiesische) Wort für Strand (spanisch Playa). Die galicische Sprache ist enger mit dem Portugiesischen als dem Spanischen verwandt und nennt sich Galego.
Soweit kann man die Augen gar nicht aufreißen, um die ganze Schönheit der Praia de Baldaio aufzusaugen. Der rund dreieinhalb Kilometer lange Dünenstrand erstreckt sich zwischen den beiden Ferienorten Baldaio im Osten und Razo im Westen. Aufgrund des Vogelschutzgebiets dahinter ist er komplett unbebaut. Und die Ferienorte selbst kommen mehr als bescheiden daher. Vor allem Surfer sind hier unterwegs.
Es ist heute kaum mehr vorstellbar, wie dieser Strand nach der Havarie des Tankers Prestige im November 2002 ausgesehen haben muss. Das Schiff war 170 Seemeilen vor der Costa da Morte auseinandergebrochen. Was folgte, war die größte Umweltkatastrophe der spanischen Geschichte. Könnt Ihr Euch daran erinnern? Wir bekommen immer noch Gänsehaut, wenn wir Bilder von damals sehen.
Rund 64.000 Tonnen Schweröl liefen aus. Das Meer schwemmte das Öl an Land, von Nordspanien bis Südwestfrankreich. 2900 Kilometer Küste waren verseucht. Hunderttausende Vögel starben. Noch bis Herbst 2004 wurden die Strände gesäubert. Heute sind alle renaturiert. Ein Wunder.
Der wunderschöne Strand von Baldaio, der uns sehr an die weiten, naturbelassenen Strände Südafrikas erinnert, läuft am Abend zur Höchstform auf. Hier gibt’s Sonnenuntergänge, haste nicht gesehen! Ihr braucht das ultimative Sehnsuchtsbild? Bekommt Ihr in Baldaio. Wir zumindest knipsen uns dumm und dämlich, als die Sonne sich in den Feierabend verabschiedet. Nur schön.
Übernachten in Baldaio: In Baldaio gibt es zwei einfache Campingplätze, auf denen vornehmlich Dauercamper urlauben. Der noch bessere von beiden ist der landeinwärts gelegene → Os Delfíns, der von Anfang Februar bis Ende Oktober geöffnet ist. Ordentliche Wiesenstellplätze ohne Ausblick, sehr sauber. Mit Pension und Restaurant. Wer frei stehen will, fährt nach Razo/Arnados zu den Surfern.
Muíños de Ardeleiro: Die Mühlen an der Felsküste
Baldaio – Muíños de Ardeleiro: Luftlinie etwa 7 km, mit dem Auto fast das Doppelte.
Auf unserem gemächlichen Weg Richtung Malpica de Bergatiños taucht irgendwo in der Pampa ein „Muíños“-Schild auf. Wir fahren ihm ohne Eile hinterher, machen ja schließlich auf Urlaub. Über schmale Sträßchen und später auf einem Schotterweg gelangen wir an die Mündung eines Bachs ins Meer und damit zu den Ruinen mehrerer Natursteinmühlen.
Der Himmel ist heute grimmig und der Wind pfeift, doch das macht nichts. Was für ein stimmungsvoller Ort! Ein Kreuz aus Granit erinnert an einen Namenlosen, dem der Atlantik zum Verhängnis wurde. Draußen im Meer zieht ein Fischerboot vorüber.
Dolmen Pedra da Arca: Steine der Steinzeit
Muíños de Ardeleiro – Pedra da Arca: Luftlinie etwa 2,5 km, mit dem Auto etwa 4 km
Von den Mühlen tuckern wir wieder landeinwärts. Wir wollen zu den Dolmen Pedra da Arca, mächtige Gräber aus der Steinzeit. Dolmen sehen, sofern nicht ein paar Megalithen umgefallen oder geborsten sind, wie Picknicktische eines Riesen aus.
Die Dolmen von Pedra da Arca sind nicht mehr ganz intakt, gehören dennoch zu den größten Galicien und entstanden zwischen 3500 und 2700 vor Christus. Wer sich ein wenig für Archäologie interessiert, kann einen Abstecher machen. So sieht das Ganze aus:
Malpica de Bergatiños: Raubeiniges Hafenstädtchen
Pedra da Arca – Malpica: 4,5 km
Der Himmel schmiert sich zusammen. Bald ist er gewitterblau. Es riecht nach Muscheln, Tang und Salz. Böen lassen die Fischerboote im geschützten Hafen tänzeln. Der Hafen ist das Herz der Stadt, liegt da wie die Bühne eines Amphitheaters.
Die Häuser drum herum steigen steiler an als die Südtribüne des Westfalenstadions. Hoch über dem Hafen stehen die Fischer beisammen und trinken Bier aus kleinen Fläschchen. Ihre Haut ist von Wind und Wetter gegerbt. In der urigen Bar do Pescador nebenan lesen alte Männer Zeitung.
Malpica de Bergatiños ist nicht schön, weiß Gott nicht. Immerhin ist das chaotisch zusammengewurstelte Städtchen recht lebendig. Zumindest dann, wenn keine Siesta herrscht, also etwa von neun bis 13 Uhr und ab 18 Uhr wieder. Das Städtchen zieht sich eine Landzunge entlang. Auf der anderen Seite der Hafenbucht entdecken wir bei unserem Spaziergang eine sichelförmige Sandbucht. Und das eine oder andere Mural: Ein Seepferdchen. Und einen Fischkutter, der sich durch die Wellen kämpft.
Übernachten in Malpica: Im Zentrum einige wenige einfache Hostals. Hinter dem Strand ein paar Apartmentvermietungen.
Corme: Keine Percebes in der der Hauptstadt der Percebes
Malpica – Corme: Luftlinie 14 km, mit dem Auto 18 km. Unterwegs bieten sich immer wieder Abstecher zu kleinen weißen Sandbuchten an der raue Küste an. Sehr schön sind die Praia de Niñóns und die Praia da Barda.
Bonjour Tristesse! Corme ist in etwa so prickelnd wie drei Tage alte Cola. Trostlose Wohnblocks direkt hinter dem Hafen. Viel Grau. Verfall, hart an der Grenze zur Verwahrlosung. Kein Ort, an dem man gerne verweilt. Schade, denn hier wollten wir eigentlich Percebes essen. Percebes sind Krebse, die zur Gattung der Rankenfußkrebse gehören. In Deutschland gehen sie als „Entenmuscheln“ über die Theke. Corme ist bekannt für seine Percebes.
Die Percebes ähneln abgeschnittenen Tierbeinchen samt Hufen, der Focus nannte sie mal die „hässlichste Delikatesse der Welt“. Sie leben an den schroffen Felsen der Costa da Morte. Dort werden sie bei Ebbe von so genannten Percebeiros eingesammelt. Was heißt eingesammelt. Percebes pflückt man nicht wie Erdbeeren. Die Männer müssen sich dafür zuweilen abseilen. Es ist ein lebensgefährlicher Job. Plötzlich auftauchende Wellen wurden schon so manchen Percebeiros zum Verhängnis, zumal sich die dicksten und fleischigsten Krebse ausgerechnet da finden lassen, wo die schroffen Klippen von besonders starken Wellen umspült werden.
Das Tankerunglück von 2002 machte Tausende von Fischern an den hiesigen Küsten arbeitslos, dazu auch viele Percebeiros. Und da das Sammeln nicht nur ein gefährlicher Job ist, sondern auch einer, der alles andere als reich macht, braucht man sich nicht wundern, dass kaum mehr Percebeiros nachkamen. Die Jugend zieht es in die größeren Städte. Das sieht man dem ausgebluteten Corme heute deutlich an, leider.
Wir bekommen in der Percebes-Hauptstadt keine Percebes. Sehen nicht mal ein geöffnetes Lokal, das etwas anderes als eine einfache Bar ist.
Wir bekommen auch später keine Percebes. Nirgendwo an der Costa de Morte. Der Grund: Wir sind außerhalb der Saison da. Percebes werden an der Costa de Morte von November bis März gesammelt. Schade. Gerne hätten wir diese Meerestiere probiert, die mit nur einem Lorbeerblatt gewürzt in Meerwasser gekocht werden. Und zwar nur so lange, wie ein Vaterunser dauert. Amen.
Über den Miradoiro de Monte Branco nach Laxe
Ohne Abstecher sind es rund 20 km von Corme nach Laxe. Zweigt man unterwegs zum Aussichtspunkt Monte Branco und zur Praia da Balarés ab, werden es schnell 27 km. Luftlinie liegen Corme und Laxe dagegen nur 6 km auseinander.
Gemütlich tuckern wir weiter. Die Wolken ziehen sich schon wieder ordentlich zusammen, als wir auf dem mit Sendemasten bestückten Monte Branco ankommen. Von hier schauen wir uns die grüne Küste einmal von oben an:
Weiter geht es nach Laxe, einem lebendigen Hafenstädtchen mit einem langen Sandstrand vor der Nase. Trotzdem ist auch Laxe kein Ort, bei dem man ekstatisch „Wow!“ ruft. In der ersten Reihe wurde so geklotzt, dass man die schmalgassige Altstadt dahinter erst mal suchen muss. So eng sind die Gassen dort, dass jeder riechen kann, was beim Nachbarn zu Mittag gekocht wird.
Die schöne alte Kirche, die auf den Hafen blickt, ist leider dicht, wie so vieles auf unserer Reise durch Spanien. Gleiches gilt für das hiesige → Museo del Mar. Hier in Galicien, eigentlich in ganz Spanien, sind wir immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Scheiß Siesta.
Dafür machen wir einen netten Spaziergang zum Leuchtturm und entdecken nahebei eine bronzene Frau mit Kind auf dem Arm. Traurig blickt sie aufs Meer. Die Skulptur Espera der Künstlerin Iria Rodríguez ist eine Hommage an die vielen Fischer, die ihr Leben auf See ließen und an die Frauen, die zurückblieben. Hinter der Skulptur gibt es ein schönes Picknickareal, ein großartiger Ort für einen Sonnenuntergang.
Übernachten in Laxe: Auch in Laxe einige wenige einfache Hostals und Apartments.
Manfred aus Camelle
Laxe – Camelle: Luftlinie 8 km, mit dem Auto 20 km. Unterwegs bietet sich ein Abstecher zum 2 km langen Strand von Traba an.
Es war einmal ein Manfred, der lebte zwischen 1962 und 2002 im Fischerdörfchen Camelle an der Costa da Morte. Der schwäbische Einsiedler wohnte in einer Steinhütte am Meer, ernährte sich vegetarisch von Produkten aus dem eigenen Garten und kreierte skurrile Kunstwerke aus Meeresfunden, die er in einem Open-Air-Museum ausstellte. „O Alemán“ oder einfach nur „Man“ nannten ihn die Locals.
Manfred starb am 28. Dezember 2002 66-jährig, vermutlich an gebrochenem Herzen, nachdem die verheerende Ölpest sein Open-Air-Museum und damit auch seine naturnahe Existenz zerstört hatte. Heute erinnert vor Ort ein kleines → Museum an den Mann, der winters wie sommers im Lendenschurz unterwegs war.
Mehr zu Manfreds Leben hier.
Manfred ruht immer noch in seiner Hütte, nun ascheförmig in einer Urne. Das Areal ist von außen gut einsehbar, aber nicht zugänglich. Es ist rührend, wie der Ort Camelle bis heute seines prominentesten Bewohners gedenkt.
Cabo Vilán und die Praia do Lago
Von Camelle bis zum Cabo Vilán sind es 19 km auf schmalen Sträßchen (über Arou und Camariñas). Vom Kap bis zur Praia do Lago (über A Ponte do Porto) weitere 15 km.
Unser nächster Leuchtturm heißt Faro de Cabo Vilán und bietet wieder einmal den ultimativen Atlantikblick. Stolz thront der Turm, abgetrennt vom Leuchtturmhaus, auf einem Granitfelsen 104 Meter über dem Meer. 30 Seemeilen weit reicht sein Signal. Nicht von schlechten Eltern, oder?
Während es am Kap noch zieht wie Hechtsuppe, sieht die Welt an der Praia do Lago schon wieder ganz anders aus. Herrlichster Sonnenschein, ein bildschöner Strand und ein gemütlicher Campingplatz auf dem baumbestandenen Hügel dahinter. Dort verträumen wir die nächsten Tage:
Übernachten/Camping: Die (zumindest in der Nebensaison) stille Praia do Lago ist ein guter Standort zum Abhängen. Direkt hinter dem Strand gibt es das nette → Hotel Playa de Lago und den → Camping O Paraiso, der 2021 in der zweiten Septemberhälfte noch geöffnet hatte. Von den oberen Stellplätzen schöner Meerblick. Laden, Restaurant, einfache, aber saubere Sanitäranlagen. Achtung: nur für kleinere Gefährte geeignet!
Über die Praia de Os Muiños nach Muxia
Praia do Logo – Muxia: ca. 8 km
Auf dem Weg von der Praia do Lago nach Muxia machen wir einen Abstecher zum nächsten Bilderbuchstrand, der Praia de Os Muiños. Die helle Sandsichel ist umringt von sattem Grün.
Am Hafen von Muxia entdecken wir hübsche Streetart, unter anderem ein beeindruckendes Mural des galicischen Künstlers Yoseba MP. Der rote Faden seines Œuvres: Omas als Superheldinnen.
Muxia gefällt uns aber nicht nur deswegen. Hinter dem Hafen gibt es eine ganze Reihe von Lokalen. Wir setzen uns und bestellen Pulpo a la Gallega (Oktopus mit Paprikapulver) und Zamburiñas, bunte Kamm-Muscheln, so etwas wie die Punks unter den hiesigen Meeresfrüchten. Sie gehören zur Gattung der Jakobsmuscheln, deren stilisierte Schale wiederum das Symbol des Jakobswegs ist.
Ein Abschnitt des Jakobswegs führt an der nahen Wallfahrtskirche A Virxe de Barca vorbei. Hier, am Kap Punta da Barca, soll die Muttergottes mit dem Schiff angekommen sein, um Jakob bei der Christianisierung Spaniens zu helfen.
Es ist Sonntagnachmittag und gut was los. Wir schenken uns den Blick ins Innere der Kirche, schauen uns nur draußen um. Dort ragt das Monument eines gespaltenen Steins in den galicischen Himmel. Es erinnert an das Tankerunglück von 2002:
Übernachten in Muxia: Geht mal auf die bekannten Portale. In und um Muxia gibt es von der eher schlichten Pension im Zentrum über das romantische Landhäuschen bis hin zum feudalen, leider zu klotzigen → Parador Costa Morte so ziemlich alles. Nur ein Campingplatz fehlt.
Zum westlichsten Punkt Spaniens: Cabo Touriñán
Muxia – Cabo Touriñán: 17 km auf Straßen, Luftlinie 8 km
Wir lenken unseren Bus über schmale Asphaltbänder. Es geht durch Dörfer mit traditionellen Getreidespeichern. Dann verschwinden die Felder, und die Landschaft um uns herum wird zunehmend steiniger und unwirtlicher. Schließlich landen wir am Kap Touriñán, dem westlichsten Punkt Spaniens. Der westlichste Punkt des europäischen Kontinents ist übrigens das Cabo da Roca in Portugal, das es noch etwa 17 Kilometer weiter nach Westen schafft.
Praia do Rostro: Surferstrand ohne Surfer
Cabo Touriñán – Praia do Rostro: 19 km. Auf halber Strecke liegt die Praia de Nemiña (ein beliebter Spot bei Surfern). Die Straße dahin ist eine Sackgasse. Wer gen Süden will, muss sich weiter landeinwärts halten.
Rechts, links oder geradeaus? Ein verwirrendes Netz an Ministräßchen zerschneidet die kaum besiedelte Gegend hinter der Praia do Rostro. Es dauert ein wenig, aber irgendwann finden wir den Beach. Am Parkplatz dahinter ein Imbisswagen und ein paar deutsche Surferboys vor ihren Vans.
Der wunderschöne Strand selbst ist leer. Die Surfer scheint es gerade nicht aufs Meer zu ziehen. Ist ihnen der Wind zu heftig? Am Himmel ziehen die Wolken in einer Geschwindigkeit vorbei, als hätten sie gleich ein wichtiges Date. Wir haben keins. Wir kicken die Flipflops zur Seite und spazieren barfüßig durch einen Sand wie feingemahlenes Meersalz.
Setzen uns dann und blicken in die Ferne. Genießen die Sonne, die funkelnde Wellen in die See zaubert. Vor zwei Stunden war an so etwas gar nicht zu denken, da war kurz mal wieder Sauwetter.
Übrigens: Wenn man die Farbe Blau in Verbindung mit Meeresrauschen betrachtet, produziert das Gehirn stressreduzierende Alphawellen. Es sind die gleichen Alphawellen, wie sie zum Beispiel Mönche beim Meditieren aktivieren. Haben wir mal gelesen. Probiert es aus…
Finale: Fisterra und Cabo Fisterra
Praia do Rostro – Fisterra – Cabo Fisterra: 13 km
Fisterra ist das für uns sympathischste Städtchen an der Costa da Morte, gleichzeitig aber auch das mit dem höchsten Touristenaufkommen. Hat ja auch einen klangvollen Name. Was die Galicier heute Fisterra und die Spanier Finisterre nennen, war für die Römer in der Antike Finis terrae, das Ende der Welt.
Am Hafen kann man in einer großen Fischhalle Meeresgetier gucken oder einkaufen. Zwischen der Halle und der Festung im Süden des Orts erstreckt sich ein kleiner, gemütlicher Strand. Ein weiterer Strand, unverbaut und schön, ist die Praia do Mar de Fóra. Der Strand liegt auf der anderen Seite der Landzunge, also im Westen. Gerade 1000 Meter breit ist diese Landzunge, die sich gen Süden ins Meer schiebt und am Kap Fisterra endet. Sie schützt das Städtchen Fisterra vor den Launen des Atlantiks.
An der mit Restaurants bestückten Hafenstraße nördlich der Fischhalle stoßen wir auf das Monumento al Emigrante. Es erinnert an die vielen Auswanderer dieser armen Region.
Hinter dem Hafen spazieren wir durch ein Gewirr aus schmalen Gassen und vorbei an gekachelten Häusern, die schon ein wenig ans nahe Portugal erinnern. Wir sehen viele „Vende“-Schilder. „Zu verkaufen“.
Danach steigen wir ins Auto und fahren zur letzten Station unserer Roadtrips an der Costa da Morte. Es ist der Leuchtturm am Kap Fisterra. Man kann ihn nicht verfehlen: Humpelnde Wanderer rechts und links der Straße weisen den Weg. Auch wenn Santiago de Compostela das eigentliche Ziel des Jakobswegs ist, so wollen viele Pilger auch noch den Weg bis zum Kilometerstein Null am Cabo Fisterra zurücklegen. Das sind weitere vier bis fünf Etappen. Um dort als krönenden Abschluss ihrer langen Wanderung die Sonne ins Meer plumpsen zu sehen.
Zum Sonnenuntergang muss hier die Hölle los sein. Das zumindest haben wir gehört. Uns reicht schon der Trubel bei Helligkeit. Das Kap ist eine ganz große Touristennummer.
Übernachten rund um Fisterra: In und um Fisterra gibt es Unterkünfte jeglicher Kategorie und für jeden Geschmack. Etwas ganz Besonderes ist eine Nacht am Kap beim Leuchtturm. Autarke Camper können dort genauso übernachten wie alle, die ein Zimmer im komfortablen Hotel → O Semaforo gebucht haben. Es ist in einem Nebengebäude des Leuchtturms untergebracht. Der nächste Campingplatz befindet sich 10 km nordöstlich des Kaps nahe Sardiñeiro de Abeixo: Der Camping → Ruta de Finisterre hat allerdings nur von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet.
Literaturtipp
Viele Detailinfos zur Costa da Morte findet Ihr im → Reiseführer Nordspanien unseres Kollegen Thomas Schröder. Er ist im Michael Müller Verlag erschienen.
Mehr Roadtrips durch Nordspanien
- Auch Elke vom Blog Kekse & Koffer war mit dem Auto in Nordspanien unterwegs. Ihren Bericht lest Ihr hier: Ein Roadtrip auf dem Jakobsweg durch Nordspanien
- Mike vom Blog Gooutbecrazy war mit Familie und Womo in der Region: Strände, Städte, Stellplätze – Nordspanien
Hallo Ihre Beiden,
was für ein toller Roadtrip. Da möchte man sofort ins Auto steigen und selber los fahren. Naja, zumindest kann man so wunderbar träumen.
Liebe Grüße
Kathleen
Liebe Kathleen, danke dir. Bald geht es wieder rauswärts. Dann wird’s Zeit, ins Auto zu steigen und einfach mal wieder loszufahren 😉
Wieder ein toller Beitrag, ihr beiden! Habe ich sofort auf meinem Spanien-Pinterest-Board gemerkt 🙂 Wir haben ja bisher nur den Küstenabschnitt Bilbao – San Sebastián kennengelernt. Costa da Morte kommt aber sicher auch irgendwann noch. Danke für die Eindrücke!
LG, Julia
Liebe Julia, nichts zu danken. Costa da Morte müsst Ihr machen. Ist halt wirklich noch einsam und fernab der Autobahn. Da kann man rumgurken ohne jeglichen Stress. Beste Grüße!