„Wenn zwei Nilpferde streiten, sollte man nicht das Paddel ins Wasser halten.“
Sprichwort aus Uganda
Wir müssen zugeben: Ob es uns jemals nach Uganda verschlagen hätte, gäbe es dort keine → Berggorillas, ist fraglich. Bis wir auf die Idee kamen, die Berggorillas zu besuchen, hatten wir kaum einen blassen Schimmer von diesem Land. Wie sieht’s da überhaupt aus? Wie heißt die Hauptstadt? Ist es da sicher? An Luxuslodges, die wir uns niemals leisten können, dachten wir nicht. An Sandstrände auch nicht, schließlich ist Uganda ein Binnenland. Und dass man auf Safari gehen kann, musste uns auch erst Google erzählen.
Uganda individuell – unsere Stopps
Wir nahmen uns fünf Wochen Zeit für das Land, zwei weitere Wochen verbrachten wir in → Ruanda. Wer unterwegs keine zig Bücher lesen will, kann die von uns besuchten Orte in Uganda (bei guter Vorausplanung) auch in drei Wochen bereisen. Mit einem eigenen fahrbarem Untersatz oder gar als organisierte Rundreise noch schneller.
Denken wir heute an die Tour zurück, fallen uns nicht nur magische Landschaften mit einer faszinierenden Tierwelt ein, sondern auch unsere abenteuerlichen Trips von A nach B, von B nach C, von C nach D: in völlig überfüllten Minibussen (Matatus), auf knatternden Boda-Bodas (Motorradtaxis), auf Fähren oder gar als Anhalter auf einem abgetakelten Zuckerrohrlaster. Immer begleitet von liebenswerten Menschen mit einem breiten Lächeln wie aus der Colgate-Werbung. Nie war es uns mulmig, immer kamen wir am Ziel an, nie fühlten wir uns übers Ohr gehauen. Eines nur sollte man in puncto Rumkommen auf eigene Faust im Voraus wissen: Komfort geht anders!
Inhaltsverzeichnis
Entebbe und die Ssese Islands: Am drittgrößten See der Welt
Von Kampala nach Jinja: Zur Quelle des Nils
Sipi Falls: Kaffee und Wasserfälle
Murchison Falls National Park: Ganz großes Tierkino
Bwindi Impenetrable National Park: Nicht nur Gorillas
Affentheater: Gorilla-Tracking im Bwindi Penetrable National Park
Lake Bunyonyi: Flusskrebs-Orgie
Fort Portal und Queen Elizabeth National Park: Rüsselparade
Kibale National Park: Schimpansenparty
Entebbe und die Ssese Islands: Am drittgrößten See der Welt
Welch Glück, dass Ugandas internationaler Flughafen nicht in der 1,4-Millionen-Einwohner-Kapitale Kampala liegt – so bleibt einem dieser völlig versmogte Alptraum zumindest am Anfang und/oder am Ende seiner Ugandareise erspart.
Wie schön hingegen, dass sich der Airport 40 Kilometer südlich von Kampala in Entebbe befindet, einem beschaulichen 50.000-Einwohner-Städtchen am Ufer des Victoriasees. Hier lässt es sich auf Afrika einstimmen: bei einem Spaziergang durch den Botanischen Garten oder einem gemütlichen Essen in einem Strandlokal, bei dem die Tilapias direkt vom See auf den Grill und dann weiter auf den Teller springen.

Der Victoriasee ist der drittgrößte See der Welt, in etwa so groß wie Bayern. Südlich von Entebbe erstreckt sich das Ssese-Archipel: 84 Inseln voller tropischer Anmut, die einen dicht besiedelt, andere gänzlich verlassen. Buggala ist die größte von ihnen und mit einer Fähre von Entebbe in rund vier Stunden zu erreichen.
Wie haben wir uns auf die Tage dort gefreut, nachdem wir erste Fotos im Netz entdeckt hatten: weiße, palmenbestückte Puderstrände vor einem Wasser so blau, dass man schon vom Reinschauen besoffen wird. Pustekuchen!
Auf Buggala begann, was sich leider wie ein roter Faden durch unsere Reise ziehen sollte: Wir blickten auf einen nashorngrauen Himmel, den wir eigentlich im Berliner Winter zurücklassen wollten. Immer wieder Regen, Fleecepulli-Temperaturen, mal mogelte sich die Sonne kurz durch, dann wieder trübe Aussichten. Und das in Afrika! Doch auch kein Wunder angesichts der geographischen Besonderheiten: Uganda liegt im Durchschnitt 1000 bis 1500 Meter über dem Meer, und die Berge können auf bis zu 5000 Meter ansteigen.

In den Wochen vor unserer Ankunft auf Buggala hatte es so geschüttet, dass der Pegel des Victoriasees angestiegen war. Von den hellen Traumstränden keine Spur. Aber was soll’s: Der See ist zum Baden wegen Billharziose-Gefahr ohnehin nicht zu empfehlen. Spaziergänge führten uns – wenn sich die Sonne zeigte – kreuz und quer über die Insel, in das Hauptstädtchen Kalangala, in bescheidene Fischerdörfer am Seeufer und als Zaungäste zu einer Hochzeit. Schade, dass wir keine Fotos haben von den aufwändig frisierten Damen in ihren glänzenden Roben, unter denen Mein-Hintern-muss-dicker-aussehen-Polster steckten.
Von Kampala nach Jinjia: Zur Quelle des Nils
Das Beste an Kampala ist der riesige, völlig chaotische Taxi Park, wie der Minibusbahnhof genannt wird. Er ermöglicht die Flucht aus einer Stadt, die nicht viel hergibt. Eine Stadt, in der man kaum atmen kann. Die Feinstaubbelastung Kampalas ist laut WHO fast zehn Mal so hoch wie in Berlin und doppelt so hoch wie in Shanghai.

Jinjia (100.000 Einwohner) hingegen ist ein gemütliches Städtchen am nördlichen Rand des Victoriasees. Zwei bis drei Stunden braucht der Minibus von Kampala für die gerade mal 80 Kilometer.
In den kunterbunten Straßen mit ihren einstöckigen Kolonialgebäuden findet man nette Bars und kleine Schneiderwerkstätten, die Kleider und Hemden in leuchtenden Farben nähen. Drum herum Wohnviertel mit gepflegten Gärten.
Wir besuchten die „Quelle des Nils“ – oder was man dafür hält, schließlich gibt es noch andere mutmaßliche Nilquellen in Burundi und Ruanda. Und wir aßen zum ersten Mal das ugandische Nationalgericht: Matoke, ein grün-gelber Kochbananenbrei, der mit roten Bohnen und einem spinatähnlichen Gemüse auf den Tisch kommt. Es war zugleich das letzte Mal. Der Kellner resümierte beim Abräumen:
„Ich weiß, warum Ihr Europäer immer so wenig esst. Ihr seid es nicht gewohnt, weil Ihr es Euch daheim nicht leisten könnt, mal richtig zuzulangen. Bei Euch ist das Essen viel zu teuer!“
Nach Jinjia zieht es auch viele junge Backpacker aus aller Herren Länder. Der Grund: Rafting auf dem Weißen Nil (Level 5). 130 Euro kostet das Weichspülabenteuer. Danach kippen die meisten Rafter einen See aus Nile Special in sich hinein – nach dem wohl afrikanischsten aller Flüsse ist auch das hiesige Bier benannt.

Sipi Falls: Kaffee und Wasserfälle
Ein schönes Fleckchen Erde rund 270 Kilometer nordöstlich von Kampala. Hier, an der Grenze zu Kenia, erhebt sich der Mount Elgon, ein 4300 Meter hoher, erloschener Vulkan. An seine Ausläufer schmiegt sich das Dorf Sipi, das auf rund 1800 Höhenmetern liegt. Nahezu jede Familie baut hier Kaffee an. In den unteren Lagen Arabica, in den oberen Robusta. Doch die Erträge sind wegen des Klimawandels rückläufig, die Temperaturen steigen, der Regen wird seltener und wenn er dann kommt, dann umso heftiger.
In der Umgebung kann man vier Wasserfälle, alle bis zu 100 Meter hoch, mit einem Guide erwandern. Unserer hieß George, ein schlanker, freundlicher Mann in seinen Dreißigern. Zwei Tage waren wir mit ihm in den grünen Hügeln unterwegs und erfuhren viel. Beispielsweise, dass ein Mann, der zwei Kühe besitzt, kein armer Mann sei. Und dass aus Sipi die besten Marathonläufer des Landes kämen. Kein Wunder bei diesem Gelände. George besorgte uns einen der übelsten Muskelkater ever ever.

Murchison Falls National Park: Ganz großes Tierkino
Dem spektakulären tierreichen Nationalpark im Norden Ugandas haben wir einen eigenen Blogbeitrag gewidmet. Lest mehr dazu hier. Ein kleiner visueller Vorgeschmack:

Bwindi Impenetrable National Park: Nicht nur Gorillas!
Um in den Bwindi Impenetrable National Park, der spektakulären Heimat der → Berggorillas, zu gelangen, fuhren wir von Kampala zuerst ins Landstädtchen Kabale. Wir nahmen den Postbus, zusammen mit vielen, vielen anderen Menschen und vielen, vielen anderen Hühnern. Sechs bis sieben Personen in einer Busreihe sind normal, ohne Hühner. Da der Postbus – nomen est omen – auch Pakete und Briefe im Land spazieren fährt und an jeder Poststation entlang des Weges hält, braucht er acht Stunden für die 400 Kilometer.
Von Kabale brachte uns Seith, der Betreiber der → Bwindi Backpackers Lodge, zu seiner Unterkunft am Rande des gleichnamigen Nationalparks. Die Fahrt zum wunderschönen Arsch der Welt führte über zerfurchte, rote Lehmwege durch wogende Landschaften und vorbei an verstreuten Siedlungen, die sich an grüne Hügel klammern.
Zwei Stunden später saßen wir mit einem warmen Bier in der Hand auf unserer Terrasse und blickten hinüber auf die Nebelwaldberge, wo die → Gorillas wohnen. Während wir uns auf die Verwirklichung eines Lebenstraums freuten, fuhr auf der Landstraße in unserem Nacken ein Truck mit Flüchtlingen aus dem Kongo vorbei.

Wegen der Grenznähe zum Kongo muss bei Aktivitäten im → Bwindi-Nationalpark stets ein bewaffneter Polizist im Schlepptau sein. So auch am nächsten Tag, als wir uns für die Gorillas „warmliefen“. Guide Moses führte uns durch sein grünes Wunderland, zeigte auf einen palastgroßen, ummauerten Bau auf einem Hügel und sagte:
„Dort wohnt unser Priester“.
Was für ein Unterschied zu den bescheidenen Hütten der Dörfer darunter! Dann zeigte Moses auf einen anderen Hügel, auf dem eine kleine Siedlung thronte:
„Dort wohnt eine einzige Familie, ein Mann mit acht Frauen und 42 Kindern.“
Das ist selbst für ugandische Verhältnisse viel. 2007 hatte Uganda noch etwa 30 Millionen Einwohner, 2020 waren es schon über 41 Millionen. Die Probleme, die der Bevölkerungszuwachs bringt, kann keine Entwicklungshilfe kompensieren. Uganda hat eine der jüngsten Bevölkerungen der Erde. Allein zwei Millionen Mädchen unter 15 Jahren bekommen jedes Jahr ein Kind. Und über 80 % der Bevölkerung sucht sein Einkommen in der Landwirtschaft. Irgendwann wird das Land, das man noch roden kann, rar. Dann wird die Suche nach noch unbeackerten Flächen auch vor dem Bwindi Impenetrable National Park nicht Halt machen. Und für die Gorillas könnte es eng werden.



Affentheater: Gorilla-Tracking im Bwindi Impenetrable National Park
Wie der aufregendste Tag unseres Lebens ablief, könnt Ihr hier nachlesen.
Flusskrebs-Orgie am Lake Bunyonyi
Auf Karten sieht der rund 60 Quadratkilometer große See inmitten einer zerrupften Landschaft ein bisschen so aus wie das Skelett eines Tyrannosaurus Rex mit amputiertem Schwanz. Arme über Arme, Buchten über Buchten und darin 30 Inseln und Inselchen.
Der von terrassierten Hügeln eingebettete nasse Traum für Aktivtouristen und Nixtuer erstreckt sich zwischen dem Bwindi-Nationalpark und Kabale. Der See, auf einer Höhe von 1840 Metern, gilt als bilharziosefrei. Nach Schwimmen war uns dennoch nicht: Nebelwolken und Nieselregen sorgten für Frische.
Als die Sonne raus kam, ließen wir uns über den See zur Insel Bwama schippern, wo bis 1969 eine Leprastation in Betrieb war, die heute als Schule dient. An einem anderen Tag besuchten wir den Wochenmarkt in Rutina: ein großer Treff der Seeanrainer, die hier mit ihren Kanus anfahren, einkaufen, verkaufen und sich im Anschluss so richtig besaufen. Und jeden Tag aßen wir Crayfish: Crayfish-Curry, Crayfish-Pasta, Crayfish-Pizza. Die unglaublich leckeren Flusskrebse wurden angeblich erst in den 1970er Jahren aus Louisiana (!) eingeführt – das Lieblingsessen der Touristen verfüttern die Locals übrigens an ihre Hühner…

Fort Portal und Queen Elizabeth National Park: Rüsselparade
Fort Portal liegt im Südwesten Ugandas zu Füßen des bis zu 5000 Meter ansteigenden Rwenzori-Gebirges, einer der höchsten Gebirgszüge Afrikas und zugleich die Grenze zum Kongo. Wegen dieser Kulisse, aber auch wegen der umliegenden Teeplantagen und Kraterseen gilt die 43.000-Einwohner-Stadt als eine der attraktivsten des Landes. Für fast eine Woche wurde Fort Portal unsere Basis für weitere Abenteuer mit höchstem Adrenalinausstoß.

Von Fort Portal planten wir den Trip zum etwa 150 Kilometer südlich gelegenen → Queen Elizabeth National Park. Der Park ist mit fast 2000 Quadratkilometern ein Oschi unter den Nationalparks: zwei große Seen, Kanäle, weite Savannen, Kraterseen und 95 Säugetierspezies. Diese animalische Wundertüte wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Ohne fahrbaren Untersatz ist ein Besuch des Nationalparks allerdings zwecklos. Wir machten uns auf die Suche nach einem Guide oder einer organisierten Tour und fanden über das Infobüro der Uganda Wildlife Authority den jungen Japan von der Agentur → Papyrus Forest, der uns für zwei Tage zu einem fairen Preis durch den Nationalpark fuhr. Woher Japan seinen Spitznamen hat, weiß übrigens jeder, der ihm in die Augen guckt:
Cyanblauer Himmel im Queen Elizabeth National Park! Wir beobachteten eine Löwenfamilie beim Lunch, es gab frisch gerissenen Büffel. Eine Elefantenkette zog am dämmrigen Horizont vorbei, Tier folgte Tier, Rüssel an Schwanz, kleine und große – was für ein unvergesslicher Scherenschnitt.
Auf der Bootssafari über den Kazinga-Kanal erlebten wir die Elefanten plantschend und schnorchelnd. Und selbst beim Feierabendbier auf der Terrasse unseres Guesthouses konnten wir die majestätischen Dickhäuter beobachten – während Antilopen übers Gelände jagten. Nur die legendären, auf Feigenbäumen fläzenden Löwen der Ishasa-Ebene wollten uns keine Audienz erweisen. Einen Tag lang suchten wir sie vergebens.

Kibale National Park: Schimpansenparty
Zurück in Fort Portal entschieden wir uns für ein weiteres tierisches Vergnügen: Schimpansen-Tracking im 30 Kilometer südlich gelegenen Kibale National Park. Der Spaß, ein bisschen Zeit mit den Primaten zu verbringen, ist mit 150 US-Dollar nicht gerade billig. Aber leider ist nichts, was mit Nationalparks zu tun hat, billig in Uganda.
Immerhin war das Permit, wiederum über das Büro der → Uganda Wildlife Authority, schnell zu bekommen. Als Fahrer buchten wir erneut Japan: Für 50 Dollar brachte er uns mit einem Stopp an einem idyllischen Kratersee zur Unterkunft im Nationalpark, am nächsten Tag zum Ausgangspunkt des Trackings und danach wieder zurück nach Fort Portal.
Unsere Unterkunft im Kibale National Park war die originellste unserer gesamten Reise: Die → Kibale Primate Lodge liegt genau dort, wo man vor lauter Bäumen den Kibale-Wald nicht mehr sieht. Sie bedient in erster Linie betuchtere Reisegruppen. Nur das zehn Fußminuten von der Lodge entfernte, noch tiefer im Wald gelegene „Sky Tree House“ kam mit 60 US-Dollar pro Nacht unserem Geldbeutel etwas näher. Ein Ort, der Kinderträume wahr werden lässt. Peter Pan, Pippi und Tom Sawyer wären blass vor Neid geworden!
Unser einsam liegendes, zusammen gezimmertes Baumhaus stand auf Stelzen etwa zehn Meter über dem Boden und war nur über eine Holzleiter zu erreichen. Aus Sicherheitsgründen durften wir den Pfad zwischen Tree House und Haupthaus nur tagsüber begehen. Bereits kurz vor 18 Uhr („before elephants start to cross…“) eskortierten uns bewaffnete Ranger vom Abendbrottisch zurück zum Baumhaus. Die Nacht bescherte uns eine Kakophonie der besonderen Art. Alles, was Lärm machen kann, versammelte sich um uns herum. Zirpte, kreischte oder trampelte auf unserem Dach herum. Und statt Licht gab’s einen sagenhaften Tanz der Glühwürmchen.
Vom Schimpansen-Tracking hatten wir uns nach den eher verhaltenen Erzählungen anderer Reisenden, die nach stundenlangen Waldläufen nicht viel mehr als ein paar schwarze Wesen in Baumkronen tanzen sahen, nicht viel versprochen. Doch wir hatten Schwein! Genau an unserem Tracking-Tag entschied sich eine der hiesigen Schimpansen-Communities zur Völkerwanderung – vielleicht, um ein neues Fressterritorium zu erschließen, vielleicht auch, um einem anderen kriegerischen Schimpansen-Clan aus dem Weg zu gehen. Wir, unsere Ranger und einige amerikanische Touristen, gerieten mitten hinein in die Schimpansenwanderung.
Unsere rund 100-köpfige Community zog laut schreiend und mit einem Affenzahn durch den Wald. Vor uns Schimpansen, hinter uns Schimpansen, mal rechts von uns, mal links von uns, teilweise purzelten die Tiere nur noch so aus den Bäumen. Dazwischen plötzliche Stopps und für ein paar Minuten Schimpansenalltag: ausruhen, fressen, spielen, sich Zweige auf den Kopf hauen, poppen. Bis es wieder weiterging, einem Ziel entgegen, das wir nie kennen lernten. Nach rund drei Stunden war für uns der Spaß und einer der verrücktesten Ausflüge unseres Lebens vorbei.
Uganda und Ruanda individuell – praktische Infos
Visa und Gesundheit
Alles zu Visa- und Impfbestimmungen erfährt man auf den Seiten des → Auswärtigen Amtes. Am besten besorgt man sich vorab ein East African Tourism Visa, für das man 90 Tage lang Ruanda, Uganda und Kenia besuchen kann und dazu so oft ein- und ausreisen kann, wie man will. Zuständig ist dafür in Deutschland der Visa Service Provider → Bridge Corporation in Berlin. Das Visum kostet inklusive Servicegebühr 115 Euro.
Literatur
Die beiden Bibeln für alle, die Uganda und Ruanda auf eigene Faust bereisen, sind die im englischen Verlag Bradt Travel Guides erschienenen Reisehandbücher → Uganda und → Rwanda. Super zur Vorbereitung und vor Ort, mit zahlreichen praktischen Infos zum Übernachten, Essen und Trinken, Rumkommen (à la „dort nicht trampen, da gibt es Löwen“) und Aktivitäten jeder Art.
Ein spannender Roman für unterwegs ist die Abessinische Chronik von Moses Isegawa, der in Uganda spielt.
Planung
Akribisch geplant haben wir nur unser Gorilla-Tracking. Schon ca. vier Monate vor der Reise, noch vor den Flugtickets, Visa und Impfungen, haben wir uns das Gorilla Permit besorgt (alles dazu in unserem Beitrag hier), des Weiteren unsere Unterkunft im Bwindi National Park – damit auch nichts schief gehen konnte. Zudem haben wir unsere ersten beiden Nächte in Entebbe vorab klar gemacht (braucht man auch für die Visumsausstellung), und zwar samt Flughafentransfer – immer sehr angenehm, wenn man frisch in einem unbekannten Land ankommt.
Anfangs haben wir bei Ortswechseln telefonisch ein Zimmer in einem Hotel reserviert, das wir uns vorher aus dem Reiseführer ausgesucht hatten. Nachdem wir aber feststellen mussten, dass die Unterkünfte nie ausgebucht waren (und wir waren in der Hauptsaison unterwegs!), haben wir auch das gelassen.
Safaris und andere Nationalpark-Aktivitäten haben wir erst vor Ort geplant und gebucht, um uns nicht in ein zu enges Reisekorsett zwängen zu lassen. Auch hierbei gab es nie Probleme.

Preise
Ganz grob: Für ein Doppelzimmer mit privatem Bad oder ein Safarizelt zahlten wir in beiden Ländern zwischen 20 und 75 Euro. Nach unten geht bei einem Minimalanspruch an Hygiene wenig, nach oben sind keine Grenzen gesetzt.
Essen ist günstig, ohne spottbillig zu sein. Die Preise liegen in Uganda unter den deutschen (Berlin als Maßstab), in Ruanda nicht immer. Ohnehin ist Ruanda gefühlte 20 Prozent teuerer als Uganda, dafür bekommt man dort nicht selten auch das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis und ein Bier aus einem Kühlschrank, der funktioniert. Alkohol ist nicht teuer, die große Flasche Bier kostet in Uganda ab einem Euro.
Unter „ferner liefen“ kann man die Preise für das Rumkommen in öffentlichen Transportmitteln verbuchen. Sehr günstig! Anders als in Uganda, wo die Busse in der Regel stets völlig überfüllt sind, hat in Ruanda jeder Anspruch auf einen Sitzplatz.
Auch bei den Motorradtaxis, die in beiden Ländern unterwegs und für kürzere Entfernungen zuständig sind, gibt es Unterschiede. In Ruanda herrscht Helmpflicht, d.h. die Fahrer sind verpflichtet, einen Helm für den Passagier mit sich zu führen. Weil’s nicht so hygienisch ist, ziehen sich viele Ruander eine Plastiktüte über die Haare, bevor sie den Helm aufsetzen…
Teuer wird in beiden Ländern fast alles, was in Richtung Aktivitäten geht. Nur Touren mit lokalen Guides in Gegenden abseits der Nationalparks sind preiswert. Ein paar Beispiele:
- Gorilla Permits je nach Land und Saison 600–1500 Euro
- Schimpansen-Tracking 140 Euro
- Safari (drei Tage) ab 355 Euro
- Raften auf dem Nil 130 Euro
- Besteigung des Bisoke-Vulkans in Ruanda für zwei Personen plus Fahrer ca. 190 Euro
Uganda (und Ruanda) – Plus und Minus
Plus
Die Menschen! Unglaublich freundlich und hilfsbereit, ohne aufdringlich zu sein. In Uganda kommt man mit Englisch super zurecht, in Ruanda sollte hie und da noch ein wenig Französisch im Gepäck sein.
Die Sicherheit! Beide Länder gelten mittlerweile als sehr sicher. Wer behutsam unterwegs ist, wird nichts zu befürchten haben. Checkt sicherheitshalber aber nochmals die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes.
Die Safaris! Im Gegensatz zu Ländern wie Kenia oder Tansania, wo auf einen Löwen 25 Jeeps kommen, hat man die Tiere in Uganda und Ruanda vielerorts noch ganz für sich alleine.
Das Rumreisen! Individualreisen durchs Land scheinen in beiden Ländern nicht sehr populär zu sein, sind aber gut machbar und günstig. Wir haben diese authentische Art des Rumkommens sehr genossen und uns gleichzeitig über jeden Mzungu gefreut, der uns begegnet ist.
Minus
Das Wetter! Vielleicht hatten wir einfach nur persönliche Probleme mit den Wettergöttern. Wir waren zwischen Januar und März vor Ort, der eigentlichen Trockenperiode und heißesten Zeit des Jahres. Tatsächlich aber können wir uns in erster Linie an Nebel und Dunst erinnern. Schade um die vielen tollen Aussichten, die uns dadurch entgangen sind. Vielleicht würden wir beim nächsten Mal eher dann fahren, wenn der Regen den Himmel immer wieder klarspült und so für bessere Sicht sorgt. Ob es allerdings viel Spaß macht, Gorillas im Regen zu gucken, ist die andere Frage.
Die Lahmarschigkeit! „Bei der Schöpfung gab Gott den Europäern die Uhr, den Afrikanern gab er Zeit“, heißt ein afrikanisches Sprichwort. Wie wahr, wie wahr. Verzeiht uns den kleinen Ausflug in die „politische Unkorrektheit“, aber der Service hat in beiden Ländern die Geschwindigkeit von trocknender Farbe.
Wie man zwei Stunden brauchen kann, um ein Hühnercurry aufzuwärmen, blieb eines der großen Rätsel dieser Reise. Und warum ist mancherorts ein Frühstück ohne Vorbestellung am Vorabend („Boiled or fried egg?“) in manchen Hotels gar nicht machbar? Und warum bekommt man 45 Minuten nach einer Kaffeebestellung zwei Tassen Tee serviert?
Die Beispiele könnten wir ewig weiterführen. Auf manche Fragen gibt es in Afrika einfach keine Antwort. Seid vorgewarnt und geht nie hungrig essen. Und denkt schon gleich gar nicht daran, vor dem Essen noch Bierchen trinken zu gehen. Für zwei, drei Flaschen habt Ihr auch beim Warten Zeit genug…
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Ach, so ein erfrischender Beitrag! Erinnert mich total an meine Reise! Vor allem bei den Punkten unter „Lahmarschigkeit“ musste ich sehr schmunzeln. 😀 Denn genau die gleichen Herausforderungen hatten wir auch. Sollten wir ein Essen bestellen und dann mehr als 2 Stunden darauf warten? Auf eine bestimmte Zeit vorbestellen hatte in halbgarem Essen geendet. Also vorbestellen und in der Zwischenzeit duschen gehen? Aber nichtsdestotrotz, habe ich vor allem in Uganda mein Herz verloren. Es hat mir sehr gut dort gefallen und die Menschen waren sehr freundlich und vor allem nicht anstrengend. Mit dem Wetter hatten wir es ganz gut erwischt. Wobei wir uns doch über manchen Regen in der Trockenzeit gewundert hatten. Aber die Virunga Vulkane konnten wir nur bedingt sehen. Das war echt super schade!!!!
Liebe Breena, danke für deinen Kommentar! Da haben wir wohl ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Und auch wir haben Uganda und seine Menschen sehr ins Herz geschlossen. Aber die Sicht war wirklich beschissen. Von den Virungas haben wir kaum was gesehen. Wir würden das nächste Mal in der Regenzeit hinfahren, wenn der Regen immer wieder die Landschaft reinwäscht.