„Wassermelonen süß, Honigmelonen sehr süß“.

Der Beitrag zum Türkenmarkt ist eines von 33 Erlebnissen, die wir in unserem Buch → Berlin Abenteuer vorstellen.

Ein Freitagmorgen auf dem Türkenmarkt am Neuköllner Maybachufer. Die Händler schreien um die Wette. Immer machen sie das nicht, das ist ein bisschen wetterabhängig.

Am besten gelaunt sind sie während der ersten warmen Frühlingstage. Im Sommer, wenn es so heiß wird, dass ihre riesigen Bünde Petersilie und Minze bereits am Vormittag die Köpfe hängen lassen, vergeht ihnen zuweilen das orientalische Marktgebrüll. Und am leisesten sind sie an eiskalten Wintertagen, wenn sich der Frost über ihre Gurken legt.

 

Frau mit schwarzem Tschador huscht über Markt

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Heute sind sie recht gut drauf. Rufen „Schale Himbeeren zwei Euro, mit Garantie!“ und trinken dabei rotbraunen Tee aus kleinen tulpenförmigen Gläsern. Der Türkenmarkt am Maybachufer dient – Bioisierung hin, Touristisierung her – vornehmlich einer Sache: die Mäuler der anatolischen Großfamilien Neuköllns und Kreuzbergs zu stopfen.

Die Geschichte des Maybachufer-Markts

Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es einen Wochenmarkt am Maybachufer. Mit dem Zuzug türkischer Gastarbeiter ab den 1960er-Jahren wurde dieser größer und immer orientalischer. Heute sind es bis zu 150 Händler, die zweimal wöchentlich am Landwehrkanal ihre Stände aufbauen.

Rund 200.000 Türkischstämmige leben übrigens in Berlin, knapp die Hälfte hat laut Statistik keinen deutschen Pass. Die Zuwanderung aus der Türkei nahm in den letzten Jahren wieder an Fahrt auf. Und wenn der Sultan in Ankara weiter so wütet wie bisher, wird es wohl künftig noch ein wenig voller werden auf dem Maybachufer-Markt.

Köfte und Sardinen

Hausfrauen mit Kopftüchern stopfen sich tütenweise Auberginen in die Hackenporsches, dazu kiloweise Hamsi, die winzigen Schwarzmeersardinen. Dazwischen schauen sie sich bei den Stoffhändlern um oder gehen auf die Suche nach neuen Schlüpfern. Alles ganz billig natürlich.

 

Frau mit Kopftuch läuft über Wochenmarkt
Türkenmarkt am Maybachufer: Frischer Fisch, bunte Stoffe, bunte Blumen

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Es gibt aber noch so einiges mehr: mit Schafskäse gefüllte Blätterteigtaschen, Oliven aus hellblauen Bottichen, Weinblätter zum Selbstrollen, frisch gepressten Granatapfelsaft und – so rufen die Händler – „Ananas aus dem eigenen Garten“.

Wer nicht einkaufen, sondern einfach nur essen will, kann das natürlich auch. Ein paar knollige Mamas bereiten beste Hausmannskost zu: gefüllte Paprikaschoten, grüne Bohnen mit Lamm, Zucchinipuffer. Köfte, die türkischen Hackfleischbällchen, werden frisch gebraten. Schaut Euch um und kostet!

 

Orientalische Hausmannskost
Simit, Börek oder gefülltes Gemüse?

 

Schnauzer und Club-Mate

Ein buntes Völkchen zieht vorüber, eines von der Sorte, das so manche alteingesessene Neuköllner auf dem Kieker haben. Mit Schnauzbart und Club-Mate in der Hand. Spanisch sprechend. Mit gezückten Kameras. Auf der Suche nach der nächsten Biostulle!

Klar, auch die wird mittlerweile hier verkauft. Dazu japanische Fleischmesser, handgemachte Seifen und sündhaft teurer französischer Käse. Nebenan Neohippie-Straßenmusik. Ist halt so, ist auch Neukölln mittlerweile. Farbenfroh und facettenreich, wie es vielen gefällt. Lassen wir das Ganze doch besser den Händler in Worte fassen, der da trällert:

„Wetter wunderschön, Menschen wunderschön, Aprikosen wunderschön!“

Markttreiben
Und ein bisschen Hipsterkram gibt’s auch…

 

PRAKTISCHE INFOS ZUM TÜRKENMARKT AM MAYBACHUFER

WO? Maybachufer zwischen Kottbusser Brücke und Friedelstraße (U-Bahnhof Kottbusser Tor) +++ WANN? Dienstags und freitags von 11 bis 18 Uhr. +++ Noch mehr Infos auf https://www.tuerkenmarkt.de/ +++

 

LITERATURTIPP

Der Spaziergang über den Maybachufermarkt ist eines von 33 Erlebnissen in der Hauptstadt, die wir für unser Buch → „Berlin Abenteuer“, erschienen im Michael Müller Verlag, aufgeschrieben haben.

 

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10 Kommentare

  1. Geil, ich liebe ja solche Märkte. Vor allem find ich schön, wie du die geschrieben hast. Da komm ich mir direkt zwischendrin im Trubel vor. Herrlich, wenn man sich ein wenig weg träumen kann.

    Liebe Grüsse, Lisa von wanderwithlilu

    • Liebe Lisa, freut uns, wenn wir ein wenig beim Wegträumen helfen konnten. Immer noch wichtig dieser Tage. Ja, echt ein schöner Markt und trotz vieler Touristen immer noch authentisch. Liebe Grüße zurück!

  2. Das klingt nach ein bisschen Urlaub daheim und könnte mein Fernweh ein bisschen stillen. Ich rieche förmlich die leckeren Gerichte und wühle mich durch die interessanten Verkaufsstände. Schade, dass Berlin so weit weg ist.
    Liebe Grüße
    Renate

    • Liebe Renate, ja, zumindest kann man sein Fernweh mit solchen Orten zumindest EIN BISSCHEN stillen. Ganz funktioniert’s aber auch nicht. Immerhin rücken die Tage näher, an denen wir wieder ausgiebig die Welt erkunden können. Beste Grüße!

  3. Wir brauchen alle dringend wieder ein bisschen Orient in unserem Leben! Berlin ist leider fern, aber dank eurer Beschreibungen und Fotos fühlte ich mich wie mitten im Gewusel. Und ich sollte mal wieder türkisch kochen …
    Liebe Grüße
    Elke

    • Da hast du Recht. Irgendwann werden wir es hoffentlich auch mal wieder in die Türkei schaffen. Immerhin gäbe es so einige Reiseführer, die man langsam mal wieder aktualisieren könnte.

  4. Das klingt alles großartig. Obwohl ich lange in Berlin gelebt habe – habe ich es nie hierhin geschafft. Vielleicht nehme ich ja mal Euren Beitrag als Anstoß! Und schon wieder: Alles Gute auch zu diesem Buch! Lg Sandra

    • Liebe Sandra, herzlichen Dank, das Buch ist allerdings schon älter, von 2019. Tja, die Stadt ist einfach zu groß, da braucht es ein halbes Leben, um alles zu entdecken… Lg zurück!

  5. Auf diesem Markt kann man anscheinend reines Urlaubsfeeling erleben 😉 Für Liebhaber kulinarischer Genüsse sicherlich ein willkommenes Abenteuer. Vielen Dank für den erlebnisreichen Einblick.
    Viele Grüße
    Annette

    • Danke dir. Oh ja. Wir waren früher viel in der Türkei, was seit einigen Jahren als Reiseziel schwieriger geworden ist. Der Maybachufermarkt ist aber derart authentisch, dass man sich dort schon halb in Istanbul fühlt.

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